»Gérard
Genette (1930-2018) hat mit seiner Theorie der Transtextualität (»"Palimpseste",
Palimpsestes. La littérature au second degré, 1982) ein •
strukturalistisches Konzept
von Intertextualität entwickelt, das aus fünf verschiedenen
Typen der Transtextualität besteht. In der Literaturdidaktik
wird seine Terminologie, ebenso wie die Terminologie seiner
strukturalistischen Erzähltextanalyse, aber oft als zu diffizil
und zu sperrig angesehen.

Für
größere (740px) und
große Ansicht (1000px) bitte an*klicken*tippen!
Paratextualität steht für den transtextuellen/intertextuellen Bezug zwischen einem
Prätext und den in einem
Sekundärtext vorhandenen
"Nebentexten" (Paratexten) wie z. B.
Titel
und Untertitel,
Zwischentitel, Kommentare zu einem Buch auf der Rückseite, im
Vorspann abgedruckte Ausschnitte aus Rezensionen, Informationen zu einem
Autor und seinem Werk, Hinweise auf Werke eines Autors, die im selben
Verlag erschienen sind, Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Einführungen,
erklärende Anmerkungen des Herausgebers, Bibliographien; im dramatischen
Text auch der (dramatische)
Nebentext;
Hypertextualität
bezeichnet "eine Beziehung zweiten Grades (den
Genette Hypertext nennt) zu
Prätexten (Genette:
Hypotext), von denen er durch Transformation (Parodie,
Travestie) oder Nachahmung (Persiflage,
Pastiche) abgeleitet ist." (Martinez
1996/82008, S.443).
Dabei unterscheidet Genette sechs verschiedene
Textvarianten von Hypertexten, die sich in drei verschiedene Gruppen
zusammenfassen lassen.
Spielerische
Hypertexte
Zu diesen Hypertexten
zählen die Parodie
und das Pastiche.
Die Parodie versteht
Genette als eine
nahezu wörtliche Wiederholung des Hypotextes in
einem anderen thematischen Zusammenhang und unter Beibehaltung des
Stils des
Hypotextes (Prätext,
Referenztext,
Primärtext). Das
Pastiche ist
dagegen eine stilistische
Nachahmung des Hypotextes ohne
satirische Absicht;
Satirische Hypertexte
Zu diesen Hypertexten
zählen die Travestie
und die Persiflage.
Die Travestie
transformiert den Stil des Hypotextes, behält aber das Thema des
Prätextes bei. Die Persiflage
übertreibt den Stil des Hypotextes und wendet ihn auf ein anderes Thema
an
Ernste Hypertexte:
Als
Transposition transformiert sie
Stil oder Thema eines Hypotextes und wirkt dabei weder komisch noch satirisch
wirkt. Als Nachbildung (Plagiat)
will sie ihren Bezug zum Hypotext verbergen will.
Metatextualität
Metatextualität bezeichnet den transtextuellen/intertextuellen Bezug zwischen einem
Prätext und einem
Sekundärtext, bei dem
dieser jenen, z. B. als
Rezension,
kommentiert. Auch wenn ein fiktionaler Text über sich selbst spricht, sich
selbst kommentiert oder z. B. das zugehörige Genre kommentiert, handelt
es sich um Metatextualität.
Architextualität
(sonst auch:
Systemreferenz,
typologische
Intertextualität) bezeichnet den transtextuellen/intertextuellen Bezug zwischen einem Text und einer
Gattung/Textsorte.
Intertextuallität
bezeichnet in Genettes Konzept eine Form von Intertextualität i. e. S.
einen Text-Text-Bezug, der sich auf der lokalen Textebene auf der Basis nachweisbarer Spuren
identifizieren lässt; diese sorgen für eine tatsächliche Präsenz eines
Prätextes in einem
Sekundärtext.
Beispiele dafür sind das Zitat mit oder ohne
Markierung durch
Anführungszeichen), die den ursprünglichen Text verfremdende
Anspielung (Allusion)
oder das
Plagiat, das diesen Textbezug verbergen soll;
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.02.2025
|