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Roman Ingarden: Thesen über den Aufbau des literarischen Werkes (1968)

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Roman Ingarden (1893-1970), ein polnischer Philosoph und Anhänger der »Phänomenologie Husserls  hat mit seiner Theorie der Werkerfassung die spätere Rezeptionsästhetik zwar beeinflusst, ohne dass seine Auffassungen jedoch in der Rezeptionsästhetik münden.]

Roman Ingarden:
[Thesen über den Aufbau des literarischen Werkes](1968)

"1. Das literarische Werk ist ein mehrschichtiges Gebilde. Es enthält a) die Schichte der Wortlaute und der sprachlautlichen Gebilde und Charaktere höherer Ordnung, b) die Schicht der Bedeutungseinheiten: der Satzsinne und der Sinne ganzer Satzzusammenhänge, c) die Schicht der schematisierten Ansichten, in welchen die im Werk dargestellten Gegenstände verschiedener Art zur Erscheinung gelangen, und d) die Schicht der dargestellten Gegenständlichkeiten, welche in den durch die Sätze entworfenen intentionalen Sachverhalten dargestellt werden. [...]

6. Das literarische Kunstwerk (wie auch jedes literarische Werk überhaupt) ist seinen Konkretisationen gegenüberzustellen, welche bei einzelnen Lesungen des Werkes (eventuell bei der Aufführung des Werkes im Theater und deren Erfassen durch den Betrachter) entstehen.

7. Im Unterschied zu seinen Konkretisationen ist das literarische Werk selbst ein schematisches Gebilde. Das heißt: manche seiner Schichten, insbesondere die Schicht der dargestellten Gegenständlichkeiten und die Schicht der Ansichten, enthält 'Unbestimmtheitsstellen' in sich. Diese werden in den Konkretisationen zum Teil beseitigt.[...]

8. Die Unbestimmtheitsstellen werden in den einzelnen Konkretisationen auf die Weise beseitigt, dass an ihre Stelle eine nähere oder weitere Bestimmung des betreffenden Gegenstandes tritt und sie sozusagen 'ausfüllt'. Diese 'Ausfüllung' ist aber nicht durch die bestimmten Momente dieses Gegenstandes hinreichend bestimmt, kann also im Prinzip in verschiedenen Konkretisationen noch verschieden sein.

9. Das literarische Werk überhaupt ist ein rein intentionales Gebilde, das seine Seinsquelle in den schöpferischen Bewusstseinsakten seines Verfassers und dessen physisches Seinsfundament in dem schriftlich fixierten Text oder in einem anderen physischen Werkzeug der möglichen Reproduktion (z.B. dem Magnetophon) liegt. [...]"

(aus: Roman Ingarden, Konkretisation und Rekonstruktion 1968, in: Warning 1975, S.43f.) 

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 14.02.2025


   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie heraus: Worin besteht der Unterschied zwischen dem literarischen Werk und seinen Konkretisationen?
  2. Erläutern Sie: Was versteht Ingarden unter den "Unbestimmtheitsstellen"?
  3. Was meint der Autor, wenn er davon spricht, dass jedes literarische Werk ein "intentionales Gebilde" darstellt?
  4. Was unterscheidet die Unbestimmtheitsstelle Ingardens von der Leerstelle Wolfgang Isers?

    

    
 

 
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