Viele
beklagen sich, dass die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse
seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben
wir. Wenn der Weise sagt: „Gehe hinüber“, so meint er nicht, daß man auf
die andere Seite hinübergehen solle, was man immerhin noch leisten
könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint
irgendein sagenhaftes Drüben, etwas was wir nicht kennen, was auch von
ihm nicht näher zu bezeichnen ist und was uns also hier gar nichts
helfen kann. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, daß das
Unfassbare unfassbar ist, und das haben wir gewusst. Aber das, womit wir
uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.
Darauf
sagte einer: Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen,
dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen
Mühe frei.
Ein
anderer sagte: Ich wette, dass auch das ein Gleichnis ist. Der erste
sagte: Du hast gewonnen.
Der zweite sagte: Aber
leider nur im Gleichnis.
Der erste sagte: Nein, in
Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.
(Franz Kafka,
Sämtliche Erzählungen,. hg. v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078,
Frankfurt/M. 1970, S.411)