Linke/Nussbaumer/Portmann (2. Aufl., 1994, S.187) haben die vier
▪ Teilakte eines Sprechaktes (nach J. R. Searle)
in einer Matrixdarstellung am Beispiel der Äußerung «Der Hund ist bissig» dargestellt.
Sie umfasst die
zentralen Aspekte, die bei der "klassischen" Sprechakttheorie
von Bedeutung sind:
Dabei ist der
propositionale Gehalt des Sprechaktes an die Bedeutung des
Prädikators
ist bissig gebunden, dessen Bedeutung (hier etwa zum
Beißen neigend) der Sprecher auch beim Adressaten der
Äußerung voraussetzt. Und natürlich ist die Äußerung auch von
der Sprechsituation im Allgemeinen abhängig. Schließlich ist die
Äußerung auch in einem übertragenen Sinn denkbar, wenn sich
beispielsweise ein Mitarbeiter über seinen Vorgesetzten äußert,
ihn als "scharfen Hund" verstanden wissen will, der auch vor
Bemerkungen in einem "bissigen" Ton nicht zurückschreckt. In
beiden Fällen ▪ referiert
das Wort Hund auf ein anderes Objekt.
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Als illokutiver
Akt kann die Äußerung mit verschiedenen ▪
Sprechakttypen verbunden sein, mit
denen der Sprecher seine Intentionen ausdrückt und der Adressat
erkennen und erfassen kann, was der Sprecher "meint", "worauf er
hinauswill" oder welche Handlung im Vollzug des Sprechaktes
vollzogen wird.
Im vorliegenden
Fall kann die Äußerung «Der Hund ist bissig» mit ▪
partnerorientierten Akten verbunden
sein. Sie kann eine ▪
Mitteilung i. e. S., eine ▪
Warnung, eine
▪
Drohung oder auch ein
▪
Ratschlag / eine Empfehlung sein. Welcher
Sprechhandlungstyp realisiert wird, hängt von der jeweiligen
Kommunikationssituation ab.
Wenn man sich
die diese Kommunikationssituation z. B. so vorstellt, dass der
Sprecher jemanden davon abhalten will, den Hund einfach zu
streicheln, kann man je nachdem, mit wem man es zu tun hat und
wie man die Beziehung zu dieser Person definiert, den gleichen
propositionalen Gehalt in unterschiedlichen Äußerungen
artikulieren. Dabei muss man nicht einmal auf sprachliche
Äußerungen zurückgreifen, sondern kann auch mit
paraverbalen (prosodischen)
und ▪ nonverbalen
(körpersprachlichen) Mitteln signalisieren, dass man nicht
gerne hat, wenn jemand dem eigenen Hund zu sehr zu Leibe rückt.
So
sind in diesem Zusammenhang also eine Vielzahl von Äußerungen
möglich, um diese Intention zu verdeutlichen. So könnte man etwa
sagen,
-
"Bitte,
bleiben Sie weg."
-
"Nicht so nah
heran, bitte!"
-
"Mein Hund ist
bissig."
-
"Nicht streicheln!"
-
"Wollen sie eigentlich gern
ungefragt von wildfremden Personen gestreichelt werden?"
Ob der Sprechakt als Ganzes "glückt", d. h. auch der ▪
Perlokationsakt beim Adressaten das bewirkt, was
sich der Sprecher als Folgehandlung des Adressaten vorstellt oder wünscht, ist
dabei natürlich offen und hängt von verschiedenen allgemeinen Erfolgsbedingungen
ab, die für alle Sprechakte gelten. Voraussetzung dafür, dass der
Perlokutionsakt so gelingt, wie es sich der Sprecher vorstellt, sind u. a.
-
die Bereitschaft des Hörers
bzw. Adressaten zur Kooperation
-
seine Fähigkeit, die Äußerung
überhaupt zu verstehen
-
das Vertrauen des Sprechers
darauf, "dass die von ihm vom Hörer erwartete Handlung dem Hörer nutzen wird
oder zumindest zumutbar ist" (Heinemann/Heinemann
2002, S.42)
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023