Es gibt heutzutage entsprechend den vielfältigen Kontexten, in denen von
▪ Portfolios die Rede ist, eine große Vielfalt von
▪ Portfoliotypen. Eine
einheitliche Typologie gibt es nicht und ein durchgehender systematischer
Ansatz ist nicht in Sicht.
Dennoch lassen sich ohne den Anspruch auf letzte
systematische Trennschärfe bestimmte ▪
Typen von Portfolios
voneinander abgrenzen, wenn es um deren Verwendung in der Schule geht.
Allerdings sind auch hier Mischformen üblich.

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Zunächst einmal lassen sich Portfolios in zwei Gruppen unterteilen, auch
wenn es in der Praxis eine größere Vielfalt gibt, die sich von einer ganzen
Reihe von Faktoren abhängen. Man
unterscheidet:
Prozessorientierte Portfolios
Prozessorientierte Portfolios sollen, wie die Bezeichnung schon sagt, den
Prozess des Lernens und die damit verbundenen Lernfortschritte
dokumentieren. Die in der Sammlung (Mappe) enthaltenen Arbeiten umfassen dabei schriftlich
fixierte Vorüberlegungen und erste Entwürfe ebenso wie Reflexionen über
Lernfortschritte und Hindernisse im Lernprozess selbst. Im Zentrum solcher
Portfolios steht neben dem Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten die Entwicklung
metakognitiver Fähigkeiten, mit denen der Lernende eigenverantwortlich
und/oder mit Unterstützung der Lerngruppe oder des Lehrers das eigene Lernen
zu steuern lernt (Selbstreflexivität und eigenverantwortliche Lernkontrolle).
Schreibportfolios zum
kreativen
Schreiben z. B. könnten Textprodukte, die bei der
produktiven Textarbeit
oder im Zusammenhang mit dem
gestaltenden Interpretieren eines literarischen
Textes entstanden sind, sammeln und so die jeweils ersten Entwürfe, die überarbeitete(n) Version(en)
(Revisionen) nach einem
förderlichen Feedback durch Lehrer oder die Lerngruppe
(Peer-Feedback) und die Endfassung beinhalten, die
durch selbstreflexive Kommentare des Portfolio-Verfassers ergänzt werden.
Produkt- bzw. ergebnisorientierte Portfolios
Produkt- oder ergebnisorientierte Portfolios stellen im Allgemeinen
Sammlungen von Arbeiten dar, die einem Schüler bzw. einer Schülerin im
Verlauf eines Lernprozesses besonders gut gelungen sind oder für diesen
Lernprozess nach Ansicht des Lernenden besonders bedeutsam gewesen sind.
Dabei geht es also mehr um die Beurteilung der Qualität der Arbeiten als um
die Reflexion des Lernprozesses. Die nötigen Auswahlentscheidungen darüber
zu treffen, was in das Portfolio aufgenommen werden soll und was nicht, und
ihre Begründung stellen dabei hohe Anforderungen an die Schülerinnen und
Schüler, denen sie nicht immer ohne Weiteres gewachsen sind. In
solchen Fällen benötigen sie Unterstützung, um die erforderlichen
Qualitätsmaßstäbe zu entwickeln, mit denen sie an die Produktion ihrer Werke
gehen und die Beurteilungen vornehmen können. Erst dann ist wohl eine
schriftliche Fixierung der Auswahlentscheidungen möglich, die Aufschluss
darüber geben soll, warum die ins Portfolio aufgenommenen Arbeiten die
besten darstellen.
Beide Grundtypen von Portfolios lassen sich in allen Schulstufen
verwenden. Präferenzen für die eine oder andere Form ergeben sich so weniger
aus prinzipiellen lerntheoretischen Erwägungen, sondern hängen davon ab, wie
das schulische Lehren und Lernen organisiert ist und welche Art von
Lernkultur dabei gepflegt werden soll. (vgl.
Epstein 2004)
Gert
Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.04.2021
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