Die
barocke Lyrik
bevorzugt bestimmte Wort-, Satz-, Gedanken- und Klangfiguren. Dabei
ist man der Überzeugung, dass sich die deutsche Sprache nur dann für Lyrik
eigne, wenn sie metaphorische Verzierungen aufweise. (vgl.
Braak 1979, Teil IIb, S.36) Der barocke Bildstil ist dabei durch
die Häufigkeit der Bilder, ihre Entlegenheit, ihre Tendenz zur Verrätselung
und seinen auf Verwunderung zielenden Witz gekennzeichnet. (vgl.
Meid 2000, S. 43)
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Topos: meist aus der Antike stammendes
inhaltliches Motiv oder literarische Formel. die in der literarischen
Tradition weiterlebt
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Metapher: bildlicher Vergleich durch Fügung von Wörtern, die
eigentlich nicht zusammengehören (bildliche Übertragung); für die barocke
Lyrik
besonders typisch
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Kreisend abwandelnde
Worthäufung (Amplifikation):
kunstvolle Erweiterung bzw. Aufschwellung einer Aussage
durch
wiederholende Abwandlung und Betrachtung unter verschiedenen Gesichtspunkten
oder -perspektiven (z.B. Schönheit der Geliebten). "Ein Gedicht 'läuft
nicht ab', indem es auf mehreren Stationen der Bewegung innehält, sondern
es 'kreist'." (Braak
1979, S.30). Dieses Umkreisen kann als ein Versuch angesehen werden,
"die Vielfalt der Phänomene zu erfassen, die den Menschen umgeben [...]
ist aber auch ein Suchen nach dem rechten Wort, dem rechten Abbild und
Spiegel [...] Niemals ist eine sprachliche Erscheinung nur Spiel im
Barock, niemals nur Äußerliches, immer spielt das Innerliche mit."
(Beckmann, zit. n. Braak, ebd.)
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Unverbundene Worthäufung:
Asyndetische, d.h. ohne verknüpfende Konjunktionen erfolgende Reihung von
Substantiven (Nomen); barocke Vorliebe für den
Nominalstil
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Korrespondierende
Worthäufung:
Beleg für die barocke Neigung, Beziehungen herzustellen und auch ein
lyrisches Werk einer logischen Ordnung zu unterwerfen. Dies geschieht
häufig dadurch, dass in den Schlussversen jene Begriffe, Gegenstände oder
Bilder noch einmal in unverbundener Weise, aber in jenen genau
entsprechender Zahl wieder aufgezählt werden.
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Anaphorische Häufung:
Eindringliche wirkende Wiederholung des Anfangs eines jeden Verses. (Anapher)
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Parallelenhäufung:
Häufig in Verbindung mit der anaphorischen Häufung; ein Zentralpunkt oder
das zentrale Thema steht als Anapher immer zu Beginn des Verses und wird
dann in den verschiedenen Zeilen variiert, d.h. von verschiedenen Seiten
beleuchtet
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Antithesenhäufung (Antithese):
Besonders im
Alexandrinervers mit seinen zwei Hälften (Mittelzäsur nach der 3.
Hebung) vorkommende Gegenüberstellung von These und Antithese, die in der
barocken Gedankenlyrik der Polarität der Dinge und Gedanken Ausdruck
verleiht.
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Hyperbolisches Sprechen (Hyperbel):
Ausdruck virtuoser Sprachkunst im Barock bei der Lob- und Preisdichtung
zum Ruhm des Herrschers oder zum Lobpreis der Geliebten; in der
Literaturepoche der
Aufklärung
von
Gottsched als "Schwulst" abgewertet.
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Pointe:
Hinzielen barocker Lyrik auf einen überraschenden Schluss vor allem im
Epigramm, aber auch bei
Sonetten vorkommend
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Periphrase:
Umschreibung einer Person, einer Sache oder eines Begriffes durch
Tätigkeiten, Eigenschaften oder Wirkungen, die es kennzeichnen;
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Invokation:
literarischer Topos; Hilfe und Rat bei höheren Mächten suchende Wendung;
z. B. in der Dichtung die Anrufung der Musen, der Götter oder Gottes; oft
auch Mittel, um Häufungen nachdrücklicher und intensiver zu machen
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Concetto:
Wortspiele, die mit kühnen Vergleichen und Metaphern auf die Spitze
getrieben werden und als besonders geistreich, witzig erscheinen sollen;
zur Gestaltung eines Concetto werden gerne Scheingegensätze konstruiert,
logische Zwischenglieder ausgelassen, Metaphern wörtlich genommen, die
Vergleichsbereiche irgendwie manipuliert (vgl.
Meid 2000, S.44); später als Schwulst abgewertet;
(wo nicht anders angegeben: vgl.
Braak 1979, S.36-43) Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.12.2023
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