Heerscharen von Ratgebern befassen sich mit diesem Thema, das
wissenschaftlich »Prokrastination
heißt. Die Tendenz, Dinge immer wieder aufzuschieben, gibt es in allen
Bereichen menschlichen Handelns und irgendwie scheint es zum Schreiben
offenbar in besonderer Weise dazuzugehören. (vgl.
ebd.)
Zugleich hat Prokrastination, also unangenehme Handlungen
immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, auch
unterschiedliche Ursachen.
Dies gilt natürlich auch für die "Aufschieberitis"
beim Schreiben. Liegen keine Persönlichkeitsprobleme vor, die dazu veranlassen, dann lassen sich
die Unlustgefühle beim Schreiben allerdings durchaus so kontrollieren,
dass sie das Schreiben nicht blockieren.
Auch wenn das Phänomen so normal ist, dass man es, wie
Girgensohn/Sennewald
(2012, S.122) meinen, "kaum noch als Schreibblockade bezeichnen
kann", können sich andauernde Schreiberfahrungen dieser Art eben doch zu
ernsthaften Schreibschwierigkeiten entwickeln.
- So kann man in einen
Teufelskreis mit schwerwiegenden Folgen geraten, den
Neil Fiore 1991, S. 8. wie folgt beschreibt: "Wir fühlen uns überfordert und unter Druck gesetzt, wir fürchten das
Versagen und bemühen uns noch mehr, langsam wächst der Verdruss, wir
verlieren die Motivation und schieben unsere Aufgabe immer länger vor uns
her. Der Kreislauf beginnt mit dem Gefühl der Überforderung und endet mit
dem Versuch, dem Ganzen durch weitere Verzögerungstaktiken zu entfliehen.
Aber eine Flucht ist nicht möglich, solange man in diesem Teufelskreis
gefangen ist. Am Schluss lässt sich noch nicht einmal mehr die Freiheit
genießen, ohne dass man Schuldgefühle hat. Plötzlich wird jeder Augenblick,
der mit 'Spiel' oder sogar verhältnismäßig 'angenehmerer' Arbeit verbracht
wird, zu einer unangenehmen Ablenkung von dem, was man eigentlich tun
sollte."
Das Arbeits- und Zeitmanagement optimieren
Zunächst einmal kann man der "Aufschieberitis" mit einem
realistischen Arbeits-
und Zeitmanagement zu Leibe rücken, mit dem sich kleinere und
größere Schreibprojekte realisieren lassen.
-
Dazu muss der gesamte
Schreibprozess mit seinen drei Phasen Planen, Formulieren und
Überarbeiten in dem zur Bewältigung der Schreibaufgabe zur Verfügung
stehenden Zeitfenster zeitlich so eingeteilt werden, dass für jede Phase
hinreichend Zeit bleibt, um die entsprechenden Aufgaben zu erledigen.
-
Dafür kann man Milestones setzen, Zeitpunkte also, an denen bestimmte Aufgaben
erledigt sein müssen, um die nachfolgenden noch ohne Zeitdruck
bewältigen zu können.
Und doch kommt es
immer wieder, insbesondere bei größeren Schreibprojekten wie
Facharbeiten (→GFS)
immer wieder zu
Schwierigkeiten
bei der Zeit- und Arbeitsplanung. Hier kann u. U. das Führen eines
Tagebuchs
des Aufschiebens weiterhelfen.
Auch tiefer liegende (psychische) Probleme können dahinter
stecken
Für wen das Aufschieben
allerdings zu einem dauerhaften persönlichen Problem
geworden ist, kann dem mit Techniken des
Arbeits- und Zeitmanagements
im Allgemeinen nur wenig entgegensetzen.
Hier sind Einstellungen der
Persönlichkeit des einzelnen zu beachten, die ihn zu einem
Verzögerungstaktiker machen.
Grundlegend dafür ist die Erkenntnis, dass
solchen Aufschiebetechnikern nicht mit
weisen Ratschlägen wie "... Außer man tut es!", "Du schiebst doch alles nur
auf, weil du einfach zu faul bist", "Das Leben ist eben hart.", "Schreiben muss
doch keinen Spaß machen!" geholfen ist.
Denn die Ursachen für das
dauernde Aufschieben von Aktivitäten und Aufgaben auch beim Schreiben, mit denen viele zu
kämpfen haben, können in einer Vielzahl tiefer liegender Probleme zu suchen
sein (z. B. schwaches Selbstwertgefühl, Perfektionismus, Angst vor
Misserfolg oder sogar auch vor Erfolg, Unentschlossenheit ...). (vgl.
Fiore 1991, S.53)