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Textauswahl: Ich-Erzählsituation

James Joyce, Ullysses

(Auszug)


FAChbereich Deutsch
Glossar
Literatur:▪ Autorinnen und Autoren Gattungen Erzählende Texte Überblick Lesen erzählender Texte (Inferenzbildung und Situationsmodelle) Strukturen von Erzähltexten Strukturwandel in der modernen Epik Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse  Überblick Auswahl (Zusammenstellungen wichtiger Strukturbegriffe) Darstellungsebene und Ebene des Dargestellten WIE WIRD ERZÄHLT? (Zeitgestaltung, Perspektiven, Darbietungsformen ...) Überblick Modell der narrativen KommunikationZeitgestaltung Typologien des Erzählers Überblick Erzählsituationen (Stanzel) Überblick Tabellarische Übersicht ▪ Leitfragen zur Analyse Auktoriale Erzählsituation Personale Erzählsituation Neutrale Erzählsituation [ Ich-Erzählsituation Überblick Typen des Ich-Romans Textauswahl  Bausteine ] ▪ Typenkreis der Erzählsituationen Textauswahl BausteineKriteriengeleitete Beschreibung von Erzählertypen (Dichotomien Perspektiven beim Erzählen ▪ Darstellung von Ereignissen Darstellung von Rede und mentalen VorgängenWissensvermittlung und InformationsvergabeErzählen über das Erzählen Zuverlässigkeit und Unzuverlässigkeit des ErzählensStilmerkmale der Erzählung Bausteine WAS WIRD ERZÄHLT? (Handlung, erzählte Welt, Figur, Raum) Bausteine Formen erzählender Texte Dramatische Texte Lyrische Texte Literarische Zweckformen  ▪ Literaturgeschichte Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Schreibformen ▪ Analyse und Interpretation von Erzähltexten in der Schule Operatoren im Fach Deutsch
 

Ein Beispiel für eine zum personalen Erzählen tendierende Ich-Erzählsituation

In seinem Roman "Ulysses" gestaltet ▪ James Joyce den Erzähler ▪ tendenziell personal.

Im Ullysses entwickelt »James Joyce (1882-1941) die Erzähltechnik des inneren Monologs radikal zum Bewusstseinsstrom (stream of consciousness) weiter.

Der über 1000 Seiten zählende labyrinthisch konstruierte Roman umfasst von der Handlung her betrachtet den Ablauf eines einzigen Tages des jüdischen Anzeigenvermittlers Leopold Bloom, seiner ihn betrügenden Frau Molly und des jungen Dichters Stephen Dedalus. Dabei schildert Joyce in einem breit angelegten Strom von Episoden das großstädtische Leben.

Im berühmten Schlusskapitel des Romans werden die Gedanken Molly Blooms in ca. 25.000 Wörtern ohne jegliche Interpunktion dargelegt.

Dabei erinnert sich die Ich-Erzählerin Molly Bloom an den Tag, an dem ihr von ihrem Mann Leopold Bloom ein Heiratsantrag gemacht worden ist.

Konsequent wird hier in der Darbietungsform des Bewusstseinsstroms die personale Ich-Erzählperspektive gestaltet.

"…die Sonne die scheint für dich allein hat er damals gesagt an dem Tag wo wir unter den Rhododendren lagen oben auf dem Howth in dem grauen Tweedanzug und mit dem Strohhut an dem Tag wo ich ihn so weit kriegte dass er mir einen Antrag gemacht hat ja zuerst hab ich ihm ein bisschen von dem Mohnkuchen aus meinem Mund gegeben und es war Schaltjahr wie jetzt ja vor 16 Jahren mein Gott nach dem langen Kuss ist mir fast die Luft ausgegangen ja er sagte ich wäre eine Blume des Berges ja da hat er wirklich einmal was Wahres gesagt in seinem Leben und die Sonne die scheint für dich allein heute ja deswegen hab ich ihn auch gemocht weil ich gesehn hab er versteht oder kann nachfühlen was eine Frau ist und ich hab auch gewusst ich kann ihn immer um den Finger wickeln und da hab ich ihm die ganze Lust gegeben die ich konnte und hab ihn so weit gebracht dass er mich gebeten hat ja zu sagen und zuerst hab ich gar keine Antwort gegeben hab bloß rausgeschaut aufs Meer und über den Himmel ich musste an so viele Sachen denken von denen er gar nichts wusste Mulvey und Mr. Stanhope und Hester und Vater und der alte Captain Groves und die Matrosen die alle Vögel fliegen hoch und ich ruf bückt euch und Geschirrspülen wie sie das nannten spielten wie am Pier und die Wache vor dem Haus des Gouverneurs mit dem runden Ding um den weißen Helm der arme Teufel halb gebraten war er und die spanischen Mädchen wie sie immer am lachen waren in ihren Schals und mit den großen Kämmen und die Versteigerung morgens immer die Griechen und Juden und Araber und weiß der Teufel wer sonst noch alles von allen Enden Europas und die Duke Street und der Geflügelmarkt wie das alles am gackern war vor Larby Sharon und die armen Eselchen wie die halb im Schlaf da langschlichen und die Gammelbrüder mit den Mänteln die auf den Treppenstufen schliefen im Schatten und die großen Räder der Ochsenkarren und das alte Schloss Tausende von Jahren alt schon ja und die hübschen Mauren alle ganz in weiß und mit Turbanen wie Könige wie sie einen baten man soll doch Platz nehmen in ihren winzig kleinen Lädchen und Ronda mit den alten Fenstern der posadas hinterm Gitter zweier Augen Glanz für ihren Liebhaber dass er das Eisen küsst und die Weinhandlungen die immer halb offen hatten nachts und die Kastagnetten und an dem Abend wo wird das Fährschiff in Algeciras verpasst hatten der Wächter wie er so heiter und alles in Ordnung herumging mit seiner Laterne und oh der reißend tiefe Strom oh und das Meer das Meer glührot manchmal wie Feuer und die herrlichen Sonnenuntergänge und die Feigenbäume in den Alamedagärten ja und die ganzen komischen kleinen Straßen und Gässchen und rosa und blauen und gelben Häuser und die Rosengärten und der Jasmin und die Geranien und Kaktusse und Gibraltar als kleines Mädchen wo ich eine Blume des Berges war ja wie ich mir die Rose ins Haar gesteckt hab wie die andalusischen Mädchen immer machten oder soll ich eine rote tragen ja und wie er mich geküsst hat unter der maurischen Mauer und ich habe gedacht na schön er so gut wie jeder andere und hab ihn mit den Augen gebeten er soll doch noch mal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um den Hals gelegt und ihn zu mir niedergezogen dass er meine Brüste fühlen konnte wie sie dufteten ja und das Herz ging mir wie verrückt ich hab ja gesagt ja ich will Ja."

(aus: James Joyce, Ulysses, Frankfurt/M.: Suhrkamp  S.)

 Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 19.12.2023

 
 


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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 19.12.2023