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Wolfgang Iser: Wir aktualisieren den Text durch Lektüre (1970)

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Wolfgang Iser:
[Wir aktualisieren den Text durch Lektüre] (1970)

"Wenn es wirklich so wäre, wie uns die 'Kunst der Interpretation' glauben machen möchte, dass die Bedeutung im Text selbst verborgen ist, so fragt es sich, warum Texte mit den Interpreten solche Versteckspiele veranstalten; mehr noch aber, warum sich einmal gefundene Bedeutungen wieder verändern, obgleich doch Buchstaben, Wörter und Sätze dieselben bleiben. [...] Bedeutungen literarischer Texte werden überhaupt erst im Lesevorgang generiert; sie sind das Produkt einer Interaktion von Text und Leser und keine im Text versteckten Größen, die aufzuspüren allein der Interpretation vorbehalten bleibt: Generiert der Leser die Bedeutung des Textes, so scheint es nur zwangsläufig, wenn diese in einer je individuellen Gestalt erscheint. [...] 

Wäre ein literarischer Text wirklich auf eine bestimmte Bedeutung reduzierbar, dann wäre er Ausdruck von etwas anderem - von eben dieser Bedeutung, deren Status dadurch bestimmt ist, dass sie auch unabhängig vom Text existiert. Radikal gesprochen heißt dies: Der literarische Text wäre die Illustration einer ihm vorgegebenen Bedeutung. So wurde denn auch der literarische Text bald als Zeugnis des Zeitgeistes, bald als Ausdruck von Neurosen seiner Verfasser, bald als Widerspiegelung gesellschaftlicher Zustände und als anderes mehr gelesen. [...] 
Wir aktualisieren den Text durch Lektüre. Offensichtlich aber muss der Text einen Spielraum von Aktualisierungsmöglichkeiten gewähren, denn er ist zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Lesern immer ein wenig anders verstanden worden [...]."

(aus: Wolfgang Iser, Die Appellstruktur (1970), in: Warning 1975, S.229f.) 

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 14.02.2025


   Arbeitsanregungen:
Zeigen Sie, mit welcher Argumentation sich Wolfgang Iser von der von Staiger und Kayser repräsentierten "Kunst der Interpretation" abgrenzt.
    
 

 
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