Die
▪ Handlung der
Szene II,3
(3. Auftritt im ▪
2. Akt von
▪ Schillers
▪ Drama ▪»Maria
Stuart« spielt im Palast von Westminster.
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2. Akt >
3.
Akt >4. Akt
>
5.Akt
< II,2
Nach der Verabschiedung der französischen Gesandten
Aubespine und
Bellievre
und der übrigen Hofgesellschaft zieht sich
Elisabeth
mit ihrem engsten Beraterstab zu einer Staatsratssitzung zurück. Der
Großschatzmeister
Wilhelm Cecil,
Baron von Burleigh, kommt ohne längere Umschweife zur
Sache. Nach der doch zumindest günstig beschiedenen französischen
Brautwerbung durch Elisabeth, sieht er jetzt die Zeit gekommen, die
Hinrichtung Maria Stuarts vollstrecken zu lassen. Nur ihr Tod sichere
auf Dauer das Leben der englischen Königin, zumal von der
französischen Verwandtschaft Maria Stuarts unter Führung des Kardinals
von Guise ständig neue Anschläge auf das Leben Elisabeth ausgingen.
Als zweiten ihrer Ratgeber lässt Elisabeth
Georg Talbot,
den Grafen von Shrewsbury, zu Wort kommen. Für ihn steht
fest: Maria ist trotz des gegen sie durchgeführten Prozesses der
englischen Gerichtsbarkeit nicht unterworfen. Zudem gibt er zu
verstehen, dass sich die Autonomie seiner Herrscherin gerade dadurch
erweise, dass sie kraft freier Willensentscheidung in weiblicher
Anteilnahme für das Schicksal ihrer königlichen "Schwester" zugunsten
Marias entscheide. Trotz klarer Missfallensbekundungen Elisabeths hält
er unbeirrt daran fest, seine Stimme als Anwalt der schottischen
Königin im Staatsrat zu erheben. Was immer man ihr in der
Vergangenheit in Schottland vorzuwerfen habe, müsse angesichts der
damaligen Umstände der jugendlichen Unerfahrenheit und
weiblichen Schwäche der schottischen Königin zugerechnet und mit Milde
beurteilt werden. Als er zuletzt erwähnt, dass sie von Kindheit an
darüber hinaus noch beispiellos schön und anziehend gewesen sei,
wird er von Elisabeth in rüdem Ton unterbrochen. Sie erteilt daher
Robert Dudley,
dem Grafen von
Leicester, das Wort, um
auch noch seine Meinung zu hören. Leicester kann nicht glauben, dass
von einer im eigenen Land entmachteten und inhaftierten Maria Stuart
Gefahr für den Thron Elisabeths ausgehen soll. Anders als während des
Prozesses, bei dem er, da es um eine Rechtsfrage gegangen sei,
selbst auch für das Todesurteil votiert habe, habe er nun nur die
Wohlfahrt des Staates im Blick. Und unter diesem Blickwinkel
betrachtet, sei die Aussetzung der Vollstreckung des Todesurteils
gegen Maria Stuart die beste Lösung. Andernfalls könnte es deswegen -
gerade auch nach dem Tode Marias - zu Mitleidsreaktionen kommen, die
Probleme bereiten könnten. Nach der Anhörung ihrer Berater beendet
Elisabeth die Staatsratsitzung, ohne eine Entscheidung getroffen bzw.
bekannt gegeben zu haben.
> II,4
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.05.2021