Der
▪
Imperativ, auch
Befehlsform
genannt, und seine Formen werden in verschiedenen Grammatiken
unterschiedlich eingeteilt.
Nach
Ulrich Engel (1996, S.426f.) lassen sich seine
Formen einteilen in:
Dabei wird noch danach unterschieden, ob die Imperative der 2. Person
Singular und Plural eine
vertrauliche
Form oder eine
Distanzform ausdrücken. (vgl.
Engel 1996, S.426f.)
a) Vertrauliche Formen des Imperativ der 2. Person Singular
Die Imperativformen der 2. Person Singular werden von der
▪ 2.
Stammform (= 3. Person Singular Präsens) abgeleitet. Bei vielen
Formen wird dabei ein e angehängt, auch wenn dies nicht zwingend
erforderlich ist. Formen mit angehängtem e klingen aber gemeinhin
standardsprachlich gehoben, während Formen ohne e eher mundartlich
oder alltags- und umgangssprachlich wirken. In den Fällen allerdings, in
denen im Präsens zur 2. Stammform hin der Vokal wechselt, findet man in der
Imperativform fast nie ein angehängtes e. (Beispiele: bring, gib,
nimm)
Allerdings gibt es auch Verben, bei denen das e in der
Standardsprache auf jeden Fall angehängt werden muss.
Ein angehängtes
e muss standardsprachlich sein bei:
-
Verben, die auf
eln enden
Beispiele: lächeln/lächle - hecheln/hechle
-
Verben, die auf ein
ern enden
Beispiele: lagern/lagere - meckern/meck(e)re
-
Verben, die ein
ig enthalten
Beispiele: beleidigen/beleidige - beerdigen/beerdige
-
bei Verben, deren Konsonantenverbindungen schwer aussprechbar sind:
Beispiele: atmen/atme - wachsen/wachse
-
bei Verben auf
d, t sowie auf Reibelaute (aber: nicht
auf Zischlaute und s):
Beispiele: beachten/beachte - lachen/lach(e)
Normalerweise wird das Subjekt nicht erwähnt, wenn man die vertraulichen
Formen des Imperativs verwendet. Aber zur Hervorhebung kommt dies dennoch,
vor allem in der gesprochenen Sprache, durchaus vor. Das Partnerpronomen
steht dann meistens hinter dem Imperativ, z. B.:
Wenn man das Subjekt als Name oder Substantiv in die imperativische
Äußerung einfügen will, geht dies dadurch, dass der Satzverband gesprengt
wird. Die Formulierung Georg, komm her! besteht daher aus zwei
verschiedenen Äußerungen, nämlich einer Anrede und einer Aufforderung.)
b) Vertrauliche Form
zum Imperativ der 2. Person Plural
Diese Imperativform wird dadurch gebildet, dass an die erste
▪
Stammform (=Infinitiv) ein
t angehängt wird. Seltener kommt das
Anhängen von et vor. So sagt man
-
eher macht als
machet
-
eher lasst als
lasset
-
eher ruft statt
rufet
Wenn der Verbstamm allerdings auf
d oder t endet, muss et verwendet werden, z. B. bei:
-
schreiten/schreitet
-
finden/findet
-
senden/sendet
-
gleiten/gleitet
In der Distanzform des Imperativs der 2. Person wird kein Unterschied
gemacht zwischen einzelnen oder mehreren Personen. Die Aufforderung Gehen
Sie bitte zur Seite! kann also an eine oder an mehrere Personen
gerichtet sein.
Auf alle Fälle jedoch wird in der Distanzform im Gegensatz zu den
üblichen vertraulichen Formen das Subjekt, meistens in Form eines
Partnerpronomens, in die imperativische Äußerung eingefügt.