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Wer schulische und
außerschulische Projektarbeit in der Medienbildung ins Auge fasst, muss,
neben der grundsätzlichen Klärung des
Projektcharakters eines solchen Vorhabens, auch wissen, dass diese ihre
weitreichenden Möglichkeiten zur Realisierung von Selbstbildungsprozessen
der Teilnehmer nur entfalten können, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
(vgl. auch:
medienpädagogische Kompetenzen)
Dazu gehören im Anschluss an
Hedrich/Lampert (2007, S.120), dass die in Schule und in der
außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit tätigen pädagogischen Fachkräfte
-
die audiovisuellen und digitalen
Medien als zentrale Kommunikationsinstrumente und Medien zum Ausdruck
vielfältiger Facetten der Persönlichkeit verstehen und ihre Bedeutung
dafür anerkennen, ohne sie gegenüber anderen kulturell vermeintlich
höherwertigen Medien herabzusetzen
-
sich um ihre eigene
Medienkompetenz, ihre medienpädagogische Kompetenz und in
Medienbildungsprozessen hineinwirkende soziale Kompetenzen bemühen
und diese den jeweiligen gesellschaftlichen und technologischen
Wandlungsprozessen entsprechend anpassen (Stichwort: lebenslanges
Lernen)
-
die Eindrücke, die Medien im Zuge
der Mediensozialisation des einzelnen oder bestimmter Gruppen
hinterlassen, aufspüren und in ihrer Bedeutung für Biografie und
Lebensvollzug im Rahmen von Identitätsbildungsprozessen begreifen
-
den alltagsweltlichen Themen
und lebensweltlichen Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen
offen begegnen und im Rahmen von Medienbildungsprozessen
aufgreifen
-
Medienprojekt so anlegen, dass sie
von den Teilnehmern auch auf die Realität bezogen werden können (vgl.
Spanhel 2006, S.301)
-
den Kindern und Jugendlichen die
Möglichkeit einräumen, die Ergebnisse ihrer Projektarbeit angemessen
zu präsentieren und dabei auch neue Formen der Präsentation auf
Social Sharing-Plattformen (z. B. »YouTube,
»clippklapp.de
...) oder im Rahmen von
»Sozialen Netzwerkdiensten (z.B.
»Facebook, »Mein!KiKa,
...) mit einbeziehen.
Darüber hinaus sollten die (medien-)pädagogisch tätigen
Fachkräfte natürlich auch darauf achten, dass das Mediennutzungsverhalten in
unterschiedlichen sozialen Kontexten (z. B. Medienhandeln in eher
"bildungsfernen“ Schichten oder in Familien mit Migrationshintergrund u. ä.)
eine differenzierte Herangehensweise und adressatenspezifischer Konzepte
bedarf, wenn Medienbildung, auch im Rahmen einer Erziehungspartnerschaft
Medien gelingen soll. (vgl. Konzepte zur Medienbildung in der Familie, »Medien
und Migrant/innen bei mediaculture.online).
Die
außerschulische Medienarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit (Jugendmedienarbeit)
stützt dich im Allgemeinen auf die folgenden Prinzipien, die sie in ihrer
Gesamtheit von schulischer Medienbildung deutlich abheben:
-
Freiwilligkeit
-
Freizeit- und
Bedürfnisorientierung
-
Selbstorganisation
-
Mitbestimmung und Mitgestaltung
-
prinzipielle Offenheit für alle
Jugendlichen bei möglichst niedrigen Zugangsschwellen
-
geringer Konkurrenzdruck
-
Verzicht auf Leistungskontrolle
-
u. v. m.
Wenn es also bei Angeboten der offenen Jugendarbeit im Gegensatz zur
Schule keine Zensuren, keinen 45-Minuten-Rhythmus bis zum "Abläuten" gibt,
und dazu die Jugendlichen freiwillig kommen, so ist dies eine große Chance
zur partnerschaftlichen Gestaltung von Projekten jedweder Art.
Das führt
nicht selten unter Lehrerinnen und Lehrern zur Auffassung, die
Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen in der Jugendarbeit seien
im Vergleich zur Schule beneidenswert einfach und was dort geleistet werde,
sei
vergleichsweise einfach zu organisieren. Nicht nur, dass sich hinter dieser
Vorstellung eine deutliche Abwertung von Ausbildung, Arbeit, ja
Professionalität von Jugendarbeiter/-innen verbirgt, geht sie doch an einer
ganz wesentlichen Tatsache vorbei: Es sind stets die gleichen Menschen, die
gleichen Kinder und Jugendlichen, um die es geht.
So trifft selbstverständlich auch die außerschulische Medienarbeit auf
Kinder und Jugendliche, die in ihren Vorstellungen vom Leben und von Welt ganz
entscheidend von den Medien geprägt worden sind, die in ihrer Freizeit
Medien konsumieren und daran Spaß haben.
Außerschulische Medienarbeit kann
dabei nicht anstreben, mit den kommerziellen Angeboten in diesem Bereich
konkurrieren zu wollen, sondern hier geht es um die Schaffung "»anderer«
Medienplätze, die den Jugendlichen neue Gestaltungsräume eröffnen". (Sonnenschein
1999, S. 15) Und doch steht die außerschulische
Jugendmedienarbeit in einem besonderen Spannungsverhältnis zur kommerziellen
Freizeitkultur. Denn: "Um noch neben der Glitzerwelt der kommerziellen
Angebote bestehen zu können, muss die Jugend(medien)arbeit einen Spagat
vollbringen: einerseits den Sichtweisen, Vorlieben und Wünschen der Kids
Rechnung tragen (und sich z. B. in Gestaltungsfragen an attraktiven
Elementen der kommerziellen Freizeitkultur orientieren), andererseits
aber auch ein klares Profil entwickeln mit unterscheidbaren Zielen, Inhalten
und Arbeitsformen." (ebd., Hervorh. der Verf.)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013 |
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