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Friedrich von Hagedorn (1708-1754)

Die verliebte Verzweiflung

Literatur: Autorinnen und Autoren

 
FAChbereich Deutsch
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Gewiss! der ist beklagenswert,

 

Den seine Göttin nicht erhört;

 

Dem alle Seufzer nichts erwerben

 

Er muß fast immer schlaflos sein,

5

Und weinen, girren, winseln, schrein,

 

Sich martern und dann sterben

   
 

Grausame Laura! rief Pedrill,

 

Grausame! die mein Unglück will,

 

Für dich muss ich noch heut' erblassen

10

Stracks rennet er in vollem Lauf

 

Bis an des Hauses Dach hinauf,

 

Und guckt dort in die Gassen

   
 

Bald, als er Essen sah und roch,

 

Befragt' er sich: Wie! leb' ich noch?

15

Und zog ein Messer aus der Scheiden

 

O Liebe! sagt' er, deiner Wut

 

Weih' ich den Mordstahl und mein Blut:

 

Und fing an, Brod zu schneiden

   
 

Nach glücklich eingenommnem Mahl

20

Erwägt er seine Liebesqual,

 

Und will nunmehr durch Gift erbleichen

 

Er öffnet eine Flasche Wein,

 

Und läßt, des Giftes voll zu sein,

 

Sich noch die zweite reichen

   

25

Hernach verflucht er sein Geschick,

 

Und holet Schemel, Nagel, Strick,

 

Und schwört, nun soll die Tat geschehen

 

Doch, ach! was kann betrübter sein!

 

Der Strick ist schwach, der Nagel klein,

30

Der Schemel will nicht stehen

   
 

Er wählt noch eine Todesart,

 

Und denkt: Wer sich erstickt, der spart,

 

Und darf für Gift und Strick nicht sorgen

 

Drauf gähnt er, seufzet, eilt zur Ruh,

35

Kriecht in sein Bett und deckt sich zu,

 

Und schläft bis an den Morgen.

 

(aus: Poetische Werke, Zweyter Theil / Erstes Buch, Fabeln und Erzählungen; Referenzausgabe: Anonymus: Des Herrn Friedrichs von Hagedorn sämmtliche Poetische Werke, Bd. 2. Johann Carl Bohn: 1757, S. 66-69.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 28.01.2024

 
   Arbeitsanregungen:
  1. Interpretieren Sie das Gedicht.
  2. Arbeiten Sie dabei das Weltbild von Friedrich von Hagedorn und seiner Literaturepoche heraus.
  
 

 
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