Die meisten Erzählungen weisen zeitliche Brüche auf, weil Erzählungen,
die eine "Geschichte mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, ohne
Beschleunigungen oder Verzögerungen, in der das Verhältnis Dauer der
Geschichte/Länger der Erzählung immer konstant bliebe" (Genette,
Die Erzählung, 2. Aufl. 1998, S.62), schlechterdings wohl kaum zu
erzählen ist. Solche isochronen Erzählungen haben im Vergleich zu
anisochronen
Erzählungen mit eben diesen Merkmalen wohl eher hypothetischen
Charakter.
Die Dauer einer Erzählung und mithin die
Erzählgeschwindigkeit eines epischen (narrativen) Textes hängt u. a.
auch davon ab, ob auf der Ebene der Darstellung bestimmte Ereignisse
ausgespart werden. Diese "chronologischen Lücken" (ebd.,
S.77) können natürlich unterschiedlich groß sein, d. h. einen kürzeren
oder längeren Zeitraum umfassen.
Oft handelt es sich auch um "ein Geschehen, das für die eigentliche
Geschichte nicht" (Martínez/Scheffel
1998, 10. Aufl. 2016, S.46) oder zumindest (vorläufig) von
untergeordneter Bedeutung ist.
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Explizite
Ellipsen zeigen an, dass eine Aussparung vorgenommen wird.
Dabei können sie dazu genaue Angaben machen (z. B. "zwei Stunden
später", "in der nächsten Woche") oder die ausgesparte
Zeitspanne nur vage angeben ("viele Jahre später", "es verging
Woche um Woche").
Manchmal wird die Zeitangabe aber auch erst nachgereicht, wenn
die "eigentliche" Erzählung wieder aufgenommen wird.
Ferner kann die Zeitangabe auch narrativ dadurch erweitert
werden, dass sie Informationen (z. B. Wertungen des Erzählers)
einschließt ("es waren zehn glückliche Jahre, bis der Tag kam,
als ...; "ein durch und durch verregneter Sommer ging zu Ende,
als ...") (= gekennzeichnete Ellipse)
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Implizite
Ellipsen sind stumm, d. h. der Leser erfährt nicht, dass
eine Aussparung vorgenommen wird und über welchen Zeitraum sie
sich erstreckt. In diesem Fall muss der Leser die chronologische
Lücke selbst erkennen oder auf die Aussparung durch die damit
verbundene Unterbrechung des Erzählablaufs selbständig
schließen.