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Aspekte der Szenenanalyse (3/13)

Zwischen Eskalation und Toleranz

Johann Wolfgang von Goethe: Egmont - Erster Aufzug - Palast der Regentin (3/13)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Johann Wolfgang von Goethe Überblick
Biographie Werke Epische Werke Dramatische Werke  Egmont Gesamttext Didaktische und methodische Aspekte Überblick Entstehungsgeschichte des Dramas Historischer Hintergrund   Handlungsverlauf Überblick Komposition des Dramas Aufzüge Überblick Szenenschema Erster Aufzug  Aspekte der Aktanalyse Armbrustschießen (1) Palast der Regentin (2) [ Aspekte der Szenenanalyse Szenenüberblick Inhalt Zwischen Eskalation und Toleranz: Gespräch der Regentin mit Machiavell über die Lage, ihre politischen Optionen und Egmont ] Bausteine Bürgerhaus (3) Bausteine 2. Aufzug 3. Aufzug 4. Aufzug 5. Aufzug Figurenkonstellation Einzelne Figuren Rezeptionsgeschichte Aufführungsberichte und -kritiken Textauswahl   Bausteine • Links ins Internet   Faust ILyrische Werke  BausteineLinks ins Internet  ▪ Friedrich Schiller  ... Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

Das Gespräch zwischen der Regentin • Margarete von Parma und • Machiavell im 2. Zwischenakt/ der 2. Großszene »Palast der Regentin« des 1. Aufzugs in Johann Wolfgang von Goethes Drama »Egmont« kreist im Wesentlichen um drei Themen, die im nachfolgenden • Strukturbild herausgearbeitet sind.


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Das Gespräch zwischen der Regentin und ihrem Privatsekretär steht funktional im Zeichen der • perspektivisch angelegten Exposition im • 1. Aufzug des Dramas. Der Zwischenakt fügt der im beim • Armbrustschießen in Brüssel (1. Zwischenakt) exponierten • sozialen bzw. nationalen Perspektive auf die politische Lage und die Figur Egmonts eine • machtpolitische Perspektive hinzu, die aus der Sicht der Regentin und ihres Sekretärs gestaltet wird.

Das Gespräch stellt eine Vermischung verschiedener • Gesprächsformen dar. Auch wenn das Gespräch durch die • Aufforderung der Regentin, dass Machiavell offen seine Meinung sagen solle, eine gewisses Zeitlang den Eindruck hinterlässt, dass es sich um eine fast gleichberechtigte, also • symmetrische Kommunikation zwischen beiden handelt, lässt die Regentin keinen Zweifel daran, dass Machiavell, der Privatsekretär, diesen superioren "Gunsterweis" nicht überziehen darf. Mehrmals im Verlauf des Gesprächs •  ermahnt sie ihn, warnt ihn davor, den Bogen nicht zu überspannen und signalisiert ihm unmissverständlich, wer Herrin im Haus ist.

Und auch der • soziale Gestus ihrer Sprache, der "eigentlich leidenschaftlich", aber "gebändigt durch ihre höfische Zucht" (Robert Petsch) ist, zeigt deutlich, wer das Heft in der Hand zu halten beansprucht.

Diese herrschaftliche Dominanzgebärde steht dabei in einem deutlichen Kontrast zu ihrer faktischen Hilflosigkeit in der Politik. So wundert es zunächst auch nicht, dass Machiavell zunächst etwas kritisch bemerkt, die Regentin habe in ihren früheren Entscheidungen schließlich auch nie auf ihn gehört. Und mit - für die Regentin wahrscheinlich - stolzer Brust verkündet er gar, •  dass er die eingetretene Entwicklung schließlich vorausgesehen habe.

Trotz der herrisch-ungeduldigen Art, mit der die Regentin die Worte ihres Sekretärs immer dann quittiert, wenn sie zum Grundsätzlichen kommen, beweist Machiavell jedoch immer wieder Mut, seine nur vordergründig "machiavellistischen", also allein der Staatsräson und dem Machterhalt utilitaristisch untergeordneten, Positionen zu beziehen. Mit seiner • Forderung nach einer begrenzten religiösen Toleranz vertritt er aufklärerisch-absolutistische Positionen und mit seinem • Verständnis das niederländische Strebens nach, allerdings wohl ständischer, Selbstregierung, wagt er sich gegenüber seiner Herrin weit hervor. Dennoch das Gespräch bleibt das Gespräch aufgrund der sozialen Unterschiede der beiden Figuren prinzipiell • asymmetrisch und komplementär.

Auch in der Debatte um die Person und Rolle Egmonts in der niederländischen Politik versucht Machiavell, ganz im Gegensatz zur Regentin, ein nüchternes Bild zu entwerfen. Er weiß, dass • Egmont der maßgebende vom Volk bewunderte und allseits anerkannte Führer ist, der, wenn er sich mit Oranien zusammentut, • ein gefährliches Paar bildet. Aber noch zweifelt er nicht im Geringsten an dessen • Loyalität gegenüber dem König. Ob dies auch uneingeschränkt für seine Treue gegenüber der Regentin gilt, bringt er nicht weiter zur Sprache. Margarete von Parma, die mit ihrer Bemerkung • "ich fürchte Oranien, und ich fürchte für Egmont" und ihrer Äußerung am Ende des Dialogs, • nicht nur sie sei empfindlich, sondern auch Egmont, signalisiert, dass sie Sympathien, vielleicht sogar mehr, für diesen empfindet, sieht sich von Egmont vor allem auch persönlich, u. U, gerade als Frau, verletzt.

Dieses Motiv ist von Goethe indessen nur wenig fortgeführt worden. Es klingt allerdings ganz deutlich wieder im • Gespräch zwischen Egmont und Oranien an. Darin zeigt Egmont nämlich, dass er ihre Andeutungen über eine möglicherweise folgende Abdankung als • bloßes Spiel einer Frau auffasst, die zudem Launen unterworfen ist, und die daher zu keiner weitreichenden Entscheidung fähig ist.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 29.01.2024

  
 

 
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