Die Transkription als die verschriftlichte Aufzeichnung von
Audioaufnahmen oder audiovisuellen Aufnahmen zur ▪
Gesprächsanalyse folgt bestimmten Prinzipien und Kriterien.
Weil das Standard-Schriftsystem für die verschriftlichte Analyse
sprachlicher Interaktionen in verschiedenartigen Forschungsgebieten wie
der ▪ Linguistik, Soziologie,
▪ Psychologie und
▪ Pädagogik nicht ausreicht, wurden vielerorts unterschiedliche
▪ Transkriptionssysteme
entwickelt, die auf z. T. sehr verschiedenen Notationskonventionen
beruhen. Die beiden wichtigsten Formen der Transkription sind:
Partiturnotation
und Textnotation
Die Partiturnotation
Die Partiturnotation bzw.
Partitur-Schreibweise ist in
der deutschen Gesprächslinguistik weit verbreitet (z.B. HIAT =
Halbinterpretative Arbeitstranskription). Dabei wird analog zur
Notendarstellung in einem Musikstück verfahren, bei der die in
verschiedenen Notenzeilen übereinander stehenden, in einem Akkord
zusammengefassten Noten gleichzeitig gespielt werden müssen. Denn bei der
Notation von Gesprächen werden analog dazu die gleichzeitig stattfindenden
Kommunikationsereignisse in parallel zu lesenden, untereinander
angeordneten Zeilen festgehalten.
Durch ein am Rand der Zeile angebrachte
Klammern wird dabei zusätzlich signalisiert, welche bzw. wie viele Zeilen
parallel zu lesen sind. Dadurch kann der gesprochene Text in einer eigenen
Zeile notiert werden und die Zeilen darüber und darunter können Angaben zu
den
supragmentalen oder
nonverbalen Bestandteilen der Kommunikation enthalten.
Mitunter wird die Partiturnotation auch nur für den eigentlichen
Gesprächstext verwendet, um damit Sprecherwechsel und Phasen des
simultanen Sprechens übersichtlich zu halten. In diesem Fall werden
zusätzliche akustische, visuelle und semantisch-pragmatische Kommentare in
eigenen Spalten am rechten äußeren Rand der Transkripttabelle eingefügt.
Darüber hinaus können weitere Informationen durch Verwendung von
Spezialzeichen in den laufenden
segmentalen Transkriptionstext eingefügt werden. (vgl.
Linke u. a. 1994, S. 277)

(aus
Henne/Rehbock 1995, S.96f.)
Die Vorteile der Partiturnotation liegen auf dem Gebiet
der übersichtlichen Darstellung interaktiver Strukturen. Im Gegensatz zur
Textnotation sind Partitursysteme jedoch schwerer lesbar. (vgl.
Brinker/Sager 1989, S.41) Wenn man darüber hinaus möchte, dass die
Notation von jedem Textverarbeitungsprogramm geleistet werden kann, ist
dies im Allgemeinen nicht möglich.
Die Textnotation
Bei der Textnotation werden die Beiträge der einzelnen
Sprecher in einzelnen Textblöcken untereinander notiert. Vor jeden dieser
Textblöcke wird die anonymisierte Bezeichnung für den jeweiligen Sprecher,
die Sprechersigle, festgehalten.
Mit den Transkriptionskonvention des
▪ Gesprächsanalytischen Transkriptionssystems (GAT) und ihren
Grundsätzen und Kriterien hat die Textnotation wieder eine weite
Verbreitung gefunden.
Beispiel (aus GAT, leicht verändert):*
01 A: ich
wollt jetzt [noch sa’
02 B: [das tut nichts [zur sache
03 A:
[noch sagen
04
dass mich diese unterbrecherei einfach stört.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.04.2022
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