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Fledermäuse – Geheimnisvolle Wesen der Nacht: Planet Wissen .
23.04.2019. 57:46 Min.. (verfügbar bis 23.04.2024) - WDR
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Wie Tiere die Welt sehen
Ein schwieriger
Umgang miteinander: Die traditionellen Geisteswissenschaften und die
Kognitionspsychologie
Kognitionspsychologie ist, so jung sie als Wissenschaft mit
ihren knapp 125 Jahren ist, seit sie sich vom Behaviorismus der
Anfangsjahre befreit hat und mit der sogenannten kognitiven
Wende, die sich zwischen 1950 und 1970 vollzogen hat, eine
Vielfalt neuer Erkenntnisse über die Organisation unseres
Geistes und unserer Psyche, über intelligentes Denken und
Prozesse, die sich in unserem Gehirn abspielen, gebracht, die zu
überschauen, selbst versierten Fachleuten nicht in den Schoß
fällt.
Um so schwieriger ist dies, wenn
man sich der Kognitionspsychologie als »Philologin*
nähert, weil man sich für die Gebiete, auf denen sich die
Kognitionspsychologie bewegt, einfach interessiert und für sich
selbst erschließen will, ob, wie und inwieweit deren
Erkenntnisse auch in die klassischen »Geisteswissenschaften
hineinwirken. Dies ist natürlich auch der Tatsache geschuldet,
dass die Grenzen zahlreicher Disziplinen heute in vielerlei
Hinsicht durchlässiger geworden sind und die von den
Geisteswissenschaften vorgenommene strenge »Wissenschaftsgliederung,
die auf der Abgrenzung von Natur- und Geisteswissenschaften
beruht, so nicht mehr haltbar ist. Der althergebrachte
Geist-Körper-Gegensatz, der sich durch die Geistes- und
Kulturgeschichte der Menschheit wie kaum ein anderer durchzieht,
ist bekanntlich in Auflösung begriffen.
Hinzu kommt noch, dass in allen
Geistes- und Sozialwissenschaften in unterschiedlichem Ausmaß
kognitionspsychologische Erkenntnisse und Erkenntnisse der
verschiedenen »"Neuro-"Wissenschaften (»Neurobiologie,
»Neurophysiologie,
»Neuropsychologie,
etc. diskutiert werden und dabei erörtert wird, wie sie sich auf
die spezifischen Denk-, Schlussfolgerungs- und Handlungskonzepte
und Theorien der jeweiligen Domäne auswirken.
Die kognitive
Psychologie trägt jedenfalls ihren "Führungsanspruch" geradezu
auf die Weste gestickt vor sich her, wenn »John
R. Anderson (*1947), einer ihrer bekanntesten Forscher auf
ihrem Gebiet, betont, dass sie "für alle anderen
Sozialwissenschaften in derselben Weise grundlegend (ist), wie
es die Physik für andere physikalische Wissenschaften ist." (Anderson
72013, S.2)
Dabei lässt
sich gegen die Aussage an sich gewiss nicht viel einwenden, denn
schon lange zweifelt wohl kein/e Wissenschaftlerin* noch
ernsthaft daran, das Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstrukturen
und -prozesse in unserem ▪
Gehirn
Grundlage allen Denkens, Handelns und Verhaltens sind. Und doch
muss man sich auch über die Tragweite solcher mitunter auch
physikalistisch ausgelegten Auffassung, wonach man "alle
mentalen Phänomene auf der der Ebene der Neurophysiologie
beschreiben und erklären" (Schwarz
1992, S.56) kann, im Klaren sein. Ob und wie jemand z. B.
eine Parabel
▪
Franz Kafkas versteht und interpretiert, lässt sich auf der
Ebene von Nervenzellen eben nicht erklären. Komplexen kognitiven
Prozessen dieser Art jedenfalls dürfte auf der Suche nach
Erkenntnis noch lange nur mit funktionalistischen Theorien
beizukommen sein, welche die Struktur- und Prozessaspekte
mentaler Phänomene auf einer abstrakten und in einer überwiegend
von der materiellen Grundlage losgelösten Ebene beschreiben.
(vgl. ebd.,
S.56)
Dennoch:
Vom ursprünglich einmal nicht zu überwindenden Gegensatz von
Natur- und Geisteswissenschaften ist heute angesichts einer
Vielzahl interdisziplinärer Ansätze nicht mehr allzu viel übrig
geblieben und diese Prozesse sind angesichts der Entwicklungen
gewiss auch irreversibel. Das zeigt sich bei den klassischen
Geisteswissenschaften, die sich mehr und mehr als Disziplinen
einer allgemeinen »Kulturwissenschaft
verstehen. Zugleich ist damit auch
Alleinvertretungsanspruch der klassischen Geisteswissenschaften
passé, die gerne von sich behaupten, nur sie könnten letztlich
sämtliche Bedeutungszusammenhänge, Sinnstrukturen, Verstehens-
und Wahrnehmungsweisen von Welt und Kultur angemessen erklären
und verstehen (z. B. im Rahmen der klassischen
Hermeneutik). Die "Schnittstellen" zur allgemeinen »Kognitionswissenschaft
(science of mind) mit ihrem interdisziplinären Ansatz sind
jedenfalls vorhanden und werden auch weiter genutzt werden
(müssen).
Und dass es inzwischen geradezu
"guter Ton" geworden ist, sich nicht nur mit den abstraktesten
Theorien in der eigenen Wissenschaft, namentlich auch der
Literaturwissenschaft, auszukennen, sondern jedes Theoriegebäude
auch noch kognitionspsychologisch zu untermauern, macht die
Sache auch nicht gerade einfacher.
Der empirische
Ansatz der Kognitionspsychologie stand schon im Zeichen des
Behaviorismus ganz im Gegensatz zur traditionellen
Geistesphilosophie, auf deren namhafte Vertreter, z. B.
Empiristen wie Locke, Hume oder die sogenannten Nativisten wie
Descartes oder Immanuel Kant dabei theoriebasierte globale
Theorien über die Organisation dieses Wissens natürlich eher
entgegen als empirische, oft noch zur Grundlagenforschung
zählende experimentelle Befunde, die Kognitionspsychologinnen*
auf der ganzen Welt dokumentieren. Und genau solche globalen
Theorien, die auch ohne größere Umschweife in den
Geisteswissenschaften übernommen oder adaptiert werden können,
sind selbst in der Kognitionspsychologie aus bestimmten Gründen
Mangelware (vgl.
Wentura/Frings 2013, S.32ff.)
Dass sich dabei
insbesondere interessierte Laien damit schwertun, aus dem "muntere(n)
Nebeneinander von Modellvorstellungen" (ebd.,
S.42), die stets nur einen Teilaspekt der Prozesse unseres
Denkens erklären und abbilden und mit ihren Experimenten und
"Theorien häufig auf einen schmalen Realitätssausschnitte
begrenzt, etwa auf die Erklärung eines Phänomens" (ebd.)
bleiben, bedient weder das Bedürfnis von Menschen jedweder Art,
beim Denken als Ganzem besser "durchzublicken", noch
interessierten Laien "Laufwege" aufzuzeigen, wie sie
kognitionspsychologische Erkenntnisse in den sie
interessierenden Gebieten umsetzen können. Die
Geisteswissenschaften produzieren schließlich eine Vielzahl
funktionsorientierter theoretischer Modelle, die sich in den
meisten Fällen nicht einfach so mit kognitionspsychologischen
Erkenntnissen fundieren lassen. Und auch deren Reformulierung
damit in der Regel nicht gelingen. Werden
kognitionspsychologische Modelle adaptiert, dann handelt es sich
in der Regel um stärker theoriebasierte Ansätze der
▪
Wissensrepräsentation
(z. B. ▪ Schemata, ▪
(Proto-)Typikalität oder auch ▪
Exemplartheorien), die sich auf
bestimmte Phänomene oder Handlungen in unterschiedlichen
Kontexten vergleichsweise leicht anwenden lassen, ohne dass
allerdings der "Mehrwert" solcher Anwendungen immer auf den
ersten Blick ersichtlich ist.
Alltagstheorien
über unser Gedächtnis
Was in der Welt um uns und in unserer
inneren Welt vor sich geht, mithin die Vielzahl der
Reize, die auf uns
einwirken, und die Erfahrungen, die wir mit ihnen machen, können wir
nicht in ihrer Totalität und in ihren unendlich vielen Einzelheiten im
"Kopf behalten". Wenn wir die Welt um uns herum quasi 1:1 in
unserem ▪
Gehirn abbilden könnten, käme dies
schnell an seine Kapazitätsgrenzen. Mit einem einfachen Klick einer
Kamera oder einer unbeschriebenen
Festplatte unbegrenzter Kapazität, mit der mit
einem einfachen Mausklick die äußere Welt, die wir erlebt haben oder
erleben, abgelegt werden kann, hat das Ganze jedenfalls nicht viel zu
tun. Unser Gedächtnis hält kein 1:1-Abbild der Wirklichkeit parat.
Trotzdem: Gerade diese Vorstellungen über "die Welt in unserem Kopf"
prägen die Vorstellungen, die wir Menschen uns im Alltag über das Denken
machen. Im Allgemeinen kommen wir mit solchen Alltagstheorien auch ganz
gut zurecht und die Menschheit hat in ihrer wechselvollen Geschichte
schon vor dem naturwissenschaftlichen Zeitalter, lange bevor
Hirnforschung und empirische Kognitionspsychologie in aller Munde war,
ihr individuelles, gesellschaftliches und kulturelles Handeln von dem
leiten lassen, was sie über die Welt "gedacht" hat. Dass uns, was in
unserem "Kopf" vorgeht, manchmal in Verwunderung versetzt, wenn uns
unser Gedächtnis wieder einmal ein Schnippchen schlägt, ist eine
Erfahrung, die wir alle immer wieder machen, wir uns z. B. einfach nicht
erklären können, warum wir den Namen einer bestimmten Person, die wir
schon lange kennen, immer wieder vergessen. Das kann in einer bestimmten
sozialen Situation sehr unangenehm sein, hat im Allgemeinen aber wohl
keine großen Auswirkungen auf unser Handeln. Hätte sich indessen ein
früher »Homo sapiens
nicht daran erinnern können, dass ein »Säbelzahntiger
ein sehr gefährliches Tier gewesen ist, dann hätte er das wohl mit dem
Leben bezahlen müssen.
Gewöhnlich hat jeder*, soweit er/sie sich daran erinnern kann, seine
eigenen "Gedächtnisgeschichten" oder
weiß von irgendwelchen Gedächtniskapriolen,
wie wir manchmal sagen, zu berichten, weil sie auch Teil unseres
autobiographischen Gedächtnisses geworden sind.
Daher ist es auch kein Wunder, dass uns Menschen mit außergewöhnlichen
Gedächtnisleistungen (man spricht hier auch von ▪
Inselbegabungen), die zum Teil als professionelle Gedächtniskünstler
aufgetreten sind, immer wieder fasziniert haben.
Wahrnehmung, Denken und Gedächtnis liegen in unseren Alltagstheorien
sehr nahe beieinander, dass wir, wenn wir
metaphorisch von
der "Welt in unserem Kopf" sprechen, zwischen ihnen kaum einen
Unterschied machen. Und auch die oben erwähnte Kamera-
und die Festplatten–Metaphern
machen dabei keinen Unterschied, auch wenn Analogien zwischen Kamera und
Auge bei der visuellen Wahrnehmung naheliegend scheinen und die
Analogien mit dem Computer besonders populär.
Vorweg daher ein paar wenige,
vereinfachte Hinweise über die Grenzen derartiger Alltagstheorien:
Unsere verschiedenen Wahrnehmungsmodalitäten verarbeiten die
distalen Reize
aus unserer Umwelt mit bestimmten Rezeptoren, die auf bestimmte
physikalische oder chemische Eigenschaften der Objekte reagieren,
"zerlegen" also, was uns im Kopf als einheitliche Vorstellung ersteht,
erst einmal, setzen diese "Einzelheiten" des Reizes zum Teil schon in
einer frühen Phase der Verarbeitung in einer bestimmten Art und Weise
wieder zusammen, um sie dann in unserem kognitiven System so
weiterzuverarbeiten, dass wir am Ende eine mentale, d. h. symbolische
Repräsentation dessen aufbauen, was um uns oder auch in uns vorgeht. Die
Gedächtnisspur, die ein bestimmter Reiz also in unserem Gehirn
hinterlässt, ist ein komplexer Vorgang, bei dem der eingehende distale
Reiz aus der Menge aller anderen Reize um uns herum ausgewählt, als
proximaler
Reiz mehrere neuronale Verarbeitungsstufen durchläuft, und in einem
psychologischen Prozess zur Wahrnehmung (Identifikation, Einordnung
(Kategorisierung) der Objekte führt. Das eigentliche Wunder: Die
Vorstellung, man nennt dies auch mentale Repräsentation, die am Ende
dieses Prozesses in unserem Kopf entsteht, ermöglicht uns den distalen
Reiz als Ganzheit wahrzunehmen, zu erkennen und dann auch in der Welt zu
handeln.
Und ein Weiteres macht diese
Abbildtheorie zunichte: Unsere verschiedenen Wahrnehmungsmodalitäten
verarbeiten die
distalen Reize aus unserer Umwelt mit bestimmten Rezeptoren, die auf
bestimmte physikalische oder chemische Eigenschaften der Objekte
reagieren. Sie "zerlegen" (extrahieren) also, was uns im Kopf als einheitliche Vorstellung
ersteht, erst einmal. Dann setzen diese "Einzelheiten" des Reizes zum Teil
schon in einer frühen Phase der Verarbeitung in einer bestimmten Art und
Weise wieder zusammen. Schließlich werden sie in unserem kognitiven System so
weiterverarbeitet, dass wir am Ende eine mentale, d. h. symbolische
Repräsentation dessen aufbauen, was um uns oder auch in uns vorgeht.
Jeder, der uns über unsere verschiedenen ▪ Wahrnehmungssysteme (▪
Sinne) zugänglichen Reize ist für sich einzigartig und
unterscheidet sich mehr oder weniger von anderen Reizen. Jede Stimme
klingt anders und jeder nimmt sie in gewisser Weise auch anders wahr,
selbst wenn die physiologischen Prozesse, die dabei ablaufen, die
gleichen sind.
Die
Gedächtnisspur, die ein bestimmter Reiz also in unserem Gehirn
hinterlässt, ist ein komplexer Vorgang, bei dem der eingehende distale
Reiz aus der Menge aller anderen Reize um uns herum ausgewählt, als
proximaler
Reiz mehrere neuronale Verarbeitungsstufen durchläuft, und in einem
psychologischen Prozess zur Wahrnehmung (Identifikation, Einordnung
(Kategorisierung) der Objekte führt. Das eigentliche Wunder: Die
Vorstellung, man nennt dies auch mentale Repräsentation, die am Ende
dieses Prozesses in unserem Kopf entsteht, ermöglicht uns den distalen
Reiz als Ganzheit wahrzunehmen, zu erkennen und dann auch in der Welt zu
handeln.
Die Informationen, die
wir verarbeiten, dienen auch der permanenten Anpassung an unsere Umwelt
Dabei
geht es nur um die Reize, für die unser biologisches System empfänglich
ist, das sich im Laufe der Evolution an die Umwelt so angepasst hat,
dass es dem Überleben und der Fortpflanzung der Spezies möglichst
optimal dient. Dass wir uns überhaupt in einzigartiger Weise an
unterschiedliche Lebensbedingungen anpassen können, verdanken wir
unserem Gehirn bzw. unserem kognitiven System.
Während viele andere
Lebewesen einen für ganz bestimmte Lebensbedingungen - und eigens und
allein dafür - geeigneten Organismus entwickelt haben (z. B. Lebewesen
der Tiefsee oder auch Einzeller um zwei besonders deutliche Beispiele zu
nennen), können wir lernen, uns auch veränderten Bedingungen anzupassen.
Und doch hat natürlich auch die menschliche Anpassung biologische
Grenzen. So haben wir keine Sinn bzw. eine Sinnesmodalität, mit dem wir
radioaktive Strahlung wahrnehmen können. Damit wir von ihrer Existenz
überhaupt wissen können und sie in eine für unsere Sinne wahrnehmbare
Form "übersetzen" können (z. B. kann man sie mit einen Geigerzähler
"hörbar" machen), sind wir auf technische Hilfssysteme angewiesen. Ob
man das, was sie repräsentieren auch im weiteren Sinne zu unserem
kognitiven System genau so zählen kann und muss, wie mental
repräsentiertes Wissen, scheint an diesem Beispiel durchaus einleuchtend
(vgl. Embodiment)
Die Welt im Kopf von
Fledermäusen
Ebenso wenig haben wir,
weil andere Sinne diese Funktionen bei Menschen besser erfüllen, im Laufe
unserer phylogenetischen Entwicklung auch nicht gelernt, "mit den Ohren
zu sehen", wie dies die nachtaktiven Fledermäuse können, die damit ihre
"Umwelt in den Fledermauskopf" bekommen.
Damit dies gelingt, senden
Fledermäuse ununterbrochen Ultraschallwellen in ihre Umgebung. Auch
diese können wir wie die radioaktiven Strahlen nicht wahrnehmen und nur
mit technischen Mitteln hörbar (»Ultrasonic
Bat Calls) oder sichtbar machen.
Wenn eine solche Welle an ein
Objekt (Baum, Hauswand, Beutetier) stößt, wird sie reflektiert und an
die Fledermaus zurückgesendet. Wenn sie dort angekommen ist, wird sie
verarbeitet, Dabei kann die Fledermaus "anhand der Zeit, die das dauert,
berechnen, wie weit besagtes Objekt entfernt ist und – wenn es ein
Lebewesen ist – in welche Richtung es sich mit welcher Geschwindigkeit
bewegt. Das alles geschieht tausendfach in Bruchteilen von Sekunden." (Füßler
2020) Mit dieser »Echo-Ortung
konstruieren Fledermäuse ein mentales Modell ihrer Umwelt, das ihnen das
Überleben sichert. Dabei macht es offenbar nichts aus, dass die
Echo-Ortung nur über die relativ kurze Distanz von ein paar Metern
problemlos funktioniert. Zum Vergleich: Wir Menschen können bei klaren
Sichtverhältnissen problemlos kilometerweit sehen und müssen dies wohl
auch können, um z. B. Gefahren, die auf uns zukommen, rechtzeitig
wahrnehmen zu können. Was die Fledermäuse angeht, wissen wir also
inzwischen, wie sie ihre Umwelt wahrnehmen, können aber letztlich nicht
sagen, wie die Welt, die dabei im Fledermauskopf entsteht, aussieht. Ob
sich die Welt im Kopf von Tieren, »wie
immer wieder dargestellt, überhaupt in unseren eigenen visuellen
Code 1:1 übersetzen lässt, ist natürlich mehr als zweifelhaft, kann aber
dennoch die Wirkung der Sinnesmodalität im Vergleich veranschaulichen.
Wir nehmen unentwegt Informationen auf
Wenn wir uns in unserer Umwelt "bewegen", nehmen wir unentwegt Informationen
auf.
-
Wir nehmen unsere Umwelt wahr, identifizieren Formen und
Linien als Menschen und Dinge und vergleichen diese mit den von uns
früher gemachten Erfahrungen (Vorerfahrungen) und ähnlichen Situationen.
-
Wir werden auf ein Geschehen oder ein Ding aufmerksam,
wenn sich dieses nicht mit unseren Erwartungen deckt.
-
Wir fangen an, darüber nachzudenken. So fragen wir uns, z. B.
wenn wir ein Geschehen gesehen haben, ob dies mit unseren Vorerfahrungen
und unserem allgemeinen Verständnis der Situation übereinstimmt.
-
Wir speichern Informationen über das, was passiert, und die
Art, wie wir dieses Geschehen verstanden (interpretiert) haben, im
Gedächtnis ab, um uns daran zu erinnern.
-
Wir "übersetzen" unsere Erinnerungen in Sprache und wählen
dabei "Worte, die uns und unserer Sicht der Dinge entsprechen. Sprache
und subjektive Bedeutungszuschreibung gehen somit eine enge Verbindung
ein." (Hayes
1995, S.13)
Wir können nicht
"sagen", wie unser Denken funktioniert
Es ist eigentlich
kaum zu glauben, wie unsere Wahrnehmung und unser Denken
funktioniert, können wir im Gegensatz zu vielen anderen Handlungen,
die wir verrichten, nicht "sagen".
Beides geschieht einfach und
entzieht sich unserer unmittelbaren Beobachtung. Das bedeutet nicht,
dass wir uns keine Vorstellungen darüber machen, wie Wahrnehmung und
Denken funktionieren.
Wir stellen einfach Hypothesen auf, die für
den Alltag nützlich sind. So sprechen wir z. B. davon, dass es uns
nicht gelingt, bestimmte Gedanken aus dem Kopf zu bekommen,
machen uns sogar, wie man umgangssprachlich sagt, bei viel zu
vielen Dingen einen Kopf, hirnen, grübeln oder
empfinden unter bestimmten Umständen, dass unsere oder die Welt
allgemein kopfsteht und zwar in einer Weise, dass uns der
Kopf raucht. Wir setzen uns bestimmte Dinge in den
Kopf, bestimmte Dinge bereiten uns Kopfzerbrechen und das
vielleicht, weil uns das einfach nicht in den Kopf gehen
will, was uns gerade in den Kopf geschossen ist. Alle diese
bildhaften Redewendungen zeigen, dass wir uns im Alltag immer wieder
damit befassen, was in unserem Kopf vorgeht, wenn wir mit anderen
Menschen kommunizieren bzw. mit unserer Umwelt interagieren. Im Kern
geht es dabei immer um die Frage: Wie kommt die Welt eigentlich in
unseren Kopf und was machen wir dort mit ihr?
Antworten auf diese
Frage suchen natürlich auch die Wissenschaften, und nicht erst, seit
die Erforschung der sogenannten ▪
Künstlichen Intelligenz (KI) weltweit Forschungsprojekte
antreibt und ihre Ergebnisse auf viele Zeitgenossen geradezu
elektrisierend wirken. Eigentlich kommt so gut wie keine
Wissenschaft heutzutage ohne Erkenntnisse anderer Wissenschaften
über Wahrnehmung und Kognition aus.
Hier geht es um die
▪
Kognitionspsychologie, deren ▪
Hauptgebiete in diesem
teachSam-Arbeitsbereich dargestellt werden. Sie stellt Theorien über das Denken (Kognition)
auf und versucht diese im Rahmen
ihrer Disziplin mit empirischen Experimenten und
Studien zu beweisen. Dabei sind es eine Vielzahl von Theorien
mittlerer Reichweite und unzählige Experimente, die sich für den
Laien in keiner Weise zu einem globalen Ganzen fügen können. Und
doch geht es auch beim "kleinsten" Experiment immer um die
Kernfrage: Wie
kommt die äußere und innere Welt in unseren Kopf und in welcher Art
und Weise werden die Informationen, die wir aus diesen Welten
gewinnen, gespeichert bzw. repräsentiert? Dass sich die Art, wie wir
die Welt in unserem Kopf modellieren, ganz anders aussehen muss, als
die der Fledermäuse, diesem Ziel allein diente der kleine Exkurs
über deren "Echo-Lot-Weltbild".
»Video:
Fledermäuse – Geheimnisvolle Wesen der Nacht: Planet Wissen .
23.04.2019. 57:46 Min.. (verfügbar bis 23.04.2024) - WDR
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Wie Tiere die Welt sehen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.03.2021
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