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Analyse einer dramatischen Szene
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Sprechakte und Regiebemerkungen I,1
Um eine Szene wie
I,1:
Nathan bei seiner Ankunft im Gespräch mit Daja zu ▪
untersuchen und zu interpretieren, ist es hilfreich, sich
Gedanken zu machen, welchen Absichten ▪ Nathan
und ▪
Daja
mit ihren Äußerungen im Dialog miteinander verfolgen.
Dies kann man mit einer sogenannten Sprechaktanalyse
analysieren. Voraussetzung für die Sprechaktanalyse im
Zusammenhang mit der Interpretation dramatischer Texte sind gewisse Grundkenntnisse zu
Sprechakten
Dabei besteht der Ansatz darin, dass man beschreibt, was
Nathan oder Daja sprechend tun, wenn sie sich unterhalten.
Beispiel:
DAJA. Er ist es! Nathan! - Gott sei ewig Dank,
Dass Ihr doch endlich einmal wiederkommt.
NATHAN.
Ja, Daja; Gott sei Dank! Doch warum endlich?
Hab ich denn eher wiederkommen wollen?
Und wiederkommen können?
...
In diesem Fall begrüßt Daja, offensichtlich
aufgeregt (Ausrufe !), zeigt sich erleichtert
("Gott sei ewig Dank!") und macht Nathan den Vorwurf,
dass er zu lange fortgewesen sei ("endlich einmal
wiederkommt.")
Nathan begrüßt Daja, indem er ihren Anruf Gottes
aufnimmt, und will wissen, was sie mit dem Vorwurf
("endlich") gemeint habe. Er zeigt sich erstaunt, da
er eigentlich weder früher zurück sein wollte noch konnte
und stellt dazu entsprechende Fragen.
Natürlich sind solche Sprechaktanalysen stets eine
Interpretation, denn nur eine reale Person kann, wenn sie will,
einen verlässlichen Aufschluss darüber geben, was sie. wie man
sagt, sprechhandelnd tut. Was man also im Zusammenhang der
Sprechaktanalyse von dramatischen Dialogen feststellt, erhebt
also keinen Anspruch auf Wahrheit, sondern auf Plausibilität,
die sich auf den Text stützen kann.