|
Kommunikation (lat. communicatio >Mitteilung>, con >gemeinsam>, munus
>Aufgabe, Leistung<) Ausdruck, der von verschiedenen wiss. Disziplinen [...]
in Anspruch genommen wird. Insbes. findet er Verwendung in der Journalistik-
und Medienforschung, der Erforschung der Massenkommunikation und ihrer
Mittel; in der Ökonomie für den Bereich der Waren-, aber auch der
Nachrichten-Transporte [...]; in der Kommunikationswissenschaft als einer
Disziplin,. die sich mit den physikal.-techn. Aspekten von
Nachrichtenübermittlung befasst; in der Kybernetik als einer Disziplin, in
der K. zu einem Grundbegriff einer allgemeinen Theorie von Systemen gemacht
wurde [...]. Die Verwendung des Ausdrucks »K.« seit dem ersten Drittel des
20. Jh., mit einer ständig steigenden Tendenz nach 1945, ist vor allem auch
dadurch bestimmt, dass ein reger Metaphorisierungs- und Übertragungsprozess
von einer in die andere Disziplin stattfindet [...]. Zugleich decken die
engl. Ausdrücke »communication« und »to communicate« ein breites semant.
Feld ab und finden auch Verwendung für >übermitteln< und >vermitteln< bis
hin zu >verstehen< im umgreifenden Sinn, >sich verständigen>. Insebsondere
aber bildete die nachrichtentechn. und kybernet. Fassung von K. den
Spender-Bereich für Übetragungen; z. T. war die Ling. Übergangsbereich für
die Übertragung in neuere philosophische Theoriezusammenhänge (Habermas,
Luhmann). - In der Ling. wird der Ausdruck vor allem im Zusammenhang mit
Versuchen verwendet, die immer stärker eingeengten Objektbegriffe der Ling.
wieder in Richtung auf die umfassende Phänomenfülle von Spr. und ihrer
Verwendungen zu öffnen [...]. In der nachrichtentechn. bestimmten
Theorie-Variante wird [...] in einem so genannten »Kommunikationsmodell«
beschrieben ((vgl. Shannon & Weaver 1949): Eine aus einer >Quelle> (»source«)
stammende Information wird von einem >Sender< (»transmitter«) als Signal
durch einen >Kanal< (»channel«) an einen >Empfänger< (»receiver«)
übermittelt, der das >Bestimmungsziel< (»destination«) der Nachricht ist;
der Übertragungsprozess kann im Kanal durch >Rauschen< (»noise«) gestört
werden. Dieses für den Prozess der Nachrichtenübertragung unmittelbar
einleuchtende Modell wurde auf das menschl. Verständigungshandeln insgesamt
übertragen und zum Teil als Grundmodell u. a. auch für die Literatur
eingesetzt (Jakobson). Es weist gegenüber reduktionist. ling. Grundkonzepten
den Vorteil auf, dass nicht nur die Strukturen des sprachl. »Systems«
thematisiert werden, sondern auch die Bedingungen seines Gebrauchs und die
Einbeziehung der verschiedenen am Gebrauch beteiligten Instanzen. [...] Kaum
beachtet wurden dabei die nachrichtentechn. bedingten Verkürzungen menschl.
Verständigung, vor denen bereits K. Bühler (1879-1963), einer der ersten
Verwender der »Sender«-»Empfänger«Metaphorik, gewarnt hatte. Insbesondere
wird Sprach so leicht zu einem Signalsystem, einem Kode, verkürzt. [...] Das
nachrichtentechn. Modell erlaubt unter dem Stichwort »Kanal« auch die
Einbeziehung unterschiel. Formen und Verständigung, insbesondere
paralinguistische und nonverbale K. Auch dieser Aspekt wurde ling.
verallgemeinert. In diesem Sinn ist >K.< weiter als >Sprache<;
kommunikatives Handeln umfasst das sprachl. Handeln als eine -
ausgezeichnete - Form von Verständigungshandelm. [...] Aus der Sicht einer
konstruktivist.-relativist. Psychotherapie legten Watzlawick u. a. (1967)
eine gleichfalls sehr einflussreiche Theorie der menschl. K. vor, in der
zwei Modalitäten von K., beziehungs- und sachbezogene, voneinander
unterschieden werden. [...] (aus:
Metzler Lexikon Sprache 1993, S.315f., gekürzt) |
|