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Bei einer
ausführlichen
Meinungsumfrage ist ein Fragebogen, sowohl bei bei der schriftlichen
Durchführung als auch bei der mündlichen Befragung durch einen Interviewer unerlässlich.
1. Grundanforderungen an den Fragebogen und seinen Einsatz
Ein derartiger Fragebogen
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muss standardisiert sein, d. h. allen Befragten mit den gleichen
Inhalten, in der Regel Fragen, vorgelegt werden
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sollte so interessant gestaltet sein, dass der Befragte sich wie bei
einer echten Gesprächssituation fühlt
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darf von dem Interviewer unter keinen Umständen kommentiert werden
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sollte unter möglichst vergleichbaren Bedingungen eingesetzt werden
Nur dadurch kann gewährleistet werden, dass die Ergebnisse der Befragung
vergleichbar bleiben.
2. Die sprachlich-stilistische Gestaltung des Fragebogens
2.1 Grundprinzipien
Wer einen Fragebogen verfasst, sollte bei der sprachlich-stilistischen
Gestaltung
2.2 Fragearten
Für einen Fragebogen kommen verschiedene
Fragearten (Entscheidungsfragen
und
Ergänzungsfragen) in Betracht.
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Als
offene Fragen
formuliert,
überlassen sie dem Befragten selbst, eine Antwort zu formulieren.
Dies ist im Falle von Entscheidungsfragen wie "Soll die gesetzliche
Helmpflicht für Fahrradfahrer eingeführt werden?" unproblematisch, da
solche Frage ohnehin nur mit ja oder nein beantwortet werden können.
Bei Ergänzungsfragen wie "Wie sollte eigenverantwortliches Lernen in der
Schule organisiert werden?" ist die Antwort für den Befragten weitaus
schwieriger und die Vergleichbarkeit der Antworten ist beträchtlich
schwerer herzustellen.
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Als
geschlossene Fragen geben
sie zugleich alle möglichen Antwort-Alternativen vor, die in der Regel
durch Ankreuzen beantwortet werden können. Das Vorgeben von Alternativen
bei der Antwort ist dabei eine standardisierte Artikulationshilfe, die das
Auswerten der Antworten erheblich erleichtert.
Beispiel:
Welche der nachfolgenden Tätigkeiten am Computer werden von dir
mindestens einmal in der Woche durchgeführt:
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Alleine Computerspiele spielen
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Mit anderen Computerspiele spielen
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Etwas für die Schule machen
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Lernprogramme benutzen
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Mit Computer malen/zeichnen
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Texte schreiben
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Im Internet surfen
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Im PC-Lexikon nachschlagen
-
Musik hören
-
Programmieren
Ein Sonderfall der geschlossenen Fragen sind
skalierte geschlossene Fragen,
die eine abgestufte Antwort ermöglichen. Dabei werden neben der Vorgabe
von Antwort-Alternativen auch Skalen vorgegeben, auf denen z. B. der Grad
der Zustimmung oder Ablehnung einer bestimmten Aussage markiert werden
kann.
Beispiel:
Persönliche Einstellung zur Zuwanderung |
Wir haben in Deutschland mehr als genug Ausländer. |
1 |
2 |
3 |
4 |
Die Zuwanderung von Menschen aus islamischen Ländern ist besonders
problematisch. |
1 |
2 |
3 |
4 |
Die Zuwanderung verschärft die Probleme auf dem deutschen Arbeitmarkt. |
1 |
2 |
3 |
4 |
Der Familiennachzug von ausländischen Arbeitnehmern übersteigt die
Integrationsfähigkeit der deutschen Gesellschaft. |
1 |
2 |
3 |
4 |
1 trifft vollkommen zu
2 trifft im Wesentlichen zu
3 trifft weniger zu
4 trifft überhaupt nicht zu
2.3 Positive
und negative Antwortalternativen
Die Art der Formulierung und die Anordnung der Antwortalternativen hat
großen Einfluss auf die Ergebnisse einer Umfrage. Man hat festgestellt, dass
Da es sich im deutschen Sprachraum eingebürgert hat, die positive Antwort
meist an
die erste Stelle steht, in jedem Falle aber vor die negative zu setzen, kann
u. U. die prinzipielle Benachteiligung negativer Antwortalternativen durch
diesen "Standortvorteil" ausgeglichen werden.
2.4 "Harte" und
"weiche" Antwortalternativen
Es gibt Formulierungen, die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer
Meinungsumfrage in einem bestimmten Kontext als besonders krass empfunden
werden und damit in besonderem Maße negativ besetzt zu sein scheinen.
Dadurch können Abwehrreaktionen bei den Befragten ausgelöst werden, die das
Umfrageergebnis unzulässig beeinflussen oder sogar dazu führen können, dass
die Teilnahme an der Umfrage abgebrochen wird. Wer also "weiche"
Formulierungen wie "nicht besonders sympathisch, wenig einfallsreich, zu
wenig glaubwürdig,..." statt "harte" Ausdrücke wie "unsympathisch,
einfallslos, unglaubwürdig,..." verwendet, kann derartigen Störfaktoren
vorbeugen. (vgl.
Kirschhofer-Bozenhardt/Kaplitzer 1975, S. 110)
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