Grundsätzlich
lassen sich
Aufgaben im ▪ Literaturunterricht, die nicht allein als Aufgaben zum
Nachweis der Interpretationskompetenz und nicht allein als
Schreibaufgaben verstanden werden, in drei Formate unterscheiden:
offene,
halboffene und
geschlossene Aufgabenformate. (vgl.
Kepser/Abraham 2016, S.293, vgl.
Leubner/Saupe/Richter
2016, S.304, Kindle-Version)
Die wissenschaftliche •
literarische Stilanalyse geht heute deskriptiv vor und nutzt dabei einen
▪
weiten Stilbegriff, auch wenn in der Praxis gewöhnlich nicht alle gestalterischen Möglichkeiten in Texten
eingeschlossen sind, wie es immer wieder gefordert wird. (vgl.
Anderegg
22006., S.375) Wenn also die
wissenschaftliche
literarische Stilistik Eingang in den
Literaturunterricht findet, dann unter der Voraussetzung, dass
sie auch eine besondere Aufgabe im Umgang mit Literatur hat und beim ▪
literarischen Lernen entwickelt.
Im Literaturunterricht stellt die Stilanalyse in der Regel keine
eigenständige Analyseaufgabe dar, auch wenn sie in •
mehrteiligen
Arbeitsanweisungen immer wieder gesondert als Arbeitsauftrag aufgeführt
und bei Schreibaufgaben eingefordert wird. Dabei werden allerdings häufig
unterschiedliche Formulierungen verwendet. Mal ist davon die Rede, dass die
sprachlichen, mal die sprachlich-stilistischen, mal die
sprachlich-rhetorischen Mittel untersucht und in ihrer Funktion beschrieben
werden sollen. Andere Aspekte, die man unter Zugrundelegung des weiten
Stilbegriffs ebenfalls zur Stilanalyse zählen könnte, wie z.B. die
Untersuchung der erzähltechnischen Mittel, werden jedoch meist als gesondert
akzentuiert. Vermutlich liegt es auch am weiten Stilbegriff, dass er in der
Schule bei der Analyse und Interpretation vergleichsweise selten verwendet
wird. Stattdessen werden einzelne Aspekte der Stilanalyse konkret benannt.
Die Beschreibung von Stilmerkmalen, Stilprinzipien, Stilwirkungen etc. ist
der allgemeinen Interpretationsaufgabe untergeordnet. "Philologische
Turnstunden" (Spillner
1996, S.253), in denen es darum geht, "möglichst viele
rhetorisch-stilistische Elemente in einem literarischen Text zu
identifizieren, ohne ihre Funktion im Kontext, im Vergleich mit alternativen
Möglichkeiten und im Hinblick auf den Leser zu analysieren" (ebd.),
haben in einem ▪
kompetenzorientierten Literaturunterricht keinen Platz mehr.
Den "Stil an sich", wie ihn die
▪ hermeneutisch und textimmanent orientierte Werkinterpretation
noch propagierte, gibt es ohnehin nicht. Bei der
▪
Stilanalyse im
Rahmen der schulischen Textinterpretation
steht stets die Funktion der Stilelemente im Vordergrund.
Ein Problem für die Stilanalyse im Literaturunterricht ist das Fehlen einer einheitlichen Stilbeschreibungssprache.
So werden Termini aus so unterschiedlichen Bereichen wie der ▪
Rhetorik, der ▪
Grammatik, der ▪
(Text-)Linguistik
oder der Semiotik,
aber auch Termini der literaturwissenschaftlichen ▪
Erzähl-,
▪ Dramen- oder ▪
Lyrikanalyse
herangezogen, um den Stil eines Textes zu beschreiben. Dazu
kommen u. U. noch Termini für bestimmte ▪
textstilistische Handlungsmuster
ein.
Wer will, kann die Aufgaben der Stilanalyse in ▪
makrostilistische und ▪
mikrostilistische Aufgaben unterscheiden. Allerdings macht dies im
Unterricht nur dann einen Sinn, wenn tatsächlich mit der übergeordneten
Kategorie der Stilanalyse operiert wird.
Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, dass Schülerinnen und Schüler
mit ihrer jeweils eigenen "subjektiven Theorie" an einen Text herangehen
(vgl. Köppe/Winko (2008,
S.2). Sie haben sich bestimmte Vorstellungen über Themen, Inhalte und
Strukturen solcher Texte gemacht, die in gewissem Sinne auch auf
stilistischen Vorannahmen in einem weiteren Sinne beruhen. Mit ihrer Hilfe
können sie bestimmte stilistische Auffälligkeiten bzw. Markierungen in einem
in einem konkreten Text wahrnehmen und als zusätzliche Quelle von
Bedeutung bei der
▪ kognitiven Konstruktion des Textverstehens
einsetzen, ohne dass dies als
deklaratives
Stilwissen i. e. S.
aufgrund von Lernprozessen im Literaturunterricht mental repräsentiert ist.
In jedem Fall trägt das Stilwissen, das die Schüler*innen im Zuge ihrer
literarischen Sozialisation, als Ergebnis institutioneller und
nicht-institutioneller Lernprozesse, erwerben maßgeblich dazu bei, dass sie,
"Texte aufgrund ihres S(tils) mit großer Sicherheit
einem Autor, einer Gattung, einer literarischen Strömung oder
einer Epoche" (Anderegg
22006,
S.375) zuordnen können. Sie tun dies, weil sie aus Erfahrung wissen,
"dass die Bedeutung oder der Sinn von Texten nicht nur durch das
Vorhandensein bestimmter sprachlicher Zeichen entsteht, sondern
auch, gewissermaßen auf zweiter Ebene, durch die spezifische Art
und Weise, in der mit den sprachlichen Zeichen bzw. mit den
sprachlichen Möglichkeiten umgegangen wird." (ebd.)
Für
Spinner (2010,
32019, S.234ff.) zählt die Stilanalyse zu den wichtigsten
kognitiv-analytischen Methoden der ▪
Textanalyse im ▪
Literaturunterricht.
Sie umfasst Fragen, die
mit dem Funktionszusammenhang von Form und Inhalt bzw. dem
"Zusammenhang
von Gestalt und Gehalt" literarischer Texte (Spinner 2010,
S.208, 32019, S. 235) zu tun haben.
In der hermeneutisch
fundierten
Werkinterpretation (so genannte textimmanenten
Interpretationsmethode) gehe es dabei "um den Stil des
jeweiligen Einzelwerkes im Zusammenhang mit seinem Inhalt, manchmal auch
um den für einen Autor typischen Stil oder um Stilmerkmale einer
literarischen Epoche" (ebd.)
Dabei können
vor allem im Zusammenhang mit der ▪
kontextualisierten "werkimmanenten" Interpretation
auch Fragen eine Rolle spielen, die mit Gattungsstilen,
autortypischen Stilen oder
Epochenstilen in Zusammenhang stehen.
Da alle diese •
Begriffe problematisch sind, ist es wohl didaktisch
angezeigt, hier "von Stiltendenzen, zeitgenössischen
Konventionen, literarischen Moden (...) und nicht von einem
»Stil«" (Spillner
1996, S.241) zu sprechen. Diese können dann auch in Bezug
auf • literarische Gattungen,
Werke verschiedener Autoren oder eines einzelnen Autors und
diachron über ▪
Literaturepochen hinweg miteinander verglichen werden. Auf
diese Art und Weise kann das damit verbundene, ansonsten wenig
taugliche ▪
Abweichungsparadigma zur Bestimmung von Stil und
Stilqualitäten für das schulische Interpretieren literarischer
Texte ein hilfreicher heuristischer Ansatz sein. Es wird dann quasi
zur Folie, "um
auffällige Textmerkmale zu entdecken" (Spillner
1996, S.244).
Im
Literaturunterricht geht es dabei darum, "Abweichungen vom
normalen (standardmäßigen) Sprachgebrauch oder von
tradierter literarischer Stilhaltung festzustellen und darin die
Literarizität eines Textes zu erkennen." (Spinner 2010,
S.208, 32019, S. 235).
In diesem
Zusammenhang können methodische Arrangements, bei denen
bestimmte Textpassagen in die Alltagssprache oder in
"Jugendsprache" transformiert werden, die Schülerinnen und
Schüler in • textproduktiven
Verfahren (▪
Produktive
Textarbeit) zur Beschäftigung mit Stilfragen motivieren.
Bei
literarischen Texten, die aus anderen Sprachen ins Deutsche
übersetzt worden sind, kann der Vergleich von Originalfassung
und Übersetzungen eine sehr interessante und motivierende
Aufgabe bei der Stilanalyse sein. Übersetzungen von Texten aus
anderen Sprachen ins Deutsche (Weinkauff/Josting,
(Hg.) 2013) können dabei auch für die Stilanalyse als Teil
der Textanalyse genutzt werden. So können z. B. Passagen des
Originaltextes exemplarisch herangezogen werden, um sie mit
möglichen Übersetzungen, die auch die Schüler*innen zum Teil
selbst angefertigt werden können, nicht nur zu einer
Sensibilisierung für Übersetzungsphänomene beitragen, sondern
auch die interkulturelle Kompetenz fördern. Im Übrigen kann der
Literaturunterricht auch dann übersetzungssensibel sein, wenn
die Schüler*innen die jeweilige Ausgangssprache nur wenig oder
gar nicht beherrschen.
exemplarisch hinzugezogen werden, so dass ein Abgleich
stattfinden kann. Wie dies methodisch in ganz unterschiedlichen
unterschiedliche Jahrgangsstufen umgesetzt werden kann, können
verschiedene Unterrichtsmodelle ganz überzeugend zeigen (z. B.
Weinkauff (Hg.) 2013,
Weinkauff (Hg.) 2016). Im Allgemeinen sind entsprechende
Unterrichtsmodelle schematisch so aufgebaut: (1) Vorstellung des
Autor bzw. der Autorin und des Übersetzers bzw. der
Übersetzerin; (2) Rezeption des Textes bzw. einzelner
Textstellen unterschiedlichen Umfangs in der Originalsprache und
der Übersetzung; (3) Textanalyse; (4) ggf. weitere
Kontextinformationen zur Übersetzung; (5) Reflexion der
Übersetzung und/oder Gestaltung eigener Übersetzungen bestimmter
stilrelevanter Textstellen.
Für die
Produktion unterschiedlicher Übersetzungsvarianten lässt
sich darüber hinaus nicht nur das Internet mit verschiedenen
Angeboten (z. B.»google
translate) verwenden, sondern darüber hinaus auch •
Künstliche Intelligenz (KI). Von den verschiedenen
Angeboten, die es hier gibt, soll vor allem auf »DeepL
verwiesen werden, das auch in der kostenlosen Version bei einer
begrenzten Textlänge mit seinem »Übersetzungsmodul
und dem Modul »DeepL
Write Möglichkeiten eröffnet, Texte in verschiedene Stile zu
übersetzen und sprachlich in verschiedenen Stilen zu gestalten
und/oder zu optimieren.

Für größere Ansicht bitte an*klichen*tippen!
Künstliche Intelligenz (KI)
ist vor allem für die Textanalyse heutzutage ein wichtiger
Faktor, der in den Literaturunterricht hineinreicht. Die
Fähigkeiten, die diese Instrumente im Bereich der Textanalyse
entfalten, ist auch im Zusammenhang mit literarischen Texten
sehr beachtlich. Die Literaturdidaktik sieht sich damit
Herausforderungen gegenübergestellt, deren Ausmaß heute zwar
erahnt, aber noch keineswegs klar übersehen werden können.
Entsprechende didaktische Konzepte und methodische Arrangements
müssen in vielen Fällen erst noch entwickelt, erprobt und
empirisch untersucht werden und auch weitere rechtliche und
institutionelle Hürden für die den Einsatz künstlicher
Intelligenz abgebaut werden.