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Die Frage, wie viele Texte das Kompendium umfassen soll, beschäftigt
Schülerinnen und Schüler immer wieder. Zahlreiche Forumseinträge im Internet
zeugen davon, dass dazu große Unsicherheiten existieren. Beispielhaft steht
dabei der folgende Eintrag in das Forum von gutefrage.net.
(Quelle: : gutefrage.net, 15.1. 2013
Die Antworten, die im Forum zu lesen sind, geben
unterschiedliche Ratschläge.
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So wird man z.
B. auf bestimmte Sammlungen von Texten hingewiesen, die von Verlagen
angeboten werden. Allerdings sind diese Sammlungen meistens auch so
umfangreich, dass die Frage nach der Anzahl der für das eigene
Kompendium nötigen Texte damit auch nicht beantwortet ist.
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Andere
Ratgeber/-innen stellen ihre gemachten Erfahrungen mit willkürlich
gesetzten Zahlen zur Verfügung. Fünf gelten als zu wenig, 25 als
hervorragend, aber "12 stück sollteste haben wenns geht", betont einer
der Forumsautoren.
Dass die Unsicherheiten existieren, ist natürlich nicht
hinwegzureden. Und es gehört natürlich zur Bewältigung der Kompendiumaufgabe
dazu, dass man sich mit dieser Frage beschäftigt. Schließlich soll gerade
die Kompendiumaufgabe auch den Nachweis erbringen, inwieweit es dem
einzelnen gelingt, die Schreibaufgabe eigenverantwortlich zu
bewältigen.
Schön und gut, aber: welche Kriterien gibt es denn
überhaupt, um die Frage zu beantworten?
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Das sicherste
wäre, wenn einem der Lehrer oder die Lehrerin haargenau sagen würde, wie
viele Texte er/sie gut fände. Aber meistens machen sie das nicht, weil
sich genau das gar nicht so einfach sagen lässt. Denn, wer einmal
überlegt, dass Texte unterschiedlich lang sind und einen ganz
unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad aufweisen, kann leicht
nachvollziehen, dass eine genaue Angabe einfach nicht geht. So bleibt
also auch das, was Lehrkräfte dazu sagen, meistens darauf beschränkt,
eine gewisse Rahmenvorgabe zu machen.
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Die zweite
Möglichkeit, um die Frage zu beantworten, ergibt sich aus dem zeitlichen
Rahmen, der einem zur Erarbeitung des Kompendiums zur Verfügung steht.
Da das Rahmenthema schon zu Beginn des Schuljahres feststeht, soll sich
die Arbeit am Kompendium über das gesamte Schuljahr erstrecken können.
Das bedeutet, dass das Rahmenthema immer wieder im Unterricht mit
verschiedenen Texten aufgegriffen und mit eigenverantwortlich
organisierten Phasen der Recherche und Auswertung von Texten ergänzt
wird. Was über das Schuljahr an bearbeiteten Texten zusammenkommt oder
aber auch eine Auswahl dessen, wandert dann in das Kompendium für die
Prüfung. Da das Kompendium zur Feststellung des Prüfungsergebnisses
aber nicht herangezogen wird, sondern lediglich der Prüfungsaufsatz,
lässt sich auch auf diese Weise keine verbindliche Anzahl nötiger Texte
gewinnen.
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Die dritte
Möglichkeit besteht darin, im Zuge der Kompendiumsarbeit
Eignungskriterien für die Texte zu entwickeln, die man übers
Jahr hinweg bearbeitet hat. Zu Fragen ist dann, ob sie sich als
Materialgrundlage dafür eignen, was mit der Prüfungsaufgabe auf einen
zukommt. Das verlangt natürlich, dass man sich über den Schreibprozess
Gedanken macht und dabei zugleich Fähigkeiten entwickelt, selbst, mit
Hilfe anderer Schüler/innen oder mit Unterstützung der Lehrkraft zu
beurteilen, ob und inwieweit es einem gelungen ist, die Texte auch so zu
erschließen, dass man in der Prüfung davon profitieren kann.
Wer den Schreibprozess zu dem Aufgabentyp "Texte lesen, auswerten,
schreiben" langfristig anlegt, dazu seinen Lehrer oder seine Lehrerin als
Lernberater/-in von Anfang an mit einbezieht, wird am Ende der "Sammelphase"
sicher wenig Schwierigkeiten haben, eine Antwort auf diese Frage zu finden,
die der geforderten Eigenverantwortlichkeit entspricht.
Dazu muss die Frage aber auch anders gestellt werden. Statt zu fragen "Wie
viele Texte gehören ins Kompendium?" sollte man besser drei Fragen stellen:
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"Sind die Texte,
die ich ausgewertet habe, inhaltlich dazu geeignet, mich beim Verfassen
meines Prüfungsaufsatzes zu unterstützen?"
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"Habe ich mit
den Texten, die ich bearbeitet habe, das Rahmenthema so erschlossen,
dass ich eine ausreichende Wissensbasis habe, um mich mit ihm
schriftlich auseinanderzusetzen?"
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"Ist die
Ernsthaftigkeit und Art, wie ich die Erschließung der Texte durchgeführt
habe, so erfolgt, dass ich in der Prüfungssituation auch auf die
Ergebnisse dieser Textarbeit zurückgreifen kann?"
Ein Hilferuf wie "Ich muss nächste Woche mein Kompendium abgegeben! Wie
viele Texte gehören denn da hinein?" zeigt im Grunde nur, dass da im Vorfeld
eine ganze Menge schiefgelaufen ist. Entweder beim Schüler oder beim Lehrer,
oder auch bei beiden.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.01.2017
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