In •
Fabeln
können grundsätzliche alle möglichen Dinge, Figuren und Wesen auftreten,
sofern sie der • globalen
Anthropomorphisierung, wie sie die
Textsorte
auszeichnet, unterworfen sind. In Tierfabeln sind es Tiere, die wie Menschen
agieren.
Der
Löwe symbolisiert seit jeher Macht und Stärke, steht aber in der
Geschichte seiner Symbolik auch für das Leben und die Mütterlichkeit und das
Böse. Dabei rekurriert die Symbolbildung auf zwei Eigenschaften des Löwen,
nämlich seine Größe und damit verbundene Kraft sowie sein lautes Brüllen.
Als Symbol der Macht und Stärke reicht die Symbolgeschichte des Löwen
bis weit in die Zeit der frühen Hochkulturen in »Mesopotamien
zurück. Schon bei den »Sumerern
im 3. Jahrtausend v. Chr. verkörpert der Löwe die kriegerische Seite
verschiedener Gottheiten. Bei »Homer
(etwa 400 v. Chr.) steht er in der »Ilias
und der »Odyssee
für Grausamkeit und Stärke und vom »Alten
Testament kennen wir ihn als unüberwindliches Tier. Dort, wo er Löwe mit
dem Lamm und dem Wolf friedlich zusammenlebt, stehen diese paradiesischen
Verhältnisse als Sinnbild für seine gezähmte Macht. Aber auch weltliche
Herrschaft bedient sich über die Jahrhunderte hinweg gerne des Löwen als
Sinnbild für Macht und in der entsprechenden
Emblematik hat er
seinen festen Platz. Ja selbst, in der modernen Zeit, ziert ein Löwe als »Markenzeichen
die Automobile von Peugeot als Ausdruck für deren majestätische
Qualität, eine Eigenschaft freilich, die dem Löwen eher in Märchen, denn
Fabeln zugeschrieben wird.
Besonders große Bedeutung hat der Löwe jedoch in der Fabelliteratur
seit der Antike gewonnen. Sämtliche Fabeldichter haben auf seine
Grundeigenschaften wie z. B. Kraft, Stärke, Großmut und Tapferkeit
zurückgegriffen. Dabei zeigen sich dabei durchaus besondere Akzentuierungen
des Löwen-Bildes bei den verschiedenen Fabeldichtern. Sie reichen von der
Betonung der Großmut und Tapferkeit, über die an seiner Figur deutlich
aufzeigbare Abhängigkeit der Schwächeren vom Mächtigeren oder sie
"illustrieren das kluge Verhalten sowohl der Herrscher wie der Untertanen."
(Metzler
Lexikon literarischer Symbole 2008, S.208f.) Nicht selten wird am
Beispiel des Löwen aber auch der Verlust von Macht und seine Folgen
vorgeführt oder auch das Altern.
Schon seit »La
Fontaine (1621-1695) steht der Löwe auch Immer wieder in eindeutiger
Gegnerschaft zu Fuchs und Wolf (vgl. auch: »Goethe:
Reineke Fuchs).
Auf die in der griechisch-römischen Mythologie vorhandenen Sinnbilder, die
den Löwen zu einem Symbol für Mütterlichkeit, Leben und Auferstehung machten,
und seine schon im Alten Testament verbürgte Rolle als Verfolger der
Gläubigen und der Feinde der »Isrealiten
greifen die Fabeldichter aber nicht zurück. (vgl.
ebd.)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
21.12.2023