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Traditionelle Parabel: Textauswahl

Der afrikanische Rechtsspruch

»Johann Gottfried Herder (1744-1803)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
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Bausteine 

 Eine traditionelle Parabel interpretieren
Didaktische und methodische Aspekte
Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
Überblick
Aspekte der Schreibaufgabe
 Überblick
Den Bildbereich analysieren
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
Die Textinterpretation strukturieren
  Formulierungshilfen
Typische Schreibaufgaben
Arbeitsschritte
Musterbeispiele

Der afrikanische Rechtsspruch
»Johann Gottfried Herder (1744-1803)

Alexander aus Mazedonien1 kam einst in eine entlegne goldreiche Provinz von Afrika; die Einwohner gingen ihm entgegen und brachten ihm Schalen dar, voll goldner Äpfel und Früchte. «Esset ihr diese Früchte bei euch?» sprach Alexander; «ich bin nicht gekommen, eure Reichtümer zu sehen, sondern von euren Sitten zu lernen.» Da führeten sie ihn auf den Markt, wo ihr König Gericht hielt.

Eben trat ein Bürger vor und sprach: «Ich kaufte, o König, von diesem Manne einen Sack voll Spreu und habe einen ansehnlichen Schatz in ihm gefunden. Die Spreu ist mein, aber nicht das Gold; und dieser Mann will es nicht wiedernehmen. Sprich ihm zu, o König, denn es ist das Seine.»

Und sein Gegner, auch ein Bürger des Orts, antwortete: «Du fürchtest dich, etwas Unrechtes zu behalten; und ich sollte mich nicht fürchten, ein solches von dir zu nehmen? Ich habe dir den Sack verkauft, nebst allem, was drinnen ist; behalte das Deine. Sprich ihm zu, o König.»

Der König fragte den ersten, ob er einen Sohn habe. Er antwortete: «Ja.» Er fragte den andern, ob er eine Tochter habe, und bekam ja zur Antwort. «Wohlan», sprach der König, «ihr seid beide rechtschaffene Leute: Verheiratet eure Kinder untereinander und gebet ihnen den gefundenen Schatz zur Hochzeitgabe; das ist meine Entscheidung.»

Alexander erstaunte, da er diesen Ausspruch hörte. «Habe ich unrecht gerichtet», sprach der König des fernen Landes, «dass du also erstaunest?» – «Mitnichten», antwortete Alexander, «aber in unserm Lande würde man anders richten.» – «Und wie denn?» fragte der afrikanische König. «Beide Streitende», sprach Alexander, «verlören ihre Häupter, und der Schatz käme in die Hände des Königes.»

Da schlug der König die Hände zusammen und sprach: «Scheinet denn bei euch auch die Sonne, und lässt der Himmel noch auf euch regnen?» Alexander antwortete: «Ja.» – «So muss es», fuhr er fort, «der unschuldigen Tiere wegen sein, die in eurem Lande leben; denn über solche Menschen sollte keine Sonne scheinen, kein Himmel regnen.»

 

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Dieses Werk (Der afrikanische Rechtsspruch von Johann Gottfried Herder, das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.

1 »Alexander der Großer (356-323 v. Chr.): Sohn von »König Philipp II. (382-336 v. Chr.) von Makedonien, der ihn von dem griechischen Philosophen »Aristoteles (384-322 v. Chr.) erziehen lässt; das Riesenreich Alexanders des Großen verbreitete die griechische Kultur bis an die Ränder der damals bekannten Welt (»Hellenismus)

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Didaktische und methodische Aspekte
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Aspekte der Schreibaufgabe
 Überblick
Den Bildbereich analysieren
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
Die Textinterpretation strukturieren
  Formulierungshilfen
Typische Schreibaufgaben
Arbeitsschritte
Musterbeispiele

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 31.03.2024

     
   
   Arbeitsanregungen:

Interpretieren Sie diese Parabel.

  • Untersuchen Sie die Beziehung zwischen Alexander und dem König in Afrika.
  • Welche Art von Konfliktlösung wird einander gegenübergestellt?
  • Was sagt die am Ende der Geschichte angefügte Bemerkung des Königs aus?
  • Vergleichen Sie diese Parabel hinsichtlich ihrer Merkmale mit dem Prototypen / der Parabel ...
  • Hat diese Parabel und ihre Bedeutung auch heute noch eine Botschaft, die für Sie persönlich oder die Gesellschaft als Ganzes von Relevanz sein könnte?
 
 
 

 
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