Die Wollust.
DIe Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit /
Was kan uns mehr / denn sie / den Lebenslauf versüssen?
Sie lässet trinckbar Gold in unsre Kehle fliessen /
Und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit;
In Tuberosen kan sie Schnee und Eiß verkehren /
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Und durch das gantze Jahr / die FrühlingsZeit gewehren.
Es schaut uns die Natur als rechte Kinder an /
Sie schenckt uns ungespart den Reichthum ihrer Brüste /
Sie öffnet einen Saal voll zimmetreicher Lüste /
Wo aus des Menschen Wunsch Erfüllung quellen kan.
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Sie legt als Mutter uns / die Wollust in die Armen /
Und läst durch Lieb und Wein den kalten Geist erwarmen.
Nur das Gesetze wil allzu Tyrannisch seyn /
Es zeiget iederzeit ein widriges Gesichte /
Es macht des Menschen Lust und Freyheit gantz zunichte /
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Und flöst vor süssen Most uns Wermuthtropffen ein;
Es untersteht sich uns die Augen zuverbinden /
Und alle Liebligkeit aus unser Hand zuwinden.
Die Ros' entblösset nicht vergebens ihre Pracht /
Jeßmin wil nicht umsonst uns in die Augen lachen /
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Sie wollen unser Lust sich dienst- und zinsbar machen /
Der ist sein eigen Feind / der sich zu Plagen tracht;
Wer vor die Schwanenbrust ihm Dornen wil erwehlen /
Dem muß es an Verstand und reinen Sinnen fehlen.
Was nutzet endlich uns doch Jugend / Krafft und Muth /
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Wenn man den Kern der Welt nicht reichlich wil genüssen /
Und dessen Zuckerstrom läst unbeschifft verschüssen /
Die Wollust bleibet doch der Menschen höchstes Guth /
Wer hier zu Seegel geht / dem wehet das Gelücke /
Und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke.
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Wer Epicuren nicht vor seinen Lehrer hält /
Der hat den Weltgeschmack / und allen Witz verlohren /
Es hat ihr die Natur als Stiefsohn ihn erkohren /
Er mus ein Unmensch seyn / und Scheusaal dieser Welt;
Der meisten Lehrer Wahn erregte Zwang und Schmertzen /
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Was Epicur gelehrt / das kitzelt noch die Hertzen.
Die Tugend.
DIe Tugend pflastert uns die rechte Freudenbahn /
Sie kan den Nesselstrauch zu Lilgenblättern machen /
Sie lehrt uns auf dem Eis und in dem Feuer lachen /
Sie zeiget wie man auch in Banden herrschen kan /
Sie heisset unsern Geist im Sturme ruhig stehen /
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Und wenn die Erde weicht / uns im Gewichte gehen.
Es giebt uns die Natur Gesundheit / Krafft und Muth /
Doch wo die Tugend nicht wil unser Ruder führen /
Da wird man Klippen / Sand und endlich Schifbruch spüren /
Die Tugend bleibet doch der Menschen höchstes Gutt /
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Wer ohne Tugend sich zu leben hat vermessen /
Ist einem Schiffer gleich / so den Compaß vergessen.
Gesetze müssen ja der Menschen Richtschnur seyn /
Wer diesen Pharus ihm nicht zeitlich wil erwehlen /
Der wird / wie klug er ist / des Hafens leicht verfehlen;
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Und läuffet in den Schlund von vielen Jammer ein /
Wem Lust und Uppigkeit ist Führerin gewesen /
Der hat vor Leitstern ihm ein Irrlicht auserlesen.
Diß / was man Wollust heist / verführt und liebt uns nicht /
Die Küsse so sie giebt / die triffen von Verderben /
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Sie läst uns durch den Strang der zärtsten Seide sterben /
Man fühlet wie Zibeth das matte Hertze bricht /
Vergifter Hypocras wil uns die Lippen rühren /
Und ein ambrirte Lust zu Schimpf und Grabe führen.
Die Tugend drückt uns doch als Mutter an die Brust /
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Ihr Gold und Edler Schmuck hält Farb und auch Gewichte /
Es leitet ihre Hand uns zu dem grossen Lichte;
Wo sich die Ewigkeit vermählet mit der Lust.
Sie reicht uns eine Kost / so nach dem Himmel schmecket /
Und giebt uns einen Rock / den nicht die Welt beflecket.
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Die Wollust aber ist / als wie ein Unschlichtlicht /
So helle Flammen giebt / doch mit Gestanck vergehet /
Wer bey dem Epicur / und seinem Hauffen stehet /
Der lernt wie diese Waar / als dünnes Glas zerbricht /
Es kan die Drachenmilch uns nicht Artzney gewehren /
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Noch gelbes Schlangengift in Labsal sich verkehren.