Auch wenn eine systematische exakte
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Typologie von Gesprächen für die konkrete
Gesprächsanalyse
nicht unbedingt notwendig ist (vgl.
Brinker/Sager 1989, S.113), können ihre Merkmalskataloge doch,
insbesondere wenn der soziale und situative Kontext und die komplexen
Konstellationen eines Gesprächs in den Blick geraten, heuristisch
hilfreich sein.
Klassifikationssysteme und Versuche zur Hierarchisierung
von Gesprächen gibt es mittlerweile einige, doch "eine in sich homogene
und die Vielfalt möglicher Gesprächssorten bzw. -klassen abdeckende
Gesprächstypologie gibt es bis heute noch nicht". (Linke
u. a. 1995, S. 288) Wenn man allerdings die Alltagsbezeichnungen für
Gespräche zugrunde legt, lassen sich daraus auch schon interessante
Klassifikationskriterien gewinnen, wie dies in der nachfolgenden
erweiterbaren Auflistung geschieht (vgl. ebd.)
-
Trägermedium bzw. situative Einbettung: Radiointerview,
Fernsehdiskussionen ...
-
außersprachliche Situation bzw. der soziale Bereich:
Stammtischgespräche, Thekengespräche ...
-
Anzahl der Teilnehmer bzw. Privatheit: Gespräch unter vier
Augen
-
kommunikative Funktion: Beratungsgespräch ...
-
Sitzordnung: Rundtischgespräche ...
Grundsätzlich ist bei der Typologie von Gesprächen zu beachten, dass
einzelne Kriterien meist nur grobe Einteilungen ermöglichen. Aus diesem
Grunde hat man sich im Allgemeinen mit umfassenden Merkmalskatalogen
und -kombinationen befasst, um eine systematische Klassifikation von
Gesprächen (Gesprächstypen, Gesprächssorten, Gesprächsformen,
Gesprächsbereichen) bemüht.
In der deutschen Forschung ist das
Redekonstellationsmodell der
so genannten Freiburger Schule,
das in den siebziger Jahren entwickelt wurde, dabei der bekannteste
Ansatz.
In diesem Modell werden die in einem bestimmten
Kommunikationsakt miteinander kombinierten Merkmale als
Redekonstellationen bezeichnet. Die Merkmale, die eine
Redekonstellation prägen, umfassen die folgenden (außersprachlichen) Kriterien:
(vgl.
Steger u . a. 1974, S.62; vgl.
Brinker/Sager 1989, S.110)
Das Modell der Redekonstellation lässt sich
am Beispiel des
Redekonstellationstyps
Interview aufzeigen.
Einwände gegen das Freiburger
Redekonstellationsmodell betreffen die mangelnde Homogenität der
Merkmale, die z. T. auf unterschiedlichen sprachtheoretischen Ebenen
liegen, und die mangelnde Vollständigkeit, die zu einer relativ
beliebigen Hinzufügung oder Weglassung von weiteren Merkmalen
verleitet. (vgl. vgl.
Brinker/Sager 1989, S.111)
Außerdem ist, zumindest empirisch noch nicht
hinreichend nachgewiesen, welche der außersprachlichen Faktoren "sich
wie und wie unmittelbar auf das Gesprächsverhalten auswirken".
(Linke
u. a. 1995, S. 289)
Das Freiburger Modell wurde von Heinrich Henne und Heinrich Rehbock
(1982/1995) weiter entwickelt.
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Klassifikationssystem von Henne/Rehbock
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023