Die
Handlung der
Szene
II,2 (2. Auftritt) im
2. Akt von
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt
im
Palast des Sultans Saladin. (Handlungsort).
Saladin erfährt von seinem Schatzmeisters
Al-Hafi, dass die ersehnten Tributzahlungen aus Ägypten
auch in absehbarer Zeit nicht eintreffen werden. Als er dessen
ungeachtet Al-Hafi auffordert,
Sittah
ihren Gewinn beim Schachspielen auszuzahlen, schenkt ihm Al-Hafi
reinen Wein ein. Sittah ist es gewesen, die mit den von Saladin
erhaltenen Geschenken und Gewinnsummen schon seit längerem die
gesamte Hofhaltung im Palast bestritten hat. Angesichts dieser
prekären Lage fordert der Sultan Al-Hafi auf, wo immer nur möglich nach
möglichen Kreditgebern zu suchen. Dabei stellt er eigene
Bedürfnisse der höfischen Repräsentation hinten an. Für sich
selbst beansprucht er nur Kleidung, ein Schwert und ein Pferd und
darüber hinaus nur noch seinen Glauben an einen Gott. Als Sittah
Al-Hafi auf seine Freundschaft zu seinem "hochgepriesenen"
und gleichermaßen reichen Juden
Nathan
anspricht und diesen damit als möglichen Kreditgeber ins Spiel
bringt, will Al-Hafi, der ja schon um Nathans ablehnende Haltung
seit seinem Gespräch mit ihm weiß, ablenken. Von ihm jedenfalls,
so seine Antwort, sei kein Kredit zu erwarten. Denn Nathan, der nun
wirklich kein Geldverleiher sei, sondern nur als Kaufmann Waren
verkaufe, setze sein Vermögen für die Gabe von Almosen an alle
möglichen Bedürftigen ein. Und gerade mit dieser Einstellung
strebe er aus Eifersucht und Neid auf die Freigiebigkeit Saladins
danach, diesen darin zu übertreffen. Mit dem Hinweis, er wolle sich
wegen des Kredits an einen dunkelhäutigen Kreditgeber (Mohren)
wenden, kann sich Al-Hafi weiteren bohrenden Nachfragen nach Nathan
entziehen.
II,1
< II,2 >
II,3
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.04.2021