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Aspekte der Erzähltextanalyse

Analyse und Interpretation der Codes

Franz Kafka (1883 - 1924) Längere Erzählungen Das Urteil

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur
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• KI: Welche Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Das Urteil"?

Statt den • eingeschränkten Deutungspfaden stereotyper Interpretationsansätze, wie sie auf entsprechende •Prompts auch von KI immer wieder als Antworte geliefert werden, zu folgen, die stets an bestimmten in den Texten nachweisbaren Aspekten ansetzen, um dann einer bestimmten Interpretation in Abgrenzung von anderen Geltung zu verschaffen, kann man nach  Engel (2010, S.414, 434f.) auch anders vorgehen, um das Vorhandensein, das Verhältnis und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Codes, die solchen Textelemente zugrunde liegen, für eine textnahe Interpretation zu nutzen, die von der Aufgabe entlastet ist, eine einzige zentralen Interpretationshypothese zu verifizieren, die Geltung für den gesamten Text beanspruchen kann. Dieser von Engel als historisch-hermeneutisch bezeichnete Ansatz kann seiner Auffassung nach zumindest als gleichberechtigte und ergänzende Alternative zu den aktualisierenden Interpretationen verstanden werden, die immer wieder mehr oder weniger stereotyp auf die Einzeltexte angewendet werden.

Engels Lektüremodell verzichtet dabei darauf, einem der stereotypen Interpretationsansätze zu folgen. Stattdessen will er an Einzeltexten auf der Textoberfläche zeigen, welche  Textelemente auf –  er bezeichnet sie als Codes – Möglichkeiten zur Deutung bieten und in welchem Verhältnis die Codes zueinander stehen, ehe diese Elemente auf ihre Bedeutung hin festgelegt werden.

Engel unterscheidet sechs solcher Codes, die in den einzelnen Texten in verschiedener Weise z. b. als dominierend oder nicht, auftreten können:


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Statt also einen dieser Codes, so wie es die gängigen Interpretationsansätze zu tun pflegen, zu einer Art "Supercode" zu erklären, geht es in Engels Lektüremodell darum, die auf der Textoberfläche erkennbaren Hierarchien der in einem Text vorhandenen Codes zu erfassen, Dominanzen zu beschreiben und davon ausgehend Entscheidungen darüber zu treffen, "wie die textspezifischen Codes und ihre textspezifische Relation im Einzelnen zu deuten ist." (ebd., S.426)

Am Beispiel von Franz Kafkas Erzählung • "Das Urteil (1913)" hat Engel (ebd., S.425f.)   sein Modell verdeutlicht, das am Ende zu der Erkenntnis führt, dass diese Erzählung (...) ganz offensichtlich einen Machtkampf (behandelt), der primär familiär und sekundär sozial codiert ist." Statt mit einem metaphorischen Analogieschluss, der die Bedeutung textextern konstruiert, orientiert sich diese Deutung weiter an der Textoberfläche, in dem sie das ›Bild‹, das der Text entwirft, als "absolute Metonymie" real nimmt und einfach als (Bild-)Einfall verallgemeinert.

Im Urteil dominieren nach Engels Analyse der biografische/individualpsychologische und der gesellschaftliche Code, und zwar

  • durch die zur Darstellung gebrachten "Liebes-, Trieb- und Machtaspekte", die sich in der Vater-Sohn-Beziehung, den familialen Beziehungen und der Beziehung zur Braut niederschlagen, (biografisch/individualpsychologisch)

  • durch die dargestellte Geschäftswelt und die zur Anschauung gebrachten familialen Regeln und Strukturen, die sozial verankert und determiniert sind (gesellschaftlicher Code)

Elemente eines religiösen Codes seien hingegen, ebenso wie solche, die man zu dem hermeneutischen Code oder auch dem jüdischen Code zählen könne, kaum vorhanden, würden weder thematisiert noch problematisiert oder ließen sich nicht als eindeutiges Code-Signal identifizieren. (ebd., S.425f.) 

Die Analyse der Codes führt so zu einem textnahen und Rahmen für die Interpretation, die allerdings noch die Frage zu klären habe, "wie genau die Relation zwischen den Sphären Familie, Sexualität, Macht, Geschäftswelt und Ethik zu denken wäre." (ebd., S.426)

Und natürlich, das muss auch Engel einräumen, beginnt spätestens an dieser Stelle der wohlbekannte "Interpretenstreit", denn schließlich konstruiert jeder Interpret die dem Text zugeschriebene Bedeutung auf der Basis seiner eigenen Sicht auf die textspezifischen Codes und ihrer Beziehungen zueinander.

Nichtsdestotrotz, statt einem Lektüre- und Interpretationsmodell mit maßgeblich  wissensgeleiteter • Top-Down-Verarbeitung bei der • Sinnkonstruktion zu folgen, bei der man schon vor jeder Interpretation darüber Bescheid weiß, "worauf der Text hinausläuft, hinauslaufen muss" (ebd., S.424) ist im Ansatz Engels die •  Text-Leser-Interaktion, weiter kognitionspsychologisch gesprochen, auf dem Weg zu einem  Situationsmodell des Textes (in der Textlinguistik spricht man hier vom Textweltmodell). zumindest länger von einer •  Bottom-Up-Verarbeitung geprägt, die der Textoberfläche, ohne sich in Formanalysen der werkimmanenten Interpretation zu versteigen, Gewicht gibt.

• KI: Welche Interpretationsansätze gibt es für Franz Kafkas Text "Das Urteil"?

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 18.01.2025

 
 

 
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