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Die Kritik am
älteren
Wirkungsmodell des
Reiz-Reaktions-Modells (S-R-Modell)
erkannte, dass die Wirkung eines Kommunikationsvorgangs nicht allein als
Folge eines noch so sorgfältig gestalteten Stimulus der Medienbotschaft verstanden
werden konnte. Damit war der Weg frei für die Berücksichtigung so genannter
intervenierender Variablen.
Darunter versteht man "Störfaktoren", die
"einen ungehinderten und unmittelbaren Effekt von Kommunikationsangeboten
auf die jeweiligen Empfänger unwahrscheinlich machen." (Jäckel
2005, S. 67)
Die u. a. von Joseph T. Klapper (1949/1960) neu entdeckten
intervenierenden Variablen erhöhten den Stellenwert des Publikums im Prozess
der Massenkommunikation, ordneten dem Publikum jedoch kein aktives Verhalten
in diesem Prozess zu. Die intervenierenden Variablen, die nach und nach
erweitert wurden, lassen sich in intrapersonale
und interpersonale Variablen
unterteilen.
Zu den intrapersonalen intervenierenden Variablen zählen u. a.
-
Individuelle
Prädispositionen des einzelnen Rezipienten, z. B. Persönlichkeit,
psychische Verfasstheit, seine Einstellungen und seine Motivation beim
Medienkonsum,
-
Sozial-strukturelle Merkmale
des einzelnen wie Geschlecht, Alter, Beruf, Religionszugehörigkeit,
allgemeine Lebensbedingungen usw. (vgl.
Kunczik 1977, S.116,
Vollbrecht 2001, S.105)
Im Einzelnen berücksichtigte man fortan die
Selektivität des Rezipienten.
Darunter fiel die
selektive Zuwendung (selective
exposure), seine selektive Wahrnehmung
(selective perception) und
selektive Erinnerung (selective retention).
Mit dem zunehmenden Verständnis der Selektivität fanden auch Überlegungen
über die zwischenmenschlichen (interpersonalen) Bedingungen bei der
Medienwirkung größere Beachtung. So stellte man fest, dass die
Einbindung des einzelnen in bestimmte soziale Gruppen wichtig ist und dass die Personen im
unmittelbaren Umkreis eines einzelnen dessen Einstellungen und Verhalten
stärker prägen als noch so ausgeklügelte Kampagnen in den Medien.
Darüber hinaus fand man aber auch heraus, dass neben diesem Face-to-face-Kontakt so genannte
Meinungsführer
(opinion leader) mit besseren
Informationen andere Personen in ihrem persönlichen Umfeld Umkreis
beeinflussen konnten.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013 |
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