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Statistiken und Infografiken

Suizid in Deutschland 1893-2022

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In Deutschland begehen etwa  25 Menschen pro Tag eine Suizid und schätzungsweise 500 Personen versuchen es. Im Jahr 2022 starben • nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland insgesamt 10 119 Menschen durch Suizid – das waren fast 28 Personen pro Tag. Männer nahmen sich deutlich häufiger das Leben als Frauen, rund 75 % der Selbsttötungen wurden von Männern begangen. Das durchschnittliche Alter von Männern lag zum Zeitpunkt des Suizides bei 60,3 Jahren. Frauen waren im Durchschnitt 61,9 Jahre alt. Suizide bei Kindern unter 15 Jahren sind extrem selten (2022: 20 Fälle).  Im Jahr 2022 nahmen sich 179 15- bis 19-jährige Jugendliche (119 männlich und 53 weiblich) das Leben. Auch wenn die Anzahl der Suizide im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen haben, ist die Gesamtzahl der Suizide jedoch in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen: 1980 nahmen sich beispielsweise noch rund 50 Personen pro Tag das Leben. Allerdings ist wohl davon auszugehen, dass die möglichen Neuregelungen zum assistierten Suizid die Suizidzahlen erhöhen wird.

2021 verstarben in Deutschland 9.215 Menschen durch Suizid. im Verkehr kamen dagegen ca. 2.900 Personen um, durch Drogen ca. 1.800 und durch AIDS ca. 220 (Statistisches Bundesamt, 2021). Die Zahl der Suizidversuche wird mehr als 20-mal so hoch geschätzt.

Suizide erfolgen fast immer vor dem Hintergrund einer nicht optimal behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression. "Die überwältigende Mehrheit der Suizide in Deutschland sind keine Freitode, sondern die tragische Folge schwerer psychischer Erkrankungen. So geht Depression mit großem Leiden und tiefer Hoffnungslosigkeit einher. Bestehende Probleme werden in der Depression vergrößert und als unlösbar wahrgenommen. In ihrer Verzweiflung sehen Menschen dann im Suizid den einzigen Weg, diesem unerträglichen Zustand zu entkommen", erklärt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. (vgl. »Pressemitteilung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. 7.9.2023)

In den letzten 40 Jahren hat sich die Zahl der Suizidopfer halbiert. „Der Rückgang der Suizide dürfte vor allem darauf zurück zu führen sein, dass mehr Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen sich Hilfe holen und eine Diagnose bzw. Behandlung erhalten“, so Prof. Ulrich Hegerl, der auch die Senckenberg-Professur an der Universität Frankfurt/M. inne hat. Aufgrund von Wissensdefiziten, Stigmatisierungen, der krankheitsbedingten Antriebs- und Hoffnungslosigkeit sowie vor allem auch Defiziten im Gesundheitssystem bestehen jedoch weiter große Versorgungslücken.

Die Entwicklung der Anzahl von Suiziden in Deutschland lässt sich schon weit über 100 Jahren beobachten. Dabei muss man allerdings stets berücksichtigen, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt, Sterbefälle also, die anderen Todesursachen zugerechnet werden, in Wahrheit aber Folge von Suizidhandlungen sind.

Dazu zählen z. B. Drogentote, von denen nahezu 20% als Suizide gelten, oder auch Suizide bei älteren Menschen, die vor ihrem Freitod an einer tödlichen Krankheit gelitten haben, die als Todesursache in die Statistik eingeht. (Vgl. Gesundheitsbericht für Deutschland, 1998)

In Deutschland beobachtete man in den Jahren 1980-2000 einen steten Rückgang der Suizide. Während 1980 von 100 000 Personen 24 freiwillig aus dem Leben geschieden sind, waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahre 2003 14 Personen. Anders gesagt: 11.150 Menschen setzten ihrem Leben im Jahr 2003 freiwillig ein Ende, was einem Anteil von 1,3% an allen Verstorbenen ausmacht. (vgl. Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts vom 18.10.2005) Die Zahl der durch Suizid Verstorbenen übersteigt damit die Zahl der Verkehrstoten beträchtlich (2002: 6.842 Personen) ((vgl. Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts vom 3.3.2004)

Wenn sich in den letzten 40 Jahren hat die Zahl der Suizidopfer halbiert hat, dürfte dies, so Prof. Ulrich Hegerl,  "vor allem darauf zurück zu führen sein, dass mehr Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen sich Hilfe holen und eine Diagnose bzw. Behandlung erhalten“. Dennoch so betont er, bestünden  aufgrund von Wissensdefiziten, Stigmatisierungen, der krankheitsbedingten Antriebs- und Hoffnungslosigkeit sowie vor allem auch Defiziten im Gesundheitssystem weiterhin große Versorgungslücken. So sei es völlig inakzeptabel, dass ein suizidgefährdeter Mensch oft erst nach Wochen einen Facharzttermin bekomme.

Das Durchschnittsalter der durch Suizid gestorbenen Personen hat sich zwischen 1982 und 2002 um 3 auf 54,4 Jahre erhöht. (Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts, 3.2.04). Dabei waren die Männer im Durchschnitt mit 52,6 Jahren deutlich jünger als die Frauen (59,1 Jahre). In der Altersgruppe der 15- bis 35-Jährigen rangiert der Suizid nach dem Unfalltod an zweiter Stelle der Todesursachen. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Selbsttötung in dieser Altersgruppe besonders häufig ist, denn schließlich ist der Suizid in dieser Altersklasse neben Mord und Unfall und wegen der altersbedingt deutlich weniger auftretenden Krankheiten die beinahe einzig mögliche Todesursache. Die Altersverteilung der Suizide in Deutschland zeigt, dass die Suizidziffern mit zunehmendem Alter ansteigen (sog. "ungarisches Muster"). Dabei ist in den letzten Jahren besonders auffällig, dass der Anteil alter Menschen an der Gesamtzahl der Suizide zugenommen hat. Allerdings ist zu beachten, dass mit zunehmendem Alter zwar der Anteil der Suizide an allen Todesarten abnimmt, die alterspezifischen Suizidraten pro 100000 Einwohnern allerdings wächst. Heutzutage wird z. B. fast jede zweite Selbsttötung, die eine Frau vornimmt, von einer Frau über 60 Jahre durchgeführt.

Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26.2.2020 zur Aufhebung des Verbots der geschäftsmäßigen »Sterbehilfe gilt, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht ein Recht auf selbstbestimmtes Leben und Sterben umfasst. Seit diesem Urteil gehört also auch die Möglichkeit dazu, sich das Leben zu nehmen und dabei die freiwillige Hilfe Dritter zu erhalten.

Über die gesetzliche Neuregelung zum assistierten Suizid soll sichergestellt werden, dass es zuverlässige Hilfsangebote für ein selbstbestimmtes Sterben gibt. Auch wenn dies im Grunde für die Befürworter der Neuregelung unbestritten ist, sieht die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention  dabei durchaus auch Risiken: "Eine verantwortungsvolle und schwierige Aufgabe wird darin bestehen, sicherzustellen, dass die Entscheidung sterben zu wollen tatsächlich freiverantwortlich getroffen wurde und nicht Folge einer verzerrten Wirklichkeitswahrnehmung durch die schwarze Brille der Depression ist. Problematisch ist auch, dass das Bundesverfassungsgerichtsurteil eine Normalisierung des Suizids befördern könnte. Ich habe viele depressiv erkrankte Menschen betreut, die ihre depressive Krankheitsphase nur überlebt haben, weil das Tabu sie vom Suizid abgehalten hat. Sie wollten das ihrer Familie nicht antun. Wird Suizid zu einer jedem offenstehenden Option, so kann dies die oft lebensrettende Schwelle für suizidales Verhalten senken und zu einem Anstieg auch der nicht-assistierten, krankheitsbedingten Suizide führen“, befürchtet Hegerl. In den Niederlanden sind im Zuge der Liberalisierung der Sterbehilfe pro Jahr nicht nur um die 6.000 Menschen durch einen assistierten Suizid aus dem Leben geschieden, sondern entgegen der Erwartung nahmen auch die Raten für die einsamen, nicht-assistierten Suizide zu. Dieser Anstieg stand im Gegensatz zu der positiven Entwicklung der Suizidraten in fast allen anderen europäischen Ländern. (vgl. »Pressemitteilung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. 7.9.2023)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 06.04.2024

 
 

 
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