Die
▪ Handlung
der Szene V,6 (6. Auftritt) im
5. Akt von
Schillers
Drama »Maria
Stuart« spielt im Zimmer des ersten Aktes in Schloss Fotheringhay.
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5.Akt
< V,5
Maria Stuart
tritt in festlichem Weiß gekleidet aus ihrem Zimmer. Ins Haar hat sie
als Zeichen ihrer königlichen Würde ein Diadem gesteckt, das sich von
ihrem zurückgeschlagenen schwarzen Schleier abhebt. Ein Agnus Dei,
eine vom Papst geweihte Brosche in Form einer Hostie um den Hals,
einen Rosenkranz vom Gürtel hängend und ein Kruzifix in der Hand
zeigen ihre dem Religiösen zugewandte Einstellung der letzten Stunde.
Zugleich strahlt sie eine große, erhabene Hoheit aus, als sie die um
sie herum verzagten und trauernden Bediensteten ermahnt, ihr
Weinen einzustellen. Was ihnen als grausames Ende erscheine, sei für
sie selbst nunmehr ein ewige Freiheit verheißendes Ziel geworden, dem
sie mit frohgestimmter Seele entgegensehe. Der Tod erscheine ihr daher
als Wohltäter, der ihrer Schmach ein Ende bereite. Zugleich verleihe
er ihr wieder ihre königliche Majestät und gebe ihr den einer Königin
gebührenden edlen Stolz zurück. Im Anschluss an diese an alle
gerichtete Ansprache wendet sie sich ihren einzelnen Bediensteten zu.
Sie erkundigt sich bei
Melvil
nach seinem Schicksal und dem anderer ehemaliger Getreuer, seit sie
von ihr getrennt worden seien. Zugleich beauftragt sie ihn ihr
Vermächtnis zu erfüllen und Geschenke an ihre königliche
Verwandtschaft in Frankreich, den Papst und den spanischen König
überbringen zu lassen. Im Anschluss daran nimmt sie ihren Bediensteten
das Versprechen ab, sich nach ihrer Hinrichtung in den Dienst des
französischen Königs zu begeben. Nachdem sie sich einzeln mit
persönlichen Geschenken von ihren Bediensteten verabschiedet hat,
bleibt sie mit Melvil allein zurück.
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