Schreibaufgaben
können dabei mit oder ohne vorgängige Gattungszuordnung gestellt
werden. Dabei ist natürlich klar, dass die Angabe der Textsorte, in
gewisser Hinsicht "selbst
bereits ein Akt der Interpretation ist" (Baßler
2010, S.54) darstellt, weil sie einem Rezipienten, der um die Besonderheiten der
Gattung weiß, eine bestimmte Lesart des Textes nahe legt. So wird
also von Fall zu Fall zu entscheiden sein, wie man mit der
Gattungsangabe verfährt.
Die vorgängige Gattungsbezeichnung kann z. B. dadurch erfolgen,
dass
-
die
Gattungsbezeichnung schon in der Titelei des Textes steht (ohne
bewusst in die Irre zu führen, wie z. B. Max Brods Titel für
Kafkas Text "Kleine
Fabel")
-
die Arbeitsanweisung
die
Textsorte bezeichnet
-
die Vorkenntnisse der
Schülerinnen und Schüler ihnen, z. B. im Falle von
Kafkas Parabeln, mit
hoher Wahrscheinlichkeit die
Zuordnung eines konkreten Textes zur Textsorte der Parabel ermöglichen
-
Kontexte zur Verfügung
gestellt werden, die eine solche Zuordnung ermöglichen
-
der Vergleich mit
bekannten
Prototypen angeregt wird
-
...
Was
Schülerinnen und Schülern bei
Leistungsaufgaben
(z. B. Klassenarbeiten, Klausuren) zur schriftlichen
Textinterpretation mit der
Gattungsangabe oder dem expliziten Arbeitsauftrag "Bestimmen Sie die
Textsorte:" abverlangt wird:
Die
Zusammenstellungen von verschiedenen Merkmalen oder Merkmalsaspekten
für ▪ traditionelle und ▪
moderne Parabeln auf teachSam erheben
nicht den Anspruch den
distinktiven Ansprüchen der wissenschaftlichen Merkmalsanalyse zu
entsprechen. Sie lenken aber die Aufmerksamkeit auf bestimmten Aspekte
bei der Analyse solcher Texte und unterstützen, diese in den
Funktionszusammenhang von Form, Inhalt und Aussage eines Textes bei
ihrer Interpretation zu stellen.