Programmerklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes
Proklamation des ZK der KPD, 24. August 1930Die deutschen Faschisten (Nationalsozialisten) unternehmen
gegenwärtig die schärfsten Vorstöße gegen die deutsche Arbeiterklasse.
In einer Zeit der Knechtung Deutschlands durch den Versailler Frieden, der
wachsenden Krise, der Arbeitslosigkeit und Not der Massen versuchen die
Faschisten durch zügellose Demagogie und schreiende radikale Phrasen,
unter der Flagge des Widerstands gegen die Erfüllungspolitik und den
Youngplan, bedeutende Schichten des Kleinbürgertums, deklassierter
Intellektueller, Studenten, Angestellter, Bauern sowie einige Gruppen
rückständiger, unaufgeklärter Arbeiter für sich zu gewinnen. Die
teilweisen Erfolge der nationalsozialistischen Agitation sind das Resultat
der zwölfjährigen verräterischen Politik der Sozialdemokratie, die
durch Niederhaltung der revolutionären Bewegung, Beteiligung an der
kapitalistischen Rationalisierung und völlige Kapitulation vor den
Imperialisten (Frankreich, Polen) der nationalsozialistischen Demagogie
den Boden bereitet hat.
Dieser nationalsozialistischen Demagogie stellt die
Kommunistische Partei Deutschlands ihr Programm des Kampfes gegen den
Faschismus, ihre Politik der wirklichen Vertretung der Interessen der
werktätigen Massen Deutschlands entgegen.
Die Faschisten (Nationalsozialisten) behaupten, dass sie für
die nationale Befreiung des deutschen Volkes kämpfen. Sie erwecken den
Anschein, als seien sie gegen den Youngplan, der den werktätigen Massen
Deutschlands Not und Hunger bringt.
Diese Beteuerungen der Faschisten sind bewusste Lügen. Die
deutsche Bourgeoisie hat den räuberischen Youngplan angenommen in der
Absicht, alle seine Lasten auf die Werktätigen abzuwälzen.
Die Faschisten helfen praktisch an der Durchführung des
Youngplans mit, indem sie die Abwälzung seiner Lasten auf die
werktätigen Massen dulden und fördern, indem sie an der Durchführung
der vom Youngplan diktierten Zoll- und Steuergesetze mithelfen (Zustimmung
der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion zu allen Vorlagen für
Zoll- und Steuererhöhung, Fricksche Negersteuer in Thüringen), indem sie
alle Streikbewegungen gegen den Lohnabbau zu verhindern und abzuwürgen
versuchen.
Die Regierungsparteien und die Sozialdemokratie haben Hab und
Gut, Leben und Existenz des werktätigen deutschen Volkes meistbietend an
die Imperialisten des Auslands verkauft. Die sozialdemokratischen Führer,
die Hermann Müller, Severing, Grzesinski und Zörgiebel, sind nicht nur
die Henkersknechte der deutschen Bourgeoisie, sondern gleichzeitig die
freiwilligen Agenten des französischen und polnischen Imperialismus.
Alle Handlungen der verräterischen, korrupten
Sozialdemokratie sind fortgesetzter Hoch- und Landesverrat an den
Lebensinteressen der arbeitenden Massen Deutschlands.
Nur wir Kommunisten kämpfen sowohl gegen den Youngplan als
auch gegen den Versailler Raubfrieden, den Ausgangspunkt der Versklavung
aller Werktätigen Deutschlands, ebenso wie gegen alle internationalen
Verträge, Vereinbarungen und Pläne (Locarno -vertrag, Dawesplan,
Youngplan, deutsch-polnisches Abkommen usw.), die aus dem Versailler
Friedensvertrag hervorgehen. Wir Kommunisten sind gegen jede Leistung von
Reparationszahlungen, gegen jede Bezahlung internationaler Schulden.
Wir erklären feierlich vor allen Völkern der Erde, vor
allen Regierungen und Kapitalisten des Auslandes, dass wir im Falle
unserer Machtergreifung alle sich aus dem Versailler Frieden ergebenden
Verpflichtungen für null und nichtig erklären werden, dass wir keinen
Pfennig Zinszahlungen für die imperialistischen Anleihen, Kredite und
Kapitalanlagen in Deutschland leisten werden.
Wir führen und organisieren den Kampf gegen Steuern und
Zölle, gegen die Verteuerung der Mieten und Gemeindetarife, gegen
Lohnabbau, Erwerbslosigkeit und alle Versuche, die Lasten des Youngplans
auf die werktätige Bevölkerung in Stadt und Land abzuwälzen.
Die Faschisten (Nationalsozialisten) behaupten, sie seien
gegen die vom Versailler Frieden gezogenen Grenzen, gegen die Abtrennung
einer Reihe deutscher Gebiete von Deutschland. In Wirklichkeit aber
unterdrückt der Faschismus überall, wo er an der Macht steht, die von
ihm unterworfenen Völker (in Italien die Deutschen und Kroaten, in Polen
die Ukrainer, Weißrussen und Deutschen, in Finnland die Schweden usw.).
Die Führer der deutschen Faschisten, Hitler und seine Helfershelfer, aber
erheben nicht ihre Stimme gegen die gewaltsame Angliederung Südtirols an
das faschistische Italien. Hitler und die deutschen Nationalsozialisten
schweigen über die Nöte der deutschen Bauernbevölkerung Südtirols, die
unter dem Joch des italienischen Faschismus stöhnt. Hitler und seine
Partei haben hinter dem Rücken des deutschen Volkes einen schmutzigen
Geheimvertrag mit der italienischen Faschistenregierung abgeschlossen, auf
Grund dessen sie die deutschen Gebiete Südtirols bedingungslos den
ausländischen Eroberern ausliefern. Mit dieser schändlichen Tat haben
Hitler und seine Partei die nationalen Interessen der werktätigen Massen
Deutschlands in gleicher Weise an die Versailler Siegermächte verkauft,
wie es die deutsche Sozialdemokratie seit zwölf Jahren unausgesetzt getan
hat.
Wir Kommunisten erklären, dass wir keine gewaltsame
Angliederung eines Volkes oder eines Volksteiles an andere nationale
Staatsgebilde, dass wir keine einzige Grenze anerkennen, die ohne
Zustimmung der werktätigen Massen und der wirklichen Mehrheit der
Bevölkerung gezogen ist.
Wir Kommunisten sind gegen die auf Grund des Versailler
Gewaltfriedens durchgeführte territoriale Zerreißung und Ausplünderung
Deutschlands.
Die Faschisten (Nationalsozialisten) behaupten, ihre Bewegung
richte sich gegen den Imperialismus. In Wirklichkeit aber treffen sie
Abkommen mit den Imperialisten (England, Italien). Sie wenden sich gegen
den Freiheitskampf der Kolonialvölker (Indien, China, Indochina),
verlangen für Deutschland Kolonien und hetzen zu neuen Kriegen, vor allem
zur Intervention gegen die Sowjetunion, das einzige Land, dessen
siegreiche Arbeiterklasse sich gegen alle Überfälle des Weltkapitals,
gegen alle Raubzüge der Versailler Imperialisten siegreich mit
Waffengewalt verteidigt hat. Überall, wo der Imperialismus unterdrückte
Volksmassen knechtet, würgt und niederschießt, wirken die deutschen
Faschisten durch ihre Vertreter mit: in China durch die Kapp-Putschisten
Wetzel und Kriebel, in Südamerika durch die Militärmission des Generals
Kuntz, in Österreich durch den Liebknecht-Mörder Papst.
Wir Kommunisten sind die einzige Partei, die sich den Sturz
des Imperialismus und die Befreiung der Völker von der Macht des
Finanzkapitals zum Ziele setzt. Deshalb fordern wir die werktätigen
Massen Deutschlands auf, vor allem gegen den Feind im eigenen Lande, für
den Sturz der kapitalistischen Herrschaft und für die Aufrichtung der
Sowjetmacht in Deutschland zu kämpfen, um den Versailler Friedensvertrag
zu zerreißen und seine Folgen zu beseitigen.
Die Faschisten (Nationalsozialisten) behaupten, sie seien
eine "nationale", eine "sozialistische" und eine
"Arbeiter"partei. Wir erwidern darauf, dass sie eine volks- und
arbeiterfeindliche, eine antisozialistische, eine Partei der äußersten
Reaktion, der Ausbeutung und Versklavung der Werktätigen sind. Eine
Partei, die bestrebt ist, den Werktätigen alles das zu nehmen, was ihnen
selbst die bürgerlichen und sozialdemokratischen Regierungen noch nicht
nehmen konnten. Eine Partei der mörderischen, faschistischen Diktatur,
eine Partei der Wiederaufrichtung des Regimes der Junker und Offiziere,
eine Partei der Wiedereinsetzung der zahlreichen deutschen Fürsten in
ihre "angestammten" Rechte, der Offiziere und hohen Beamten in
ihre Titel und Posten.
Die Faschisten (Nationalsozialisten) behaupten, sie seien
Gegner der heutigen staatlichen und sozialen Ordnung. Zugleich aber
beteiligen sie sich neben den Parteien des Großkapitals an der Regierung
der Weimarer Republik in Thüringen. Sie teilen sich die Ministersessel
mit der kapitalistischen Volkspartei und mit den Hausbesitzern der
Wirtschaftspartei. Sie verhandeln in Sachsen mit allen Unternehmerparteien
bis zur "Volksnationalen Vereinigung" über die Bildung einer
gemeinsamen Regierung. Sie erklären sich zur Teilnahme an einer
Reichsregierung mit allen bürgerlichen Youngparteien bereit. Sie
bekleiden Polizeiämter in Thüringen. Sie werden von den Kapitalisten
subventioniert. Sie dulden in ihren eigenen Reihen nicht nur
Hohenzollernprinzen, Coburger Herzöge, adlige Herrschaften, sondern auch
zahlreiche Rittergutsbesitzer, Industrieunternehmer, Millionäre, wie den
Ausbeuter Kirdorf und andere Scharfmacher, wie den Textilfabrikanten
Mutschmann.
Alle Parteien in Deutschland, mit der einzigen Ausnahme der
Kommunistischen Partei, treiben Koalitionspolitik im Reiche, in Preußen,
in Thüringen und den anderen Einzelstaaten. Alle Parteien außer den
Kommunisten sind Koalitionsparteien, Regierungsparteien, Ministerparteien.
Nur wir Kommunisten sind gegen jede Zusammenarbeit mit der
Bourgeoisie, für den revolutionären Sturz der gegenwärtigen
kapitalistischen Gesellschaftsordnung, für die Aufhebung aller Rechte und
Vorrechte der herrschenden Klassen, für die Abschaffung jeder Ausbeutung.
Die Nationalsozialisten behaupten, Wirtschaftskrise und
Ausplünderung der Massen seien lediglich Folgen des Youngplans; die
Überwindung der Krise sei bereits gesichert, wenn Deutschland die Fesseln
des Versailler Vertrages abstreift. Das ist ein grober Betrug. Um das
deutsche Volk zu befreien, genügt es nicht, die Macht des
Auslandskapitals zu brechen, sondern die Herrschaft der eigenen
Bourgeoisie im eigenen Lande muss gleichzeitig gestürzt werden. Die Krise
wütet nicht nur im Deutschland des Youngplans, sondern auch in den
siegreichen imperialistischen Ländern mit Amerika an der Spitze.
Überall, wo die Kapitalisten und ihre Agenten, die Sozialdemokraten, am
Ruder sind, werden die Massen in der gleichen Weise ausgebeutet. Nur in
der Sowjetunion bewegen sich Industrie und Landwirtschaft in aufsteigender
Linie. Nur in der Sowjetunion wird die Erwerbslosigkeit beseitigt, werden
die Löhne erhöht, werden die sozialpolitischen Errungenschaften der
Werktätigen zu beispielloser Höhe ausgebaut. In allen kapitalistischen
Ländern, in allen Ländern des Faschismus und der Sozialdemokratie
wachsen Elend und Hunger, Lohnabbau und Erwerbslosigkeit, Reaktion und
Terror.
Die Kommunistische Partei Deutschlands entfaltet den
schärfsten politischen und wehrhaften Massenkampf gegen den
nationalverräterischen, antisozialistischen, arbeiterfeindlichen
Faschismus.
Wir kämpfen für die Rettung der werktätigen Massen vor der
drohenden Katastrophe.
Wir Kommunisten erklären, dass wir nach dem Sturz der Macht
der Kapitalisten und Großgrundbesitzer, nach der Aufrichtung der
proletarischen Diktatur in Deutschland, im brüderlichen Bündnis mit den
Proletariern aller anderen Länder in erster Linie folgendes
Programm
durchführen werden, das wir der nationalsozialistischen Demagogie
entgegenstellen:
Wir werden den räuberischen Versailler "Friedensvertrag"
und den Youngplan, die Deutschland knechten, zerreißen, werden alle
internationalen Schulden und Reparationszahlungen, die den Werktätigen
Deutschlands durch die Kapitalisten auferlegt sind, annullieren.
Wir Kommunisten werden uns für das volle
Selbstbestimmungsrecht aller Nationen einsetzen und im Einvernehmen mit
den revolutionären Arbeitern Frankreichs, Englands, Polens, Italiens, der
Tschechoslowakei usw. denjenigen deutschen Gebieten, die den Wunsch danach
äußern werden, die Möglichkeit des Anschlusses an Sowjetdeutschland
sichern.
Wir Kommunisten werden zwischen Sowjetdeutschland und der
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ein festes politisches und
Wirtschaftsbündnis schließen, auf Grund dessen die Betriebe
Sowjetdeutschlands Industrieprodukte für die Sowjetunion liefern werden,
um dafür Lebensmittel und Rohstoffe aus der Sowjetunion zu erhalten.
Wir erklären vor den Werktätigen Deutschlands: Ist das
heutige Deutschland wehrlos und isoliert, so wird Sowjetdeutschland, das
sich auf mehr als neun Zehntel seiner Bevölkerung stützen und die
Sympathien der Werktätigen aller Länder genießen wird, keine
Überfälle ausländischer Imperialisten zu fürchten brauchen. Wir
verweisen die Werktätigen Deutschlands darauf, dass die Sowjetunion nur
dank der Unterstützung der Arbeiter aller Länder vermocht hat, mit Hilfe
ihrer unbesiegbaren Roten Armee die Interventionen des Weltimperialismus
erfolgreich zurückzuschlagen.
Im Gegensatz zu den heuchlerischen faschistischen Phrasen
gegen das große Bank- und Handelskapital, im Gegensatz zu den leeren
nationalsozialistischen Wortgefechten gegen die Schmarotzer und gegen die
Korruption werden wir folgendes Programm durchführen:
Zur Macht gelangt, werden wir dem Treiben der Bankmagnaten,
die heute dem Lande offen ihren Willen aufzwingen, schonungslos Einhalt
gebieten. Wir werden die proletarische Nationalisierung der Banken
durchführen und die Verschuldung an die deutschen und die ausländischen
Kapitalisten annullieren.
Die Großhändler, die Magnaten des Handelskapitals, treiben
heute die kleinen Kaufleute in den Ruin, werfen Tausende von Angestellten
aufs Pflaster, vernichten Hunderttausende Mittelstandsexistenzen,
wuchern die Bauern aus und schrauben die Preise für Massenkonsumartikel
empor. Zur Macht gelangt, werden wir dem Treiben der Handelsmagnaten
Einhalt gebieten, den Groß -handel nationalisieren, starke
Konsumgenossenschaften schaffen, die die Interessen aller Werktätigen
wirklich vertreten und sie von räuberischen Profitmachern befreien
werden. Mit eiserner Faust werden wir jede Spekulation, die sich die Not
der Werktätigen zunutze macht, zerschmettern.
Wir werden die kapitalistischen Formen der Kommunalwirtschaft
vernichten, den großen Hausbesitz entschädigungslos enteignen, die
Arbeiter und die arme Bevölkerung der Städte in die Häuser der Reichen
einquartieren.
Wir werden die Preise für Mieten, Gas, Wasser,
Elektrizität, Verkehrsmittel und alle Kommunalleistungen nach dem
Klassenprinzip abstufen und sie für Proletarier und wenig bemittelte
Werktätige auf das Mindestmaß herabsetzen.
Wir werden der Steuerpolitik der Bourgeoisie ein Ende machen.
Durch Machtergreifung, entschädigungslose Enteignung der
Industriebetriebe, der Banken, des großen Hausbesitzes und des
Großhandels wird die Arbeiterklasse alle Voraussetzungen für einen
Klassenhaushalt des proletarischen Staates schaffen. Wir werden die
Sozialversicherung aller Arten (Erwerbslosen-, Invaliden -, Kranken-,
Alters-, Unfallversicherung, Kriegsbeschädigten- und
Kriegshinterbliebenenunterstützung) auf Kosten des Staates unbedingt
sicherstellen.
Wir werden die Staatskasse der deutschen Sowjetrepublik
von allen unproduktiven Ausgaben für Polizei und Kirche, für Pensionen
und Renten an die abgedankten und davongejagten kaiserlichen Prinzen,
Könige, Herzöge, Fürsten, Marschälle, Generale, Admirale, für
Ministergehälter und Ministerpensionen, für die Bezahlung reaktionärer
Beamter, von Korruptions- und Luxusausgaben jeder Art befreien.
Wir werden die Herrschaft der Großgrundbesitzer brechen,
werden ihren Grund und Boden entschädigungslos enteignen und den
landarmen Bauern übergeben, werden Sowjetgüter mit modernstem
Maschinenbetrieb schaffen, die Arbeitsbedingungen des Landproletariats
denjenigen der städtischen Arbeiterschaft gleichsetzen und viele
Millionen werktätiger Bauern in den Aufbau des Sozialismus einbeziehen.
Mit eisernem proletarischem Besen werden wir alle
Schmarotzer, Großindustriellen, Bankiers, Junker, Großkaufleute,
Generale, bürgerliche Politiker, Arbeiterverräter, Spekulanten und
Schieber aller Art hinwegfegen.
Wir werden den zur Unterdrückung und Knechtung der
Werktätigen bestimmten Machtapparat zerschlagen. Vom Betriebe an bis
hinauf zur deutschen Sowjetregierung - überall wird das Proletariat im
Bündnis mit allen Werktätigen auf Grund der wirklichen, der breitesten
Sowjetdemokratie herrschen.
Durch die Einführung des Siebenstundentages und der
viertägigen Arbeitswoche, durch ein festes Wirtschaftsbündnis mit der
Sowjetunion und die Hebung der Kaufkraft der Massen werden wir die
Erwerbslosigkeit aus der Welt schaffen.
Wir werden jedem die Möglichkeit geben zu arbeiten. Wir werden alle
Produktivkräfte der Industrie und Landwirtschaft ausschließlich in den
Dienst der Werktätigen stellen. Wir werden den arbeitenden Frauen und der
werktätigen Jugend volle politische Gleichberechtigung, gleichen Lohn
für gleiche Arbeit sichern.
Wir werden die Löhne erhöhen, indem wir die
Unternehmerprofite, die unproduktiven Unkosten der kapitalistischen
Wirtschaftsweise und die Reparationszahlungen abschaffen. Mit
bolschewistischer Rücksichtslosigkeit werden wir allen bürgerlichen
Faulenzern gegenüber das Prinzip durchführen: Wer nicht arbeitet, soll
auch nicht essen.
Wir Kommunisten bringen den Werktätigen das Programm ihrer
sozialen Befreiung vom Joche des Kapitals. Wir werden die Begeisterung der
Massen zum Siege über die Bourgeoisie, zur sozialen und zugleich zur
nationalen Befreiung des werktätigen deutschen Volkes entfachen. Nur der
Hammer der proletarischen Diktatur kann die Ketten des Youngplans und der
nationalen Unterdrückung zerschlagen. Nur die soziale Revolution der
Arbeiterklasse kann die nationale Frage Deutschlands lösen.
Wenn sich alle Arbeiter, alle armen Bauern, alle
Angestellten, alle werktätigen Mittelständler, Männer wie Frauen,
Jugendliche wie Erwachsene, alle unter der Krise, Arbeitslosigkeit, Not
und Ausbeutung Leidenden um die Kommunistische Partei Deutschlands
zusammenschließen, dann werden sie eine Macht von so unüberwindlicher
Stärke bilden, dass sie nicht nur die Herrschaft des Kapitals zu stürzen
vermögen, sondern jeder Widerstand gegen sie - sowohl im Innern wie von
außen - gänzlich aussichtslos wird. Daher rufen wir alle Werktätigen,
die sich noch im Banne der abgefeimten faschistischen Volksbetrüger
befinden, auf, entschlossen und endgültig mit dem Nationalsozialismus zu
brechen, sich in das Heer des proletarischen Klassenkampf es einzureihen.
Daher fordern wir Kommunisten alle Arbeiter, die noch mit der
verräterischen Sozialdemokratie gehen, auf, mit dieser Partei der
Koalitionspolitik, des Versailler Friedens, des Youngplans, der Knechtung
der werktätigen Massen Deutschlands zu brechen, die revolutionäre
Millionenfront mit den Kommunisten zum Kampf für die proletarische
Diktatur zu bilden.
Nieder mit dem Youngplan!
Nieder mit der Regierung der Kapitalisten und Junker!
Nieder mit Faschismus und Sozialdemokratie!
Es lebe die Diktatur des Proletariats!
Es lebe Sowjetdeutschland!
Berlin, den 24. August 1930.
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands
(Sektion der Kommunistischen Internationale)
(aus: Die Rote Fahne" vom 24. August 1930. zit.n.:
Berthold,
Lothar (1956), S. 229-238)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
07.12.2024
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