Es gibt verschiedene Arten von Überarbeitungen
Überarbeitungen, die während eines Schreibprozesses
durchgeführt werden, lassen sich nach Arten unterscheiden.
Baurmann/Ludwig (1984) bzw.
Baurmann (2002/2008, S.93f.) nehmen dabei die Einteilung in fünf
verschiedene Klassen vor, die sie als Revisionsklassen
bezeichnen.
Diese Revisionsklassen beziehen sich dabei auf verschiedene
Ebenen, die als
Revisionsebenen
bezeichnet werden. Dabei können auf der Buchstaben-, der Wort-, der Satz-
oder der Textebene auf denen Überarbeitungen
(Revisionshandlungen) vorgenommen werden.
Überarbeiten heißt in der Schule noch oft berichtigen
Wenn in der Schule vom Überarbeiten von Texten die Rede ist, dann
geht es meistens nur um Korrekturen im Bereich der Rechtschreibung
und Zeichensetzung. Das belegen zahlreiche empirische
Daten (vgl. Baurmann
2002/2008, S.90).
Auch wenn solche traditionellen "Verbesserungen" (nicht identisch
mit der gleichlautenden Revisionshandlung) weit verbreitet sind, ist
längst nicht sicher, dass solche Korrekturarbeiten im Anschluss an
eine Klassenarbeit lerntheoretisch und –empirisch betrachtet,
überhaupt sinnvoll sind.
Schule muss Überarbeitungskompetenzen fördern
Mittlerweile hat das Überarbeiten von Texten als "eine eigene, anerkannte
Schreibaufgabe" (ebd.)
durchaus Eingang in die Lehrpläne gefunden hat. Als Teil der
Formulierungskompetenz
soll sie die allgemeine
Schreibkompetenz
fördern.
Trotzdem fristet es
in der Schulpraxis, zumindest in der Sekundarstufe I und II, wohl immer
noch ein Schattendasein.
Die Überzeugung, dass das Überarbeiten
von Texten als
Revisionskompetenz im Rahmen von Lernprozessen in allen Schularten
und Jahrgangsstufen entwickelt, gefördert und vertieft werden muss, ist
allem Anschein nach noch überall angekommen.
Die verschiedenen Revisionshandlungen, die bei der
Textrevision i. e. S.
durchgeführt werden, greifen unterschiedlich tief in den Text ein und
weisen auch eine unterschiedliche Komplexität auf.
Dadurch erwachsen
unterschiedliche Anforderungen an die überarbeitenden Schüler, deren
Revisionskompetenz sämtliche denkbaren Revisionshandlungen umfasst oder
nur einen Teil davon.
Hilfsmittel für Nachträge und Korrekturen
Nachträge und
Korrekturen
können wohl schon von weniger versierten Schreiberinnen und Schreibern
vorgenommen werden.
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Dabei müssen aber auch diesen, vor allem wenn sie
diese Revisionen alleine vornehmen sollen, entsprechende Hilfsmittel zur
Verfügung gestellt werden, mit denen sie z. B. Korrekturen vornehmen
können.
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Solche Hilfsmittel zur Rechtschreibung, Zeichensetzung,
Grammatik oder zu formalen Gesichtspunkten der Textproduktion können in
Form von Checklisten, Kriterienkatalogen, Wörterbüchern
u. ä. m. zur Verfügung gestellt werden.
-
Selbstverständlich gehören
solche Hilfsmittel auch zu kooperativ
angelegten Schreibprozessen dazu, zumal zumindest anfänglich in
solchen Prozessen die von den Gruppenmitgliedern gegebenen
Überarbeitungshinweise, sich häufig auf diese
Textoberflächenstrukturen beziehen. (vgl.
Schreibkonferenz)
Voraussetzung für Korrekturhandlungen dieser Art ist dabei die methodische Kompetenz im
Umgang mit Wörterbüchern, deren
Einträge von den Schülerinnen und Schüler in ihren
Informationsbestandteilen erfasst und angewendet werden müssen.
Sequenzielle Revisionen erfordern Fachkompetenz
Ob und vor allem wie viele
sequenzielle Revisionen zur Überarbeitung des Textes vorgenommen
werden, hängt natürlich auch vom Fachwissen des einzelnen in
Orthografie, Interpunktion und Syntax ab (Fachkompetenz).
Darüber hinaus
muss man aber auch berücksichtigen, dass sich gerade bei Rechtschreibung
und Zeichensetzung, ja selbst beim Satzbau, eine "Fehlerblindheit"
zeigt, die sich dem Erkennen von Fehlern in den Weg stellt.
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Nicht nur,
dass auch gröbere Verstöße gegen die Rechtschreibung einfach "überlesen"
werden – am Bildschirm potenziert sich das Problem meistens - , auch "Textlöcher"
werden in einem eigenen Text trotz mehrfachen Lesens immer wieder im
Kopf "gestopft", so dass manchmal auch größere Verstöße gegen die
grammatische Richtigkeit von Sätzen auch bei bestem Willen nicht
auffallen.
-
"Man liest den 'Text im
Kopf' ", wie
Kruse/Ruhmann (2006, S.18) es sehr anschaulich ausdrücken, "- das,
was man sagen wollte, aber nicht unbedingt das, was auf dem Papier
geschrieben steht."
Dem lässt sich nur durch den Aufbau von Distanz zum
eigenen Text sinnvoll entgegenwirken. Damit ist zunächst einmal die
Herstellung einer zeitlichen Distanz
gemeint. Wird ein Text vom Schreiber nämlich ein, zwei Tage "liegen
gelassen", kann er seinen Text sehr viel eher "mit anderen Augen sehen"
und seine "Fehlerblindheit" überwinden. (vgl.
Fritzsche 1994,
S.197, vgl. Merz-Grötsch 2010, S.87)
Manche Überarbeitungen gehen richtig in die Tiefe
Verbesserungen,
Umsetzungen und
Neufassungen
stellen deutlich höhere Ansprüche an die
Revisionskompetenz des einzelnen.
Hier muss man sich nicht nur mit der
Textoberfläche
befassen, sondern mit Problemen, die mehr in die Tiefe
des Textes (Texttiefenstruktur)
gehen.
So sind in solchen Fällen eine Reihe von
Revisionshandlungen im Sinne
konzeptioneller Revisionen gefragt, die sich auf Satz- oder
Textebene der Textoptimierung (Aufbau, Stil, thematische Entfaltung,
neuer "Schreibhandlungsplan" etc.) verschrieben haben.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.03.2023
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