docx-Download -
pdf-Download
▪
Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
▪
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
▪
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
Balthasar Haug (1731-1792) hat als Teilnehmer und Festredner die Feier
des zweiten Stiftungstags der Karlsschule im Lorbeersaal des
Schlosses »Solitude
am 14. Dezember 1792 beschrieben.
"Nun
rückte der Abend herbey, und gegen 5 Uhr begaben sich Se.
Herzogliche Durchlaucht mit sämtlichen Dames und Cavaliers in
Herrschaftlichem zweyspännigen Waagen nach dem, sogenannten
Lorbeersaal, welcher sehr reich beleuchtet, und zu dieser
Feyerlichkeit eingerichtet war. Dieses Gebäude bestehet eigentlich
aus den drey Pallästen, wovon jeder nur einen Saal ausmacht; alle
drey Säle aber zusammenhängen, und nur durch Säulen unterschieden
sind.
Die ganze
militärische Pflanzschule war durch alle drey Abtheilungen hindurch
in Glieder gestellt; doch so, dass die Cavaliers- und
Officiers-Söhne, wie auch die Prämianten, in dem mittleren Saal; die
letztern aber in zween Reihen nach ihrer Gattung, besonders und
vorwärts, zu stehen kamen.
Jeder Officier
stund vor seiner Classe, und neben, die Aufseher davon#, in der
Mitte aber vor der ganzen Pflanzschule der Intendant derselben, Hr.
Obristwachtmeister und Flügeladjutant Seeger, welcher in einiger
Entfernung zur Rechten die Examinatores, alle Professores und
Vorsteher der Herzoglichen Pflanzschule; zur Linken aber ihre
Maitres und Artisten hatte.
Vorwärts vor dem
Intendanten stund der Tisch, worauf sich die Prämia in schönen
Kapsuln, nebst den Patenten darüber lagen; und hinter diesem eine
lange Reihe von Sesseln, welchen einen halben Mond formirten.
Ein große Menge von
Honoratioribus aber hatte sich in den beeden Nebensälen, als
Zuschauer, eingefunden.
Nachdem nun Se.
Herzogliche Durchlacht mit dem ganzen Hofe daselbst angekommen
waren, und sich hinter dem Tische niedergelassen; die Dames und
Ministres aber die übrige Sessel eingenommen, und hinter demselben
sich die Cavaliers und Officiers gestellt hatten; so trat der
Professer Gymnasti M. Haug bis auf drey Schritte vor obgedachten
Tisch, und hielt eine eigentlich auf dieses Herzogliche Institut
eingerichtete Rede: von den vornehmsten Kennzeichen einer guten
Erziehung; welche Se. Herzogliche Durchlaucht Ihres gnädigsten
Beyfalls würdigten. Sie wa6r folgenden Innhalts: [...]
»[...] Zwey Jahre
sind es nun, daß es Euer Herzogliche Durchlaucht gnädigst gefallen
hat, den wahrhaftig fürstlichen Gedanken von Errichtung einer
Herzoglichen Pflanzschule in das Werk zu setzen, und dazu an dem
heutigen Tage den ersten Grund zu setzen. [...]
Euer Herzogliche
Durchlaucht begnügen sich aber damit nicht, die Strahlen der Gnade,
durch die führwährende Aufnahme der Jugend, so allgemeinen, als wie
die Sonne, zu verbreiten; sondern die huldreiche Vorsorge in allen
Theilen der Bedürfnisse; vornehmlich die weitere Aufstellung der für
eine so zahlreiche Jugend nöthigen Vorsteher und Lehrer; auch die
weise und gnädigste Veranstaltung des,
dem Alter der Fähigkeit und der Bestimmung eines jeden, so
angemessen und so mannigfaltigen Unterrichts; überhaupt aber die
Höchst eigene und unermüdete Oberaufsicht, und die unter derselben
sich äussernde ausserordentliche Proben des glücklichsten Fortgangs
– – Diese Stücke übertreffen alle Erwartung und Exempel.
Nur ein Feind der
Wahrheit kan in Abrede seyn; nur die Mißgunst und die
Gleichgültigkeit für die Jugend kan es sehen, oder hören, und
ungerührt bleiben; nur der Haß des Neuen, und die allein für die
Erfindung eingenommene Eigenliebe kan diese fruchtbare Quelle des
guten verkennen, und vergessen, Wünsche für sie zu thun.[...]
Die Preise, womit
Euer Herzogliche Durchlaucht abermal gnädigst geruhen wollen, die
vorzüglichste Eigenschaften zu belohnen, sind von desto grösserem
Werthe, indem sie den jungen Siegern in
Höchstdero Gegenwart,
öffentlich und vor den Ohren so vieler vornehmen Zuhörer; nach
einer, von den dazu gnädigst aufgeforderten, und in jedem Theil der
Wissenschaften und Künste erprobten Kennern und Meistern,
vorgenommmenen, so genauen Untersuchung und reifen Ueberlegung; und
endlich vor den Augen ihrer zärtlich gerührten Anverwandten selber,
als Verweise blühender Dienste, mit allgemeinem Beifall zugesprochen
worden sind. [...]
Ein großer Fürst,
ein prüfender Geist, so viele Kenner, eine so erhabene Versammlung,
und ein so wichtiger Gegenstand, können zwar auch geübte Redner in
Verlegenheit bringen; aber ein solcher Grad der Gnade, deren Eurer
Herzogliche Durchlaucht Ihre Diener würdigen; kan auch den
furchtsamsten mit einiger Zuversicht zu sich selber erfüllen. «"
(Balthasar
Haug (1772): Der Zweete Stiftungstag... 1772, Quelle:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/stiftungstag_pflanzschule_solitude1772/0002)
▪
Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
▪
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
▪
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
▪
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.09.2023