Fantasiereisen verlangen eine besondere Lehrer-Schüler-Beziehung
Bei ▪ Fantasiereisen in der Schule ist die
besondere Art der Beziehungsgestaltung und - definition zwischen Lehrkräften
auf der einen und SchülerInnen auf der anderen Seite sehr wichtig.
Sie liegt Helga und Hubert
Teml
(41994,S.43),
die von der humanistischen Psychologie im Anschluss an »Carl
R. Rogers (1902-1987) geprägt sind, besonders am Herzen. Sie klagen eine
"echte" Beziehung zwischen den beiden ein, die sich in verschiedenen
Aspekten verdeutlichen lässt.
Vertrauen in die inneren Kräfte
Fantasiereisen, die in die Innenwelt anderer Menschen führen, die
geschützt und respektiert werden muss, benötigen ein positiv gestaltetes
zwischenmenschliches Klima. Wenn Menschen das Gefühl haben,
-
dass sie als Personen mit
ihren individuellen Eigenarten angenommen werden
-
dass auf ihre inneren
Kräfte vertraut wird
-
dass ihre Innenwelt
akzeptiert, einfühlsam verstanden und nicht bewertet wird
werden sie sich auf den Weg in ihr Inneres begeben und andere an ihren
Erlebnissen dort teilhaben lassen.
Personenzentrierte Einstellung der Lehrkräfte
Dies hat natürlich für die Gestaltung der
Lehrerrolle beträchtliche Auswirkungen. Gefordert ist eine
personenzentrierte Einstellung
(C. R. Rogers).
"Diese drückt sich zunächst einmal in einem grundlegenden
Vertrauen in die konstruktiven Kräfte, in das natürliche
Wachstumspotential und die 'innere Weisheit' einer jeden
Person aus. Personenzentrierte Erzieher (Eltern, Lehrer oder
Gruppenleiter usw.) geben ihre Rolle als 'Belehrer' weitgehend auf.
Sie entwickeln stattdessen eine Haltung, in der sich als 'facilitator'
sehen, als jemand der
selbstbestimmtes und bedeutungsvolles Lernen unterstützt und
fördert (to facilitate: erleichtern, fördern)." (Teml
41994,S.24).
Alles dies gilt in besonderer Weise für Fantasiereisen, bei denen
stets der Prozess mehr als mögliche Ergebnisse im Vordergrund
stehen.
Begegnung von Person zu Person
Vertrauensvolle Beziehungen können zwischen Erwachsenen und Jugendlichen
nur dann wachsen, wenn die Jugendlichen wirklich als eigenständige Personen
wahrgenommen werden und nicht zum "Erziehungsobjekt" degradiert sind.
Gefordert ist "eine Begegnung von Person zu Person, die
durch
Echtheit, einfühlendes Verstehen und Wertschätzung
von seiten der Erzieher gekennzeichnet ist." (ebd.,
S.24)
Wertschätzung schenken
Ohne eine Haltung des Lehrers, die auf der Wertschätzung des einzelnen
Schülers als Person, unabhängig von Bedingungen, beruht, kann das für
Fantasiereisen nötige Klima nicht entstehen.
(vgl.
Teml
41994,S.43)
Bei Fantasiereisen geht es nicht um die Interpretation der Erlebnisse
durch den Lehrer oder die Zuhörer, sondern darum, welche Bedeutung das
Erlebte für den Teilnehmer selbst hat.
Gefühle, die jemand dabei empfindet, Vorstellungsbilder, die sich
bei ihm eingestellt haben, lassen sich schließlich nicht
wegdiskutieren und ihre Bedeutung für den Betreffenden nicht einfach
durch Außenstehende uminterpretieren. Gefordert ist dagegen ein
intensives Zuhören in Form des
aktiven
Zuhörens. Dabei schlüpft man in gewisser Weise " 'in die Haut!
des anderen, um zu spüren, wie er das fühlt und welche Bedeutung es
für ihn haben kann." (Teml
41994,S.25)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.12.2023
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