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Beim
Konspektieren
werden wichtige
Aussagen (Textstellen) dem späteren Schreiben oder Sprechen über einen Text schnell
verfügbar gemacht, um eine kritische Auseinandersetzung mit einem Text
bzw. den Gedankengängen seines Autors zu ermöglichen, wie sie vor allem
beim wissenschaftlichem Arbeiten vorausgesetzt wird. Beim Konspektieren
wird ein Text gewöhnlich mit zusammenfassenden Bemerkungen erfasst und
mit Kommentaren versehen. Insofern stellt ein Konspekt stets mehr als
eine bloße
→Zusammenfassung eines Textes dar. Konspekte sind dabei zuallererst
Texte, die den Prozess und die Grenzen des eigenen Textverstehens
dokumentieren. Mit kritischen Anmerkungen wird dabei darüber hinaus
skizziert, wie und in welche Richtung die Aussagen eines Textes
beurteilt werden könnten.

In der Schule wird das Konspektieren von Texten gewöhnlich nicht als
eigenständige
Schreibaufgabe vermittelt. Wenn überhaupt vom Konspektieren die Rede
ist, dann als Vorarbeit für komplexere Auseinandersetzungen mit Texten,
die in meist produktorientierten
schulischen
Schreibformen münden sollen. Konspekte werden im Rahmen eines solchen
Schreibkonzepts als Vorarbeiten für die
Textwiedergabe,
insbesondere die
strukturierte Textwiedergabe,
für
Texterörterung,
Textanalyse und
u. U. für die
Textinterpretation verstanden. Im Rahmen eines prozessorientierten
Schreiben, das auf die Lösung von Problemen zielt, gehören Konspekte
aber durchaus auch zu der
Palette unterschiedlicher Sekundärtext-Gestaltungen, mit denen Texte
in kommunikativ-orientierten Lehr-/Lernprozessen ihre informative
Funktion entfalten.
Der Begriff
- Der Begriff Konspekt stammt aus dem Lateinischen. Conspectus
bedeutet darin: Blick, Anblick, Betrachtung, schriftliche Übersicht.
- Im deutschen Sprachgebrauch versteht man unter dem Begriff Konspekt
im Allgemeinen die Zusammenstellung der inhaltlichen Schwerpunkte
eines Textes oder Buches. Das Verb konspektieren bedeutet
folglich einen Konspekt anfertigen.
Merkmale
Die
Textwiedergabe
durch den Konspekt erfolgt als ein allgemeiner Inhaltsauszug, der
das Thema, die Fragestellung, den Verlauf des Gedankenganges und zentrale
Aussagen knapp und übersichtlich zusammenfasst. Konspekte werden vor allem
von wissenschaftlichen Darstellungen angefertigt. Der allgemeine
Inhaltsauszug des Konspekts wird häufig dem speziellen Inhaltsauszug eines
Exzerpts gegenübergestellt. In der Praxis verlaufen die Trennlinien
zwischen diesen beiden Formen der Textwiedergabe allerdings ziemlich
ungenau.
Zu den wichtigsten Merkmalen des Konspekts zählen:
-
übersichtliche, gegliederte
Form, die sich auch nicht-verbaler Mittel bedienen kann (z. B. Pfeile,
Markierungen, Hervorhebungen)
-
Gliederung nach der Vorlage
(z. B. Kapitelüberschriften etc.), ansonsten Gliederung nach
Sinnabschnitten selbst erstellen
-
möglichst knappe Wiedergabe des gesamten Inhalts bzw.
Gedankenganges in eigenen Worten (auch in Stichworten möglich)
-
Informationsschwerpunkt: das in einem Text enthaltene Neue, Besondere
-
kurze wörtliche Übernahmen (z. B. von Definitionen, Fachbegriffen,
Kernstellen oder Wertungen)
-
Verweise stellenweise oder kapitelweise (Quellenangaben, bei Zitaten
unverzichtbar)
Das so genannte
freie Konspektieren, also die Anforderung, den Text - von
Kernstellen und Definitionen einmal abgesehen - mit eigenen Worten
wiederzugeben, erleichtert zugleich die Erfassung des Textes, die
Verständigung darüber und den Vergleich mit anderen Darstellungen zum
gleichen Thema.
Konspekte im Team müssen
hinsichtlich ihrer Form vorher klar abgesprochen werden. So kann
beispielsweise vereinbart werden, dass die erstellten Konspekte frei von
eigenen Überlegungen seines Verfassers sein sollen. Andernfalls muss
festgelegt werden, wie die Paraphrasierung oder das Zitieren des Textes im
Konspekt von den hinzugefügten Erläuterungen und Kommentaren optisch
abgehoben werden kann (z. B. durch ein separates Blatt, das beim
jeweiligen Bearbeiter verbleibt; durch Einfügung spezieller Spalten, durch
eine bestimmte Farbwahl oder Schriftart).
Form
Hinsichtlich der (sprachlichen) Form eines Konspekts sollten folgende
Aspekte Beachtung finden:
Im Konspektkopf wird vermerkt
-
Autor, Titel, ggf. Textart des konspektierten Textes
-
Erscheinungsort und Erscheinungsjahr, ggf. der Verlag, bzw.
der Jahrgang (bei Zeitschriften) und das Heft (falls die Seitenzählung
nicht durchgehend ist)
-
Signatur des Textes (Standort in der Bibliothek)
-
Verfasser des Konspekts
-
Zeitpunkt der Abfassung des Konspekts
Zieht sich das Konspekt über mehrere Seiten hin, so empfiehlt sich eine
Kurzfassung des Konspektkopfes (Autor, Titel) auf jeder Seite
fortzuschreiben und die Seiten am oberen rechten Seitenrand
durchzunummerieren. Am Ende wird hinter die laufende Nummer die Anzahl der
Seiten, die das Gesamtkonspekt umfasst notiert (z. B. 5/8, was so viel
bedeutet wie Seite 5 von insgesamt 8 Seiten).
Neben der vom Ausgangstext getrennten Form des Konspekts, der auf einem
separaten Blatt abgefasst wird, gibt es daneben noch das so genannte
Parallel-Konspekt.
Probleme beim Konspektieren
-
Nicht immer
gelingt es einem, die Gedankenschritte oder Argumentationsstrukturen
eines Textes klar und übersichtlich herauszuarbeiten. Dies kann
natürlich auch an der Verständlichkeit des zu konspektierenden Textes
selbst liegen.
-
Paraphrasierungen oder
sinngemäßes Zitieren des Textes heben sich nicht klar von
wörtlichen Zitaten ab.
-
Ergänzungen
und/oder kommentierende Erläuterungen sind als solche nicht klar
erkennbar.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.09.2016 |
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