teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

Parabeln

Didaktische und methodische Aspekte

Franz Kafka (1883 - 1924)

 
FAChbereich Deutsch
Center-Map Glossar Literatur
Literarische Gattungen Erzählende Texte Parabel Autorinnen und Autoren Franz Kafka Überblick Biografischer Überblick Brief an den Vater [ Parabeln Didaktische und methodische Aspekte Überblick  Auf der Galerie Der Aufbruch Der Fürsprecher Der Geier Der Kreisel Der Kübelreiter Der neue Advokat Der Schlag ans Hoftor Der Steuermann Die Brücke Die Prüfung Ein altes Blatt Eine kaiserliche Botschaft Eine Kreuzung Ein Hungerkünstler Ein Landarzt Gemeinschaft Gibs auf Heimkehr In der Strafkolonie Kleine Fabel Von den Gleichnissen Vor dem Gesetz Bausteine ] Der Prozess (Roman) Das Schloss (Roman) Erzählungen Links ins Internet   Schulische Interpretation einer Parabel Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch

 

Die ▪ Parabeln Franz Kafkas gehören zu den erzählenden Texten, die neben seinen größeren wie z. B. seine Romanfragmente ▪ "Der Prozess" oder »"Das Schloss" oder andere Erzählungen größeren Umfangs wie »"Die Verwandlung" oder »"Ein Bericht für eine Akademie" zu den Gegenständen des Literaturunterrichts in der Sekundarstufe II.

Der literaturdidaktische Umgang mit seinen Parabeln orientiert sich dabei an unterschiedlichen Konzepten. Sie werden und a) "(wurden) in der Folge einer wissenschaftlichen Orientierung des Deutschunterrichts (...) als 'Texte' gelesen (vgl. Zobel 1985) und analysiert", b) werden "im Gefüge der Kurzprosagattungen betrachtet (vgl. Schrader 1980)" oder c) "in der Tradition der Gleichnisexegese (vgl. Bekes 1988) " (Nickel-Bacon 2012, S.107).

Dazu kommen immer wieder gattungsbezogene Deutungen zum Zuge, die aber nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit sind und in keiner Weise reflektieren, dass sich in ▪ modernen Parabeln der strukturbildende enge Verweisungszusammenhang von Bild- und Sachbereich, wie er den traditionellen Parabeltypus prägt, ▪ aufgelöst hat oder in Auflösung begriffen ist.

In der Forschung gibt es bis heute keinen Konsens darüber, welche Texte Franz Kafkas genau zur Gattung der Parabel zu zählen sind. Das hat verschiedene Gründe, liegt vor allem aber auch daran, was man überhaupt unter einer Parabel, namentlich einer modernen Parabel versteht.

So gelten denn auch lediglich ierzehn Texte in der Fachwissenschaft unstrittig als Parabeln (Zymner (2010, S.456):Von den hier im Arbeitsbereich aufgeführten Texten zählen dazu: Der neue Advokat, ▪ Der Schlag ans Hoftor Der Aufbruch, Der Geier, Der Schlag ans Hoftor,•  Die Prüfung, Ein altes Blatt, • Eine kaiserliche Botschaft, Ein Hungerkünstler, Ein Landarzt, Der Steuermann, Die Brücke,Gibs auf und Vor dem Gesetz.

Das bedeutet allerdings nicht, dass etliche andere kurze Prosastücke Kafkas nicht als Parabeln aufgefasst werden können und sich einer parabolischen Deutung entziehen. Im Literaturunterricht der Schule werden jedenfalls eine ganze Reihe weiterer Texte traditionell als Parabeln aufgefasst, um unterschiedliche Formen und Richtungen von Suchbewegungen nach dem Sinn der vielfach hermetisch bzw. strukturell oder sogar radikal fremd erscheinenden Texte auszulösen. Dies impliziert aber auch, dass ein Leser oder eine Leserin auch mal "auf der Geschichte sitzen" bleibt (Allemann 1975/1998, S.129), weil diese sich seinen Sinnzuschreibungen einfach entziehen.

Dies gilt umso mehr, wenn Schülerinnnen und Schüler mit Kafkas Texten zusammentreffen: Nicht jede dabei erfahrene kognitive Dissonanz lässt sich auflösen. Und trotzdem: Wer Kafkas Parabeln trotz seiner strukturellen Fremdheitserfahrung ohne weitere Irritationen und Blockaden verstehen will, muss sich "tiefer" auf den Text einlassen, selbst auf die Gefahr hin, dass sich das als strukturell Fremde Erlebte trotzdem nicht immer und vor allem nicht vollständig erklären und deuten lässt. (vgl. Šlibar 2005, S.82, zit. n. ebd.) Das gilt für sämtliche ▪ moderne Parabeln.

Eine wichtige Aufgabe des Literaturunterrichts im Zusammenhang mit diesen Texten ist es daher affektive und volitionale Selbsteuerungsaktivitäten und • metakognitive Strategien (vgl. Christmann/Groeben 1999) zu fördern, die helfen können über die Unlust erzeugende, kognitive Dissonanz hinwegzukommen. Gerade weil unsere eigenen Schemata der Wahrnehmung, des Fühlens und (sozialen) Handelns in der Regel keine verlässlichen Orientierungen dafür geben, dem Gelesenen Sinn zu geben, bleibt das Akzeptieren die prinzipielle Vieldeutigkeit von Kafkas Texten, denen unter konstruktivistischer Perspektive wie anderen literarischen Texten ja kein Sinn eingeschrieben ist, den man "objektiv" herauslesen kann.

Diesen Texten, zumindest bei der ersten Begegnung, soweit "voraussetzungslos" begegnen zu können, wie dies nach jahrelanger Erfahrung mit literarischen Texten im Unterricht möglich ist, gehört zur Konzeption von Lernaufgaben, die dem Kompetenzerwerb im Umgang mit Parabeln Franz Kafkas dienen müssen. Einfach ausprobieren zu können, was einem zu ihnen einfällt, wenn man spürt bzw. herausliest, dass das Gesagte nicht das eigentlich Gemeinte sein kann. ist gerade bei der ersten Begegnung mit Kafkas Parabeln wichtig.

 

wenn man sich z. B. durch Recherchieren zusätzlicher Informationen einen Zugang zu der strukturell fremden Wirklichkeit schaffen kann, den Text also, wie man sagt, kontextualisiert oder, wenn man an den "urprünglichen" Bedingtheiten des Textes anknüpfen will, den text rekontextualisiert. ( und metakognitive Aspekt des Lesens).

  • Sie können uns ▪ strukturell fremd sein, weil sie eine eigene Wirklichkeit darbieten, die sich von der unseren grundlegend unterscheidet. Um sie zu verstehen, genügen unsere eigenen Schemata der Wahrnehmung, des Fühlens und (sozialen) Handelns nicht, geben keine verlässlichen Orientierungen dafür, dem Gelesenen Sinn zu geben. Texte, die eine strukturelle Fremdheit erzeugen, bringen uns, wenn man so will,. Man kann aber über diese Unlust erzeugende, kognitive Dissonanz hinwegkommen, wenn man sich z. B. durch Recherchieren zusätzlicher Informationen einen Zugang zu der strukturell fremden Wirklichkeit schaffen kann, den Text also, wie man sagt, kontextualisiert oder, wenn man an den "urprünglichen" Bedingtheiten des Textes anknüpfen will, den text rekontextualisiert. ( und metakognitive Aspekt des Lesens).

Das ist eben so, und gehört nicht zuletzt zu den ▪ Merkmalen moderner Parabeln, die einen

Was bleibt: In solchen Fällen kann es helfen, die "Schreibstrategie" (Vogt 2008, S.65) Kafkas mit ihrer "Kombination von einfachem Wortlaut und Gattungsschema, sprachlicher Vieldeutigkeit und Deutungsabstinenz des Erzählers" (ebd.) hinzunehmen und damit dem Text die Vieldeutigkeit zu lassen, die auch das Gesamtwerk Kafkas weltberühmt gemacht hat. (vgl. ebd.)

  • Noch intensiver kann die kognitive Dissonanz erlebt werden, wenn einem das, was man liest bzw. gelesen hat, so ▪ radikal fremd erscheint, dass nicht nur die gewohnten Lese- und Verständnisroutinen versagen, sondern man sich überhaupt nicht vorstellen kann, wo man einen Schlüssel zu der in dem Text dargebotenen Wirklichkeit finden kann oder wie dieser Schlüssel überhaupt aussehen könnte.

 

Dabei soll die Bedeutung von fundierten Gattungswissens für ein vertiefteres Verständnis von Parabeln nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden, zumal die kognitive Suchbewegung nach der Bedeutung dieser Texte, die von ihrer • Appellstruktur ausgeht, ein in der Schule durchaus üblicher • Zugang zu Kafkas kurzen Prosastücken darstellt. Der Literaturunterricht setzt nämlich gewöhnlich "ein grundlegendes Wissen darüber, was Gattungen sind, welche Funktion und welche Geschichte sie haben und wie man sie adäquat analysieren kann, in verschiedenen Arbeitsfeldern als selbstverständliche Basis voraus." (Kaulen 2010, S.95)

Dabei muss dieses Gattungswissen nicht unbedingt, der merkmalorientierten "Literaturwissenschaftsdidaktik"  (Köster 2015, S.60 unter Bezugnahme auf Pflugmacher 2014, S. 157f.) folgen. Man hat ihren "klassischen" Ansatz, durch Abstraktion gewonnene Merkmale für eine Gattung bzw. ein Genre an einem konkreten Text nachzuweisen und zugleich anzunehmen, dass damit Wesentliches zum Textverstehen beigetragen werde, als "Merkmal-Nachweis-Didaktik"  bezeichnet (Leubner/Saupe/Richter (2016), Kap. 14.3 Unterrichtseinheiten zu Gattungen/Genres) und in der • Kritik daran zum Ausdruck gebracht, dass das dabei praktizierte Auffinden von Textmerkmalen auf der lokalen Textebene wie das "Malen nach Zahlen" in der Schule "zu einer Art Geschicklichkeitsübung" verkommt. Das solcherart oft an die Wand geworfene • Zerrbild  dient vor allem dazu, sich von der klassischen Literaturwissenschaftsdidaktik abzusetzen, auch wenn die Zeiten der "Merkmalshuberei" im Literaturunterricht sicher vorbei sind.

 

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 28.03.2024

 
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
 

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz