Lesen setzt sich aus einer Vielzahl von
Lesehandlungen zusammen, mit denen das sinnorientierte Lesen
organisiert wird. Die kognitiven Verarbeitungsprozesse, die dabei
zur ▪ Sinnkonstruktion
stattfinden, werden dabei von kognitiven Strategien unterstützt, die
sich in zahlreichen sichtbaren Handlungen zeigen, die beim Lesen
ausgeführt werden können.
Wenn
man solche beobachtbaren Handlungen danach klassifiziert, ob sie als
Lesestrategien vor, während oder nach dem Lesen zum Einsatz
kommen, dann kann man z. B. unterscheiden:
-
Inhaltsverzeichnis studieren
-
den Titel, die Titelseitengestaltung genauer betrachten
-
die eigenen Leseerwartungen reflektieren
-
Unterstreichungen, Markierungen und Hervorhebungen vornehmen
-
Randnotizen anfertigen (▪ Analoges
und digitales Annotieren)
-
das Lesetempo variieren und den Lesezielen anpassen
-
Stellen unterschiedlichen Umfangs überspringen und ggf.
später wieder zu ihnen zurückzukehren
-
(bis zum Ende) vorausblättern und das Ende vor anderem lesen
-
ein Handlungsschema entwickeln
-
Unklarheiten gezielt klären
-
laut Lesen oder Vorlesen
-
Lesepausen einlegen
-
Verknüpfungen (Inferenzen) von Textelementen auf lokaler und
globaler Textebene und mit dem über den Text hinausgehenden
eigenen Vorwissen herstellen (Situationsmodell des Textes)
-
den außertextlichen Realitätsbezug beurteilen
-
das eigene emotionale Involvement (= auch
Ich-Beteiligung genannt) beim
Lesen (Identifikations- und Distanzierungsprozesse)
regulieren und kontrollieren
-
affektive Zustimmung oder Ablehnung artikulieren
-
über den Text und die eigenen Leseerfahrungen nachdenken
-
sich mit anderen in unterschiedlichen Formen und Formaten
der Anschlusskommunikation austauschen
-
einen kritischen Standpunkt zum Gelesenen entwickeln
-
Notizen zum Text und zu seiner Lektüre anfertigen
-
den Text mit anderen Texten desselben Autors oder anderen
Texten vergleichen
(vgl.
Charlton/Pette 1999; vgl.
Pette 2001;
vgl. Graf 2015,
S.195)
Die
Begriff Leseverfahren und Lesestrategien bedeuten im wesentlichen
das Gleiche. Immer geht es um Mit ein Bündel von ▪
Lesetechniken,
die in unterschiedlichen
Arbeitsschrittmodellen zusammenfasst werden, um den Inhalt und/oder
Aufbau von kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Texten mit zu
erschließen.
Dabei
kommen Techniken und Methoden zum Einsatz, die stets mit dem
Leseprozess verbunden sind, aber über Lese- auch bestimmte
Schreibkompetenzen erfordern.
Ein
Modell, wie Lesetechniken und bestimmte Leseverfahren aufeinander
bezogen werden, können stellt das zwei nach bestimmten Lesehaltungen
(hier: Leseverfahren) genannte Arbeitschrittmodelle für das
informatorische und das kritische Lesen mit den grundlegenden
Lesetechniken in einen Zusammenhang bringt und unterschiedliche
Arbeitsschritte für beide Verfahren zusammenstellt.