Die Gestaltung einer Seite ist auch eine Visualisierung
Die
▪
Seitengestaltung ist
ein makrotypographisches Gestaltungselement. Sie erfüllt wie andere
Gestaltungselemente auch die vier allgemeinen Aufgaben, nämlich
-
Weckung von Aufmerksamkeit und
Interesse beim Leser
-
Strukturierung des Inhalts
-
Steuerung und Lenkung der
Rezeption des Lesers bzw. Betrachters
-
auf Lesbarkeit hin optimierte
formale Gestaltung.
(vgl.
Köhler 2002, S. 6f.)
Die Seitengestaltung soll vor allem die Rezeption
steuern
Bei der Steuerung der Rezeption des Lesers auf der Ebene der
Seitengestaltung geht es vor allem um die so genannte
Leserführung.
Sie muss berücksichtigen, auf welche Weise Seiten
durch den Leser ▪
wahrgenommen werden.

Seitengestaltung als ein Angebot von Sehwegen
Die
Seitengestaltung und das gesamte
Seitenlayout bieten dem Leser bestimmte
Sehwege an.
Bei der Untersuchung der
Seitenwahrnehmung durch den Leser hat man dabei festgestellt:
"Der Blick des
Betrachters fällt häufig zuerst auf die rechte obere Seite einer
Doppelseite. Die linke untere Hälfte steht wesentlich seltener unvermittelt
im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dies macht sich auch in unterschiedlichen
Anzeigenpreisen bemerkbar, die Zeitschriftenverlage für gleich große
Anzeigenflächen innerhalb einer Doppelseite verlangen." (
Khazaeli 1995, S. 22)

Die zwei dargerstellten Beispiele zeigen, wie die Leserführung, der
intendierte "Sehweg durch das
Seitenlayout" (Khazaeli), mit einfachen gestalterischen Mitteln
verändert werden kann.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass dieser
Sehweg
möglichst einfach und ohne allzu große Sehstrecken zwischen einem
Textelement zum anderen gestaltet werden muss, damit die
Aufmerksamkeit und das Interesse
des Lesers an der Textrezeption erhalten bleibt.
Die dargestellten
Beispiele bilden allerdings nicht die empirisch ermittelbaren
Fixationspunkte der Seitenwahrnehmung ab,
bei dem das alles dominierende Bild sicherlich an erster Stelle steht.
Die
Werbewirkungsforschung will es ganz genau wissen
Bei
▪
Werbeanzeigen
untersucht die (qualitative) Werbewirkungsforschung sehr genau, wie und in
welcher Reihenfolge werbliche Informationen vom Leser bzw. Betrachter einer
Anzeige aufgenommen werden.
Dabei lassen große Verlage die Seitenwahrnehmung
ihrer Leser sehr genau analysieren, um ihr Medienangebot noch optimaler zu
gestalten.
So wird z. B. bei der
▪
Blickaufzeichungsmethode
mit einer speziellen Lesebrille
an Versuchspersonen gemessen, wie der Blick des
Betrachters über das angeschaute Objekt wandert (▪ Scanning).
Durch Blickaufzeichnungsanalysen können wichtige Erkenntnisse darüber
gewonnen werden, wie Print- und Multimediaprodukte besonders leser-
bzw. anwenderbezogen gestaltet werden können.
So gilt z. B. für das
Lesen von Zeitungs- und Anzeigentexten, dass der
Blick des Betrachters "
[...] die Zeitungsseite oder das Inserat von oben nach unten und den
Bildern entlang ab(tastet), wobei Bilder zwar als Blickfang steuern,
jedoch wenig Einfluss darauf haben, ob der Leser auch tatsächlich in den
Artikel einsteigt oder nicht. Hier kommt den Titeln und Zwischentiteln
als Auswahlkriterien offenbar die entscheidende Funktion zu.“ (Bonfadelli
2004, S. 214)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
08.01.2023
|