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Bausteine
▪ Eine traditionelle Parabel
interpretieren
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Didaktische und methodische Aspekte
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Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
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Überblick
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Aspekte der Schreibaufgabe
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Überblick
▪ Den
Bildbereich analysieren
▪
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
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Die Textinterpretation
strukturieren
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Formulierungshilfen
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Typische Schreibaufgaben
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Arbeitsschritte
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Musterbeispiele
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Textauswahl
In der Zyklopen-Zeit
dachte ein Schwächling: Ich will mich seinem Schutz anbefehlen, er tut
mir dann nichts.
Das ist wohlgetan,
sagte der Zyklop; nimm jetzt nur diesen Faden in die Hand, und ich will
dich daran leiten, wo du links oder rechts gehen musst.
Dieses Mitgehen mit dem
einäugigen Grossen erschreckte den Schwächling; er zitterte am ganzen
Leib; doch er nahm den Faden in die Hand, aber schon morgens sagte der
Zyklop: Dieser Faden könnte brechen, und bot ihm dafür eine Schnur in
die Hand.
Wenige Tage darauf
sagte ihm der Riese: Der Faden und die Schnur waren nur für die
Probezeit, für die Zukunft musst du dieses Schutzseil in die Hand
nehmen, und mir schwören, dasselbe weder bei Tage noch bei Nacht aus den
Händen fallen zu lassen.
Totenblass schwor jetzt
der Mensch, was nicht möglich war, zu halten. Das Seil fiel ihm bald aus
den Händen, und er eilte nur nicht, es von dem Boden, auf den es
hinfiel, aufzuheben.
Darüber zürnte der
Wüterich und sagte: Das ist Untreue und Meineid, dem muss man vorbeugen.
Mit dem knüttelte er ihm das Schutzseil um beide Hände. Also gebunden
seufzte der Mann: Selig sind die, die er ohne Schutz frisst, und nagte
dann einmal eine Nacht durch mit den Zähnen an diesem Schutzseil, und
wollte es durchfressen, aber das Ungeheuer erwachte, ehe er los war, und
band ihm jetzt das gefürchtete Seil um den kitzligen Hals mit ernster
Bedrohung des schrecklichen Zuknüpfens beim ersten Fehler wider den
heiligen Schutz.
aus: Sämtliche Werke.
Kritische Ausgabe. Begr. v. Arthur Buchenau, Eduard Spranger u. Hans
Stettbacher. 31 Bde., Berlin und Zürich 1927-1996 (PSW 111, S.113).
Dieses Werk (Der Zyklopen-Schutz, von
Johann Heinrich Pestalozzi , das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.
* Der Text gehört zu
einer in der 2. Fassung von 1803 zusammengestellten Sammlung von
insgesamt 279 kurzen Geschichten, die den Titel "Fabeln" trägt, später
aber unter dem Titel ""Figuren zu meinem ABC-Buch oder zu den
Anfangsgründen meines Denkens" . Pestalozzis Fabeln oder Figuren sind
manchmal leicht verständlich, können aber einem heutigen Leser auch
durchaus fremd bleiben, wenn er seine Sinnkonstruktion nicht auf
Kontexte zur Person des Autors und seiner Zeit stützen kann. Ebenso kann
der schulmeisterliche Ton, den der Erzähler immer wieder anschlägt, aber
auch die vom Autor immer wieder hinzugefügten Erklärungen zu einem
Gefühl der Gängelung beim Leser beitragen. Meistens stammen die Stoffe
und Themen der Fabeln und Figuren aus dem Tier- und Pflanzenreich, aber
sie können auch aus dem bäuerlichen Lebenswelt stammen. "Die einzelnen
Geschichten haben fast immer einen gesellschaftspolitischen Hintergrund
und kreisen um den Gegensatz zwischen alter und neuer Zeit, um das
Verhältnis von Naturzustand und gesellschaftlichem Zustand, um das
eigene Selbst, um Gerechtigkeit, Freiheit, Wahrheit und Unterdrückung."
(Kuhlemann,
Einführung)
Die Fabeln verfolgen keine aufklärerische didaktische Funktion, richten
sich demgemäß auch nicht an Kinder, "sondern belegen zuallererst
Pestalozzis anthropologische Position, wonach der Mensch die Vorstellung
eines künftigen, sittlich-humanen Menschen zwar als utopische Bestimmung
in sich trägt, diese aber - insoweit Utopie - nicht erreichen kann."
(ebd.)
Dieses Werk (Der Zyklopen-Schutz, von
Johann Heinrich Pestalozzi , das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.