Die nachfolgende ▪
strukturierte Textwiedergabe zu
»Die mörderische Konsequenz des Mitleids« von Hoimar von Ditfurth
kann als ▪
Musterbeispiel
dienen:
In dem Kommentar
»Die mörderische Konsequenz des Mitleids«, erschienen 1984 im Magazin Der Spiegel, geht es dem
Wissenschaftsjournalisten und Psychologieprofessor Hoimar von Ditfurth (1921-1989)
um die Folgen so genannter Mitleidskampagnen für die hungernden
Menschen in der Dritten Welt. Dargestellt
wird, dass die so genannten "Brotspenden" Überbevölkerung und Hunger
in diesen Regionen mittelfristig nur verschärfen und eigentlich nur
der Gewissensberuhigung der Spender dienen. Mit seinen Ausführungen richtet sich
der Autor, der sich als Kritiker verschiedener
Fehlentwicklungen in den siebziger Jahren einen Namen in Presse und
Fernsehen gemacht hat, an die Leser des Wochenmagazins und darüber hinaus an die
interessierte Öffentlichkeit. Er greift damit ein Problem auf, das
bis heute immer wieder diskutiert wird.
Der Text lässt sich in vier Sinnabschnitte einteilen. Im ersten
Abschnitt, der die Funktion der thematischen Einbettung besitzt,
schildert der Autor Fakten über das Kindersterben in der Dritten
Welt. Im zweiten Abschnitt zeigt er auf, dass reine "Brotspenden"
das Hungerproblem in dieser Weltregion verschärfen. Im dritten
Abschnitt befasst er sich mit den Motiven des einzelnen,
verschiedener Organisationen und der Kirche, lieber "Brotspenden" zu
machen als sich um die Geburtenkontrolle in der Dritten Welt zu
kümmern. Im letzten Abschnitt appelliert er an die Leserinnen und
Leser, sich nicht wider besseren Wissens zu solch fragwürdigen
Spendenaktionen verleiten zu lassen.
Hoimar von Ditfurth zeichnet im ersten Abschnitt seiner Ausführungen
ein düsteres Bild über das Sterben von Kindern in der Dritten
Welt. 40.000 von ihnen, so behauptet er, stürben täglich an den
Folgen von Unterernährung.
Derartige Fakten sollten bei nüchterner Betrachtung indessen, so
fährt er im zweiten Abschnitt fort, keine Erschütterung hervorrufen.
Denn, so begründet er diese Ansicht, wenn diese Kinder überlebten,
würde die Katastrophe ein paar Jahre später nur noch größer. Nur mit
Geburtenkontrolle, so lautet seine zentrale These, lässt sich dem
Hungerproblem in der Dritten Welt wirklich beikommen. Aus diesem
Grunde zieht der Autor auch die Schlussfolgerung, dass Spenden, die
allein die Sättigung der augenblicklich Hungernden im Auge hätten,
ihre Spender mitverantwortlich an noch größeren Hungersnöten
machten, die morgen über diese übervölkerten Regionen hereinbrächen.
Im dritten Abschnitt untersucht Hoimar von Ditfurth die Gründe
dafür, dass diese Erkenntnis nicht in die Praxis umgesetzt werde.
Dabei kommen drei verschiedene Aspekte zur Sprache: Der einzelne,
die verschiedenen Hilfsorganisationen im Allgemeinen und die Kirche
im Besonderen.
Der einzelne Spender, so behauptet er, mache sich einfach etwas vor.
Er klagt die verbreitete Heuchelei und den Selbstbetrug an, der mit
Spenden betrieben werde. Bei ihnen gehe es dem einzelnen in Wahrheit
nicht um das Schicksal der notleidenden Kinder, sondern nur um die
Beruhigung des eigenen Gewissens.
Die kirchlichen, weltlichen und kommerziellen Hilfsorganisationen
klagt er wegen zwei Gesichtspunkten an. Zum einen verschuldeten sie
mit ihrer Gedankenlosigkeit die moralische Drückebergerei des
einzelnen maßgeblich mit. Zum anderen beseitigten ihre "Brot-für-die-Welt-"
und Patenschaftskampagnen den psychologischen Druck, nach wirklichen
Lösungen für die Probleme zu suchen.
Neben dem einzelnen und den Hilfsorganisationen im Allgemeinen seien
die christlichen Kirchen, besonders die katholische,
schuld daran, dass Geburtenkontrolle in der Dritten Welt kaum
praktiziert werde. Mit Nachdruck betont er dabei das besondere
Gewicht ihrer Schuld. Denn mit ihrer rigorosen moralischen
Verurteilung von Empfängnisverhütung spreche sie sich selbst und die
Spender von jeglichem schlechten Gewissen bei. Und die Spender
wiederum könnten sich unter Berufung auf die Moral der Kirche auch
weiterhin ihr Gewissen beruhigen. Ditfurth spricht hier von einer
Komplizenschaft wechselseitiger Gewissenssalvierung, die zwischen
Kirche und Spendern bestehe. Seine Kritik an der Kirche gipfelt
dabei in dem Vorwurf, dass sie mit ihrer fragwürdigen Moral den Hungertod tausender
Kinder bewusst in Kauf nehme.
Am Ende seines Textes appelliert Hoimar von Ditfurth an die Leser,
es nicht bei Brotspenden zu belassen und daher auch der Suggestion
von Mitleidskampagnen nicht mehr zu erliegen. Sein Schlussfolgerung:
Wer dies wider besseren Wissens tue, verstricke sich erst endgültig
in Schuld.
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(Musterbeispiel)
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