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Als Einführung in die
multimediale Interpretation von Liebeslyrik empfiehlt es sich, eine
kreative Schreibaufgabe voranzustellen, mit deren Hilfe wichtige Aspekte,
die bei der multimedialen Gestaltung berücksichtigt werden müssen,
erarbeitet werden können. Dabei werden ohne den Bezug zu einem konkreten
Gedicht, das mit der multimedial-gestaltenden Interpretation erschlossen
werden soll, die Fähigkeiten, die für das multimedialen Interpretieren von
Lyrik benötigt werden, geschult. Zudem können die Schülerinnen und Schüler
dabei Schreiberfahrungen machen, die ihre Fantasie anregen und die
multimediale Umsetzung von Ideen bei der multimedialen Interpretation von
Lyrik erheblich erleichtern können. Zudem können sie in einem kreativen
Schreibprozess auch Vorkenntnisse zu Themen, Themenkreisen und anderen
Aspekten von
Liebeslyrik
einbringen, ohne sie stets in einer konsistenten Art und Weise an den
Ausgangtext zu binden.
Eine besonders gut geeignete Möglichkeit, die nötige Fach-, Methoden- und
Medienkompetenz mit dem Ziel der Gestaltung einer bestimmten Aussage in
einem Liebesgedicht zu kombinieren, stellt das Erstellen einer
Permutation aus
einer Auswahl von fünf Wörtern dar, die von Personalpronomen ich, du und wir
gebildet wird. Dabei kommt die Personalpronomen ich und du je
zweimal und das Personalpronomen wir je einmal vor. Als Variante kann
noch zweimal Sie hinzugefügt werden. (→B)
Bei einer Permutation, die meistens im Umfeld der
konkreten
Poesie angesiedelt wird, ist die Umstellung aufeinander folgender
sprachlicher Elemente durch strenges oder unsystematisches Durchspielen
möglicher Kombinationen, d. h. durch den Platzwechsel einzelner Worte,
Satzglieder etc. das dominante Gestaltungsprinzip. Als eine Form des
literarischen Experimentierens zeigt sich die Permutation auch in dem
Beispiel "kanzlerwort" (1969) von »Ludwig
Harig (geb. 1927), der damit das zum geflügelten Wort gewordenen
gestiegene Selbstbewusstsein der Deutschen und ihrem Lebensgefühl in den
fünfziger Jahren mit wirtschaftlichem Aufschwung, sukzessiver
internationaler Anerkennung und dem erstmaligen Sieg bei der
Fußballweltmeisterschaft 1954 ("Das Wunder von Bern") (vgl.
Görtemaker
1999, S.173) sprachlich-textuell auf die Probe stellte. Dabei
bezieht sich die Überschrift "kanzlerwort" wohl noch auf die 1963
gesprochenen Abschiedsworte des ersten deutschen Bundeskanzlers »Konrad
Adenauer (1876-1967) vor dem Parlament: "Wir Deutschen dürfen unser
Haupt wieder aufrecht tragen, denn wir sind eingetreten in den Bund der
freien Nationen ..." (zit. n.
Görtemaker
1999, S.391) So wird durch Umstellungen und Wiederholungen die Aussage
des Satzes immer wieder neu in Frage gestellt und zugleich auf ästhetischem
Weg unter Umständen neue, überraschende Einsichten vermittelt.
Zu neuen Einsichten kann auch die hier vorgeschlagene multimedial
gestaltete Permutation zum Thema Liebe führen. Dabei ist der Grad der von
den Schülerinnen und Schülern umsetzbare Multimedialität natürlich auch von
ihren Vorkenntnissen im Umgang mit dem PC und bestimmten Softwareprodukten
abhängig. So müssen sie
- einen Text formatieren können (Schriftgröße, Schriftart,
Schriftschnitt, etc.)
- eine Präsentation mit einem herkömmlichen Präsentationsprogramm wie
z. B. Microsoft Powerpoint erstellen können
- Grundkenntnisse im Umgang mit den Programmfunktionen haben, mit
denen Objekte (also auch Textfelder) animiert werden können.
Verlaufsskizze
Grundlegende Voraussetzung für das Erstellen einer
multimedial gestalteten Permutation ist das Vorhandensein einer
ausreichenden Anzahl von PC-Arbeitsplätzen, auf denen eine
Präsentationssoftware mit guten Animationsfunktionalitäten installiert sein
muss.
Am besten lässt sich die Arbeit als →Schreibkonferenz
organisieren, die gerade auch bei solchen kreativen Schreib- bzw.
Gestaltungsaufgaben ihr großes didaktisches Potential entfalten kann.
Dazu werden zunächst einmal Schreibkonferenz-Teams mit je drei
Schülerinnen und Schülern gebildet, die möglichst alle über einen
eigenen PC-Arbeitsplatz verfügen sollten. Ist dies nicht der Fall muss eben
versucht werden, den Textproduktionsprozess als echtes "Group
writing" zu gestalten, bei der ein gemeinsam erstelltes Textprodukt
angestrebt wird.
A.
Wie gestaltet man eine Textaussage zum Thema Liebe multimedial?
- Am Anfang erhalten die Schülerinnen und Schülerinnen und Schüler den
Arbeitsauftrag, die Wörter du, ich, und wir in
großer Zahl in Textfeldern für jedes einzelne Wort in ungeordneter Weise
auf einer Folie zu platzieren und diesen Text nach eigenem Ermessen zu
formatieren.
- Im Anschluss daran stellen sich die jeweiligen Schreibkonferenz-Mitglieder
ihre Ergebnisse vor. Kriterium des Urteils und
Peerfeedbacks
der Teammitglieder, sollte die Frage sein, wie sich aus dieser
Ansammlung von
Anredepronomen/Personalpronomen
mit →typographischen
Mitteln der →Textgestaltung
(→Schriftgestaltung,
→Kriterien zur Schriftgestaltung,
→Anmutung und Schriftcharakter,
→Print- und Bildschirmschriften)
eine Aussage über das Thema Liebe formulieren lässt.
- Im nächsten Schritt werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert
- ihnen geeignet erscheinende Überarbeitungsvorschläge ihres
Schreibkonferenzteams umzusetzen - (Folie vorher duplizieren!) -
- die Aussage ihrer Textgestaltung mit einer bestimmten
→Seitengestaltung
bzw. einem bestimmten →Seitenlayout
weiterzuentwickeln. Sie können dazu den Seitenhintergrund verändern,
die Textfelder unterschiedlich einfärben und vor allem die
Position der Textfelder mit den entsprechenden Pronomen zu
einander verändern, um eine Aussage ihres Gedichts zu gestalten.
- In einer weiteren Schreibkonferenz geben sich die Teammitglieder
wieder Feedback und überarbeiten ihre Texte, soweit ihnen die Vorschläge
einleuchten.
- Der nächste Arbeitsauftrag soll durch einfache Animationen, die
Textfelder zu dynamischen Objekten bei der Präsentation werden
lassen. Hierzu sollen eine Auswahl von Textfeldern mit möglichst
unterschiedlichen Effekten animiert werden, und zwar so, dass die
Aussage des bisher erstellten Textes verstärkt wird. Aber natürlich ist
auch das Gestalten neuer Aussagen bei der Weiterentwicklung möglich.
- In der anschließenden Schreibkonferenz geben sich die
Teammitglieder wieder Feedback und überarbeiten ihre multimedialen
Gestaltungen, soweit ihnen die Vorschläge einleuchten.
- Im Anschluss präsentiert jede Schreibkonferenz-Gruppe eine ihrer
Textproduktionen von ihrer Entstehung bis zur Präsentation mit den
gewählten Animationseffekten im Plenum.
B. Ich - du - wir - du - ich bzw. ich - du - Sie - wir - Sie - du -
ich als Material, um bestimmte Entwicklungen, Strukturen, Emotionen oder
allgemeine Liebeskonzepte in einer multimedial gestalteten Permutation zu
gestalten
Am besten lässt sich diese Schreib- bzw. Gestaltungsaufgabe, die auf dem
Teil A aufbaut, auch als →Schreibkonferenz
organisieren, die gerade auch bei solchen kreativen Schreib- bzw.
Gestaltungsaufgaben ihr großes didaktisches Potential entfalten kann.
Dazu werden wieder - u. U. in neuer Zusammensetzung -
Schreibkonferenz-Teams mit je drei Schülerinnen und Schülern gebildet,
die möglichst alle über einen eigenen PC-Arbeitsplatz verfügen sollten. Ist
dies nicht der Fall muss eben versucht werden, den Textproduktionsprozess
als echtes "Group
writing" zu gestalten, bei der ein gemeinsam erstelltes Textprodukt
angestrebt wird.
-
Die Schüler erhalten den
Auftrag, eine multimedial gestaltete Permutation mit den fünf bzw.
sieben Anredepronomen/Personalpronomen zu gestalten. Dabei sollen sie
aus folgenden
Aspekten des Themas auswählen (vgl.
Jens
Ludwig, ichduwirduich, →Multimediaversion
der Permutation)
-
Entwicklung von Liebe
(von der ersten Verliebtheit, über die junge und die reife Liebe bis
zum Ende der Liebe)
-
Emotionen der Liebe
-
Liebeskonzepte
(Romantische Liebe, freie Liebe, sentimentale Pseudoliebe etc.)
-
In Schreibkonferenzen sollen
sie dabei, wie in A ihre Permutation allmählich weiterentwickeln.
-
Am Ende werden die Ergebnisse
im Plenum vorgestellt.
C. Weitere Varianten
-
Die multimedial-gestaltende
Permutation könnte auch noch durch die Animation einzelner Buchstaben
weiterentwickelt werden.
-
Statt mit der Auswahl von
Anrede-/Personalpronomen lassen sich auch andere Begriffe zu einer
multimedial gestalteten Permutation verwenden, die z.B. in einem
vorangehenden →Clustering
zum Thema gefunden worden sind.
-
Ebenso ist die Vorgabe von
bestimmten Begriffsoppositionen wie z. B. Liebe und Hass denkbar.
-
Im Übrigen kann eine solche
Permutation natürlich auch durch Bilder (Skizzen, Fotos etc.) ergänzt
werden.
-
Gut geeignet sind auch
Redensarten zum
Thema Liebe, wie z. B.
-
Liebe macht blind.
-
Liebe vergeht, Hektar
besteht.
-
Pech im Spiel, Glück in der
Liebe.
-
Wo die Liebe hinfällt
-
Liebe geht durch den Magen.
-
Trennung ist der Liebe Tod.
-
Liebe fällt, wohin sie
will.
-
Pfade der Liebe sind
gewunden.
-
Liebe wächst mit der
Entfernung.
-
Liebe besiegt alles.
-
Im Übrigen sind der kreativen
Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013 |
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