Das
Personen- bzw. Figurenverzeichnis (Dramatis personae) gehört zum ▪
Nebentext eines
▪ Dramas.
Es stellt nach dem Titel und dem Beginn des eigentlichen Dramas die im Drama
auftretenden Figuren vor und umfasst häufig auch schon Angaben zu Ort und
Zeit der Handlung.
Die Angaben, die zu den einzelnen Figuren im
Personenverzeichnis gemacht werden, weichen in ihrem Umfang deutlich
voneinander ab, einheitliche und verbindliche Regeln dafür gibt es ebenso
wenig wie für den Aufbau bzw. die Reihenfolge der aufgelisteten Figuren.
Sieht man einmal davon ab, das die wichtigen Figuren häufig am Anfang und
die weniger wichtigen meistens am Ende der Liste stehen, gibt es wohl keine
verbindlichen Konventionen.
Und selbst dieses Prinzip kann unterbrochen
sein, wenn Personengruppen mit ihren jeweils wichtigsten Figuren an der
Spitze nacheinander präsentiert werden.
Angaben zu den Figuren im Personenverzeichnis
Die Angaben, die das
Personenverzeichnis über die einzelnen Personen macht, können Angaben zum
Geschlecht, zum Alter, zu den Verwandtschaftsverhältnissen, zur sozialen
Stellung, zur Klassen- bzw. Gruppenzugehörigkeit oder zu sonstigen
Beziehungsmerkmalen sein.
Die Angaben können weitgehend neutral gehalten
sein oder die deutlich wertende Handschrift des Autors zeigen, der auf diese
Weise die Rezeption seines Stücks beeinflussen möchte.
Die Namen und
Bezeichnungen, die ein Autor für seine Personen/Figuren verwendet, fallen
dabei ebenso unter die ▪auktorialen
Techniken zur Figurencharakterisierung wie direkte Charakterisierungen
von einzelnen Figuren im Personenverzeichnis selbst (z.B. "Hermann,
Bastard von einem Edelmann" im Personenverzeichnis zu ▪
Friedrich
Schillers (1759-1805) Drama ▪"Die
Räuber")
Personenverzeichnis und Figurenkonstellation des Dramas
Häufig lässt sich auch schon die
▪
Figurenkonstellation
eines Dramas oder zumindest Teile davon, wenn man die
Angaben des Personenverzeichnisses heranzieht.
Friedrich Schillers Maria Stuart
und Johann Wolfgang von Goethes Egmont
Friedrich
Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame
In ▪ Friedrich
Dürrenmatts (1921-1990) ▪ "Der
Besuch der alten Dame" werden die Figuren des Dramas in vier
Gruppen eingeteilt.
Dadurch werden sie in
bestimmte
▪
Kontrast-
- und
▪
Korrespondenzbeziehungen gestellt.
-
"Besucher" und "Besuchte"
bezeichnen Personengruppen mit einem bestimmten allgemeinen
Handlungsschema. Die "Sonstigen" bleiben dagegen
ohne eine solche Markierung.
-
"Die
Lästigen" freilich, allesamt Medienvertreter, werden mit in ▪
explizit-auktorialer Weise
als Gruppe ▪ charakterisiert
und bewertet, ohne dass natürlich in
diesem Kontext klar sein könnte, wem sie lästig sein könnten.
Bertolt
Brecht Der gute Mensch von Sezuan
In »Bertolt
Brechts (1898-1956) Parabelstück »"Der
gute Mensch von Sezuan" stehen die Namen der Personen im Vergleich zu
ihren jeweiligen sozialen Rollen, abgesehen von der Hauptfigur Shen Te/Shui
Ta und wenigen anderen Personen, eindeutig im Hintergrund.
Dementsprechend
agieren die Personen des Stücks auch nicht als Individuen, sondern
stellvertretend für Angehörige bestimmter sozialer Klassen bzw. Gruppen.

Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
03.09.2023
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