Bei
▪ produktorientierten Schreibaufgaben,
die ein Schreibziel und als Ganzes, meistens mit einem ganz
bestimmten Textmuster verknüpft
werden, steht im Allgemeinen die
Produktorientierung im
Vordergrund des Schreibens.
Schreibaufgaben auf der Basis
produktorientierten Schreibens sind in der Praxis
schulischen Schreibens am weitesten verbreitet und
korrespondieren mit entsprechenden Aufgaben, die aus
verschiedenen Gründen bei Prüfungen in allen Schularten
verwendet werden.
Zu
Schreibaufgaben dieser Art zählen z. B. in der Sekundarstufe I und II
folgende Schreibaufträge mit verschiedenen
Operatoren:
Dabei hat die Ausführlichkeit, mit
der solche Schreibaufgaben gestellt sind, nichts mit ihrer Zuordnung zu
tun.
Auch so genannte
▪ mehrteilige Arbeitsanweisungen richten das Schreiben in der Regel
auf das mehr oder weniger normativ gefasste Textprodukt als Schreibziel
aus, auch wenn sie Hinweise zur Bearbeitung geben.
Solche
umfassenden und komplexen
Schreibaufgaben stellen hohe Anforderungen an die jeweiligen
Schreiber/-innen. Wer diese "harte(n) Anforderungen" ("Motorik,
Rechtschreibung, Wortwahl, Syntax, Zweck des Textes, Textaufbau,
Klarheit, Publikumsreaktionen, Rhythmus, Klang usw.") (Kruse/Ruhmann
2006, S.23) bewältigen will, muss über eine hinreichend entwickelte
Schreibkompetenz bei allen Teilkompetenzen (
Zielsetzungskompetenz,
inhaltliche
Kompetenz, Strukturierungskompetenz,
Formulierungskompetenz)
verfügen.
Da diese Anforderungen
zudem beim Schreiben gleichzeitig berücksichtigt werden müssen,
können sie eben oft nur von versierteren Schreibern
zufriedenstellend bewältigt werden.
Hinzukommt noch, dass
solche Schreibaufgaben viel Zeit beanspruchen. Daher können und
werden sie in der schulischen Schreibpraxis je nach Textmuster
nur in sehr eingeschränktem Maße geübt (vgl.
Baurmann (2002/2008,
S. 60). Der produktorientierte, individuell angefertigte
"Klassenaufsatz" bzw. "Hausaufsatz" im Gegensatz zum Aufsatz,
der für eine Klassenarbeit oder Klausur geschrieben wird, führt
heute ein Schattendasein, und das ist gut so.
Übungsformen, die das
Verfassen eines gelungenen Schreibproduktes ermöglichen sollen,
sind meist dem Textmuster angepasste, kurze
Schreibaufgaben, die das, was man zur Bewältigung der
umfassenden Schreibaufgabe können muss, trainieren und auf diese
Weise den umfassenderen Schreibprozess entlasten sollen. Dabei
wird aber bei den Übungen kein umfassendes Schreibziel mehr
verfolgt.
Solche vorbereitenden, kurzen Schreibaufgaben
zur Übung können nach
Schneuwly (1995, S,120f., zit. n.
Baurmann, 2002/2008, S. 60) als "Ateliers"
bezeichnet werden
Schreibateliers beim
produktorientierten Schreiben
Das Konzept der
Schreibateliers
geht davon aus, dass die Bewältigung umfangreicher Schreibziele nur dann
von Erfolg gekrönt ist, wenn ein Schreibender ausreichende Schreiberfahrungen gemacht hat und sein Schreiben an entsprechenden
Mustern, die ihm verfügbar sind, entwickeln kann. (Baurmann (2002/2008,
S. 60)
Der besondere Vorzug des Verfahrens liegt in seinem
"Wechsel zwischen Produktion und Rezeption, zwischen obligatorischen und
fakultativen Vorübungen, auch zwischen schriftlicher Reproduktion und
dem Erproben neuer Möglichkeiten" (Baurmann (2002/2008,
S. 60), das auch die Motivation der Schülerinnen und Schüler
fördern kann.
Prozessorientierte Schreibaufgaben
basieren auf einem Grundmuster, das auf
die empirischen Forschungen von
Flower
und Hayes (1980) zurückgeht.
Es versteht den
Schreibprozess als einen Vorgang,
der sich in drei Etappen vollzieht: "Vorbereiten - Rohfassung
schreiben - Überarbeiten" (vgl.
Kruse/Ruhmann 2006, S.23, Hervorh. d. Verf.) oder anders
ausgedrückt: Planen (planning) - Formulieren (translating)
- Überarbeiten (reviewing).
Aus der
Komplexität des Schreibens leitet sich dabei auch die "Hauptstrategie"
prozessorientierter Schreibdidaktik ab, die darin besteht, "die
schreibende Person durch Entzerrung des Schreibprozesses zu entlasten."
(ebd.,
S.15)
Prozessorientierte Schreibaufgaben
sollen ferner "der ständigen Durchmischung und Wechselwirkung
aller beteiligten Prozessphänomene Rechnung (zu) tragen" indem
den Schülerinnen und Schülern ermöglicht wird, "sich ausgiebig,
unter verschiedenen Perspektiven, mittels unterschiedlicher
Medien dem Text anzunähern" (Brugger 2004, zit. n.
https://www.uni-bamberg.de/germ-didaktik/transfer/online-seminare/schreib-web/schreibprozess/
9.10.2018).
Dabei liegt ein wesentlicher Akzent bei prozessorientiertem
Schreiben darin, dass sie einzelne Teilhandlungen aus
einem Schreibprozess ausgliedern und den Fokus auf
Schreibhandlungen entweder beim Planen oder Formulieren oder
Überarbeiten eines Textes richten.
So
müssen also bei solchen Schreibaufgaben weder der gesamte
Schreibprozess durchlaufen und keine komplexe Aufgabe bearbeitet werden,
sondern lediglich ein Teilaspekt eines vielschichtigen Schreibprozesses.
(vgl. Baurmann (2002/2008, S. 60)
Zu Schreibaufgaben dieser Art
zählen z. B. in der Sekundarstufe I und II folgende
Schreibaufträge:
-
Aktivieren
Sie mit Hilfe eines
Clusterings
Ihr Vorwissen zum Thema ...
-
Grenzen Sie
das Thema "Organspende" durch eine Reihe verschiedener
W-Fragen ein.
-
Formulieren
Sie das Schreibziel, das Se mit Ihrem Text verfolgen wollen.
-
Redigieren Sie
den vorliegenden Text, indem Sie Kürzungen vornehmen und ihn neu
gliedern.
-
Formulieren
Sie den Abschnitt ... des Textes neu, indem Sie die Argumente mit
Beispielen belegen.