Feuer und Flamme werden als •
Motive bzw. literarische Symbole
(vgl.
Butzer/Jakob (Hg.): Metzler Lexikon literarischer Symbole, 32021,
S.176-179) unterschiedlich verwendet. Als Symbole verweisen sie "auf ein
konkretes Ding, Phänomen oder eine Tätigkeit [...], die mit einem über
die lexikalische Bedeutung hinausweisenden Sinn verbunden ist." (ebd.,
S.VIII)
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Als
Symbol göttlicher Macht und der religiösen Ehrfrucht vor den Göttern
ist das Feuer in der antiken »griechischen
Mythologie vor allem mit dem »olympischen
Göttervater »Zeus
und dem »Sonnengott
»Helios,
verbunden, der wie »Selene
(»Mondgöttin)
und »Eos
(Göttin der Morgenröte) ein Kind der »Titanen
»Hyperion
und »Theia ist. Helios
war es, der den »Sonnenwagen
über den Himmel zu lenken, der von vier Hengsten gezogen wurde. Dabei
ging Eos vor ihm, Selene folgte am Abend. Das Feuer kann dabei Wärme und
Licht symbolisieren und Gutes oder Schlechtes bewirken. So stürzt »Ikaros,
der Sohn des »Daidalos,
ab und in sein Verderben, als er bei seinem Flug der Sonne zu nahe
kommt. Die Christen sehen im Höllenfeuer eine immerwährende Qual und
Strafe für begangene schwere Sünden.
Als Symbol der
Rebellion und der Emanzipation spielt es z. B. im •
Prometheus-Mythos eine zentrale Rolle. Prometheus raubt darin von
den Göttern das Feuer und wird zur Strafe von Zeus an einen Felsen
gekettet, wo ihm jeden Tag ein Adler ein Stück seiner nachts stets
nachwachsenden Leber herausreißt und frisst und ihm dadurch für eine
unendlich lange Zeit große Qualen bereitet. insofern steht das Feuer in
diesem Mythos für Rebellion. Auf der anderen Seite symbolisiert es aber
auch "die wachsende Unabhängigkeit des Menschen vom Willen der Götter
und verleibt insbes. dem Künstler gottähnl. Fähigkeiten."
(ebd.,
S.177) In einem auf konkreten politisch-gesellschaftliche
Verhältnisse übertragenen Sinn steht das Feuer für "Umsturz und
Befreiung von überkommenen Zwängen" oder ganz wie z. B. in
»Gottfried August Bürgers (1747-1794) Gedicht
»Prometheus
aus dem Jahr 1789 für die Gedanken- und Pressefreiheit oder auch wie bei
»Karl
Kraus (1874-1936) »Die Fackel
(1899-1936), die als satirische Zeitschrift als Symbol für Emanzipation und
Aufklärung, alles beim Namen nannte und provokant, aggressiv und
satirisch
zu allem Möglichen Stellung bezog und auch die anderen anderen
Medien der Zeit gnadenlos aufs Korn nahm. In den Beiträgen kritisierte
Kraus Journalisten und Schriftsteller, korrupte Beamte, den Adel und das
reich gewordene Bürgertum mit ihrer Machtgier, Verlogenheit und
Doppelzüngigkeit. (vgl.
ebd.)
Als Symbol der Reinheit
und Läuterung kennt man in der christlichen Welt das christliche
»Fegefeuer,
das im Gegensatz zum Höllenfeuer als Ort der Läuterung, als
Übergangszone oder als Prozess beschrieben wird, den eine eine Seele
durchmacht um nach dem Tode gereinigt zu werden, damit sie dann wie die
tadellosen Seelen ohne jede Sünde in den Himmel gelangt. Heute glaubt
nur noch die
»römisch-katholische
Kirche daran, die
»reformierten
Kirchen wie auch die
»Ostkirchen
glauben nicht daran. Die Lehre vom Fegefeuer gehört zur
»Eschatologie
(= Lehre von den den letzten Dingen). Dazu gehören auch die
»vier
letzten Dinge: Tod,
»Jüngstes
Gericht,
»Himmel
und
»Hölle.
Die Lehre vom Fegefeuer (Purgatorium) als Läuterungsort besagt, dass die
Seele nach dem Tod direkt vor Gott steht. Im Vesta-Kult der römischen
Antike, der zu Ehren der römischen Göttin
»Vesta
gepflegt wurde, steht das Feuer für den Bestand des Staates und sichert
seinen Fortbestand. Vesta war als
»keusche
Hüterin des heiligen Feuers Göttin von Heim und Herd und die für den
Kult als Priesterinnen ausgewählten sechs
»Vestalinnen,
die für 30 Jahre ein Keuschheitsgelübde ablegen mussten, hatten im
»Tempel
der Vesta dafür zu sorgen, dass das das Feuer darin niemals erlosch.
Die Vestalinnen galten als heilig und unantastbar und genossen ein hohes
Ansehen und Privilegien, die den meisten Frauen in der römischen
Gesellschaft verwehrt waren. Die Verletzung ihres Keuschheitsgelübdes
wurde jedoch streng bestraft. Der Verlust der Jungfräulichkeit einer
Vestalin galt als Unheil verkündendes Vorzeichen für das römische
Gemeinwesen. Eine unkeusche Vestalin wurde aus der Priesterschaft
entfernt und konnte
»lebendig
begraben werden. Über den Vesta-Kult wird das Vestafeuer auch in der
deutschsprachigen Literatur hin und wieder zu einem Symbol der reinen,
von sinnlicher Glut freien Anmut, der Liebe, der geistig-religiösen
Verfeinerung und der Reinheit künstlerischer Inspiration (vgl.
ebd.)
Als Symbol
der Vernunft, Aufklärung und Kreativität wird daran angeknüpft,
dass das Feuer für das Leben der Menschen eine eine zentrale Bedeutung
besitzt und letzten Endes ein Symbol für die gesamte Kulturentwicklung
der Menschheit darstellt. Mit der Gleichsetzung von Feuer und •
Licht kann es als Symbol für die
Aufklärung und die Vernunft verstanden werden. •
Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832)
• Prometheus symbolisiert, ganz dem Denken der •
Literaturepoche des •
Sturm und Drang
(1760-1785) verhaftet, "die Gottähnlichkeit des Genies [...] den
Zeus um die •'Glut
seines Herdes' beneidet." (ebd.).
•
Friedrich Schiller (1759-1805) gestaltet das Feuer in seinem
• Lied von der Glocke (1800) als Symbol für die Elemente der Natur,
die gebändigt werden müssen und "damit indirekt zugleich auch als Symbol
revolutionärer Zerstörung" (ebd.),
wie es später in ähnlicher Weise auch •
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) tut. In der Romantik, für
die Feuer und Flamme zunächst einmal keine Symbole der Erhellung
darstellen, sondern die Schatten, die sie werfen, wie bei »E.T.A.
Hoffmanns (1776-1822) Erzählung »"Jesuitenkirche
in G." (1806) eher für die verzehrende Macht der künstlerischer
Imagination stehen
Als Symbol des
Lebens und der Leidenschaften erscheint das Feuer, weil es quasi
ein Urstoff der Welt darstellt, das sich zudem in einer sehr wandelbaren
Gestalt zeigt. Aus diesem Grund steht es für dauernde Bewegung und
immerwährende Verwandlung, einschließlich geistigen und künstlerischen
Wandels. Das Feuer kann aber auch als Feuer der Augen kann es auch als
Symbol der Leidenschaften, von Liebe, Eifersucht. und Hass,
fungieren. Ebenso kann es aber auch als als außer Kontrolle geratenes
Feuer für eine Natur und Gesellschaft stehen, die aus ihren gewohnten
Bahnen ausbricht. Und als eine so zerstörerische Kraft kann es auch zum
Symbol für Zerstörung von Wissen, Verblendung und Wahnsinn werden. (vgl.
ebd.)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.11.2024