Die ▪
Kurzgeschichte ▪»Geier« von
▪
Theo Schmich
befasst sich u. a. mit dem Thema ▪
Mobbing.
In unserer Alltagssprache wird der Begriff Mobbing häufig synonym mit dem
Begriff Schikane verwendet.
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Mobbing von engl.
to mob, was über jemanden herfallen oder sich auf jemanden stürzen
bedeutet, wird von der Duden-Redaktion unter dem Stichwort mobben,
das dem Jargon zugeordnet wird, mit folgender Bedeutungsangabe
versehen: "einen Arbeitskollegen ständig schikanieren, quälen,
verletzen [mit der Absicht, ihn aus der Firma o. Ä. zu vertreiben."
(Duden, Deutsches Universalwörterbuch 4. Aufl. 2001)
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Im englischen
Sprachraum ist der Begriff Mobbing weniger verbreitet, dort wird zur
Bezeichnung ähnlicher Vorgänge von Bossing
und Bullying gesprochen.
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Weiter gefasst als
der Mobbing-Begriff ist der Begriff der
unfairen Attacke, wie er von der »Fairness-Stiftung
verwendet wird.
Definitionen - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Über den Begriff Mobbing kursieren verschiedene
Definitionen, die zum Teil von unterschiedlichen
fachwissenschaftlichen Kontexten aus formuliert worden sind. Eine
allgemeinverbindliche Definition existiert nicht.
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Dieter
Zapf (1999) definiert den Begriff wie folgt: "Mobbing
beinhaltet, dass jemand
am Arbeitsplatz
von Kollegen,
Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert,
beleidigt, ausgegrenzt und beispielsweise mit kränkenden Arbeitsaufgaben
bedacht wird und der oder die
Mobbingbetroffene unterlegen ist. Wenn man etwas als Mobbing
bezeichnen möchte, dann muss dies
häufig und wiederholt auftreten
(z.B. mindestens einmal pro Woche)
und sich
über einen
längeren Zeitraum erstrecken (
mindestens ein halbes Jahr ).
Es handelt sich nicht um Mobbing bei einmaligen Vorfällen. Es handelt
sich auch nicht um Mobbing, wenn zwei gleich starke Parteien in Konflikt
geraten." (Dieter Zapf, Zeitschrift für Arbeits- u.
Organisationspsychologie, 1999)
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Axel Esser
und Martin Wollmerath (1997, 2001, 2006) geben folgende
Definition: "Mobbing ist ein
Geschehensprozess in der
Arbeitswelt, in dem destruktive Handlungen unterschiedlicher Art
wiederholt und über einen längeren Zeitraum gegen Einzelne
vorgenommen werden, welche von den Betroffenen als eine Beeinträchtigung
und Verletzung ihrer Person empfunden werden und dessen ungebremster
Verlauf für die Betroffenen grundsätzlich dazu führt, dass ihre
psychische Befindlichkeit und Gesundheit zunehmend beeinträchtigt
werden, ihre Isolation und Ausgrenzung am Arbeitsplatz zunehmen, dagegen
die Chancen auf eine zufriedenstellende Lösung schwinden und der
regelmäßig im Verlust ihres bisherigen beruflichen Wirkbereichs endet."
(Esser/Wollmerath
2001, S.18)
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Der Arbeitspsychologe
Hans Leymann (1995)
definiert Mobbing folgendermaßen: "Unter Mobbing wird eine
konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz
unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen
verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist (1) und von
einer oder einigen Personen systematisch, oft (2) und
während längerer Zeit (3) und mit dem Ziel und/oder dem Effekt des
Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis (4) direkt oder indirekt
angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet." (Leymann
1995, S. 18) Diese Definition wird auch von der
Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing (GpSM) e. V.
verwendet.
Die drei ▪
Definitionen repräsentieren zunächst einmal verschiedene ▪
Definitionstypen. Die Definition von Zapf ist eine ▪
extensionale Definition, während die beiden anderen
▪
intensionale Definitionen
darstellen. Sie lassen sich außerdem als
▪
Realdefinitionen
(Sacherklärung) verstehen.
Alle drei
Definitionen gehen von einer bestimmten lebensweltlichen Verortung des
Phänomens aus, stellen Mobbing in den Zusammenhang bestimmter sozialer
Strukturen und Kontexte. In allen drei Definitionen wird das Phänomen
der Arbeitswelt zugeordnet. Die Menschen, die dort miteinander zu tun
haben, bilden größere und kleinere formelle Gruppen, also gewisse
"Zwangsgemeinschaften", auf deren Zugehörigkeit der einzelne meistens
keinen Einfluss hat.
Wer mit
anderen zusammenarbeitet, tut dies - selbst wenn er mit bestimmten
Personen gerne in einem Team zusammen ist - in der Regel nicht aus
freien Stücken, sondern weil betriebliche oder arbeitstechnische Gründe
dafür vorliegen. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass in Gruppen,
denen man ohne äußere oder innere Zwänge angehört, Mobbing eher eine
Randerscheinung darstellt.
Wer in einem
Freizeitverein von anderen gemobbt wird, kann und wird in der Regel
diesen Verein verlassen und sich gegebenenfalls anderen anschließen. Für
die mobbende Gruppe ist indessen das Problem dadurch keineswegs gelöst.
Als weiteres
wichtiges Definitionsmerkmal verstehen die drei vorstehenden
Definitionen die zeitliche Dauer der destruktiven Handlungen.
Übereinstimmend wird dabei betont, dass eine gewisse Häufigkeit in einem
vorgegebenen zeitlichen Rahmen und eine längere Zeitdauer bei
destruktiven Handlungen vorliegen muss, die als Mobbing bezeichnet
werden können.
Der Fixierung
bestimmter Zeiträume oder Häufigkeitsverteilungen, wie sie von
Zapf
formuliert werden ("
mindestens einmal pro Woche" und "mindestens
ein halbes Jahr"), wird man freilich nur mit größter Vorsicht
genießen können, denn solche Angaben geben lediglich einen willkürlich
gesetzten Anhaltspunkt und sind nicht das Ergebnis
wissenschaftlich-empirischer Untersuchungen. Und doch sind sie Antworten
auf vielfach gestellte und meist recht unbefriedigend beantwortete
Fragen nach der Dauer und Häufigkeit des Phänomens Mobbing, wenn es von
anderen Konflikten und Streitigkeiten abgehoben werden soll.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
13.10.2020
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