▪
Bausteine
▪ Eine traditionelle Parabel
interpretieren
•
Didaktische und methodische Aspekte
•
Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
▪
Überblick
▪
Aspekte der Schreibaufgabe
▪
Überblick
▪ Den
Bildbereich analysieren
▪
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
▪
Die Textinterpretation
strukturieren
▪
Formulierungshilfen
▪
Typische Schreibaufgaben
▪
Arbeitsschritte
▪
Musterbeispiele
▪
Textauswahl
Parabel
Ein Sohn nahm von seinen
Eltern Abschied und bat seinen Vater, er sollte ihm viel mit auf die
Reise geben; die Stiefmutter aber war sehr geizig und bat den Vater, er
möge ihm wenig mitgeben. Der Vater liebte seinen Sohn und seine Frau und
wollte gern beiden ihre Bitte gewähren. Er sprach daher zu seinem Sohn:
"Lieber Sohn, weil du nun in die Fremd ziehst und ich nicht weiß, ob ich
dich jemals wieder sehen werde, so will ich dir wenig und viel zu einem
Zehrpfennig mitgeben. Glaube wenig, höre viel; rede wenig, sieh viel;
lehre wenig, lerne viel; schreib wenig. lies viel; vertrau auf wenig,
versuche viel; streite wenig, erdulde viel; fürchte wenig, vermeide
viel; lass dich wenig reizen, erfahre viel; hoffe wenig, erringe viel;
hasse wenig, bedecke viel mit christlicher Nächstenliebe; schließe
wenig, bedenke viel; belache wenig, verschweige viel; lass dich wenig
betrüben, tröste viel; befehle wenig wenig, arbeite viel; sündige wenig,
am besten gar nicht, bete viel, am besten immer!" Diesen Lehren kam der
Jüngling treulich nach, und wenn er gleich wenig gute Tage hatte, so kam
er doch mit viel Nutzen nach Haus, so dass die Seinen wenig Verdruss und
viel Freunde an ihm erlebten.
Dieses Werk (Wenig und viel, von
Clemens Brentano, das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.
Clemens Brentano, der einer der wichtigsten Ideengeber der literarischen Epoche
der ▪ Romantik war, die er in ihren unterschiedlichen Phasen wesentlich
mitgestaltete, war der Bruder von »Bettina
von Arnim (1785-1859), einer bedeutenden Schriftstellerin der »deutschen
Romantik, und ein Enkel der Schriftstellerin und »Sophie
von La Roche (1730-1897), die zur Zeit der ▪
Aufklärung im Stil der »Empfindsamkeit
schrieb und »Salonnière
als einen sehr bekannten literarischen Salon betrieb; in seiner Lyrik, die
als seine bedeutendsten Werke betrachtet werden, kommt immer wieder seine
"aufbrechende existentielle Angst und verzweifelte Suche nach übergreifenden
Ordnungen und Bindungen" (Harenbergs
Lexikon der Weltliteratur, Bd. I, S.459) zum Ausdruck. Während sich noch die
Aufklärung darauf konzentriert hatte, "für das bürgerliche Individuum im Medium
der Literatur ein Modell von Subjektivität und Identität zu entwerfen, das durch
Abgrenzungen gegen innere und äußere Natur bestimmt war", brachten die
Romantiker "archaische Wunsch- und Triebstrukturen zum Sprechen (...), die im
Rationalitätsdiskurs blinde Flecken geblieben waren." (Stephan,
Kunstepoche, 1989, S.175)