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Die
Reaktionen von Josef. K. bei seiner "Verhaftung"
in
Franz Kafkas Roman "Der
Prozess" schwanken zwischen verschiedenen Einstellungen, Haltungen und
Gefühlen. Man kann sie zwischen den Polen Selbstsicherheit und Unsicherheit
darstellen. Dabei gibt es natürlich auch Übergänge zwischen den
verschiedenen Bereichen und Elemente der äußeren und inneren Handlung, die
sich nicht eindeutig zuordnen lassen.

Wie Josef K. seine "Verhaftung"
im 1. Kapitel des Romans "Der
Prozess" von
Franz Kafkas erlebt, lässt sich auf der Grundlage der Textanalysewie folgt darstellen. Dabei sind nicht alle Aspekte, aus
Zuordnungsgründen, enthalten.

Als Arbeitauftrag eignet sich dazu die folgende Arbeitsanregung:
Untersuchen Sie das 1. Kapitel (= Verhaftung) in Kafkas Prozess und tragen Sie der Reihenfolge der Erzählung nach Elemente der inneren und
äußeren Handlung in das Schema ein, die die Deutung der Ereignisse durch
Josef K. zwischen den Polen größter, auch bewusst inszenierter
Selbstsicherheit und größter Verunsicherung verdeutlichen. Nummerieren Sie
diese Elemente in Ihrem Text oder führen Sie eine separate Liste. Verbinden
Sie Ihre "Punkte" am Ende mit einer Linie.
Die Verhaltensweisen und Reaktionen K.s schwanken zwischen
den Polen Selbstsicherheit und Unsicherheit, wobei die Bewertung der
Intensität des Ausschlages, wie er in dem Diagramm vorgenommen wird,
selbstredend sehr von den Einschätzungen des jeweiligen Betrachters abhängt.
Das Josef K. aber zwischen den Polen Unsicherheit und Verunsicherung auf der
einen und Selbstsicherheit und Selbstinszenierung auf der anderen Seite
schwankt, kann mit der Skizze gut veranschaulicht werden. Dabei lassen sich
auch auf dem Weg der
indirekten Charakterisierung der Figur K.s wichtige Aufschlüsse über den
Charakter des Protagonisten gewinnen. Was am Morgen seines 30.
Geburtstages passiert, passt jedenfalls nicht in das K. verfügbare
Handlungsschema und eine Anpassung daran misslingt. (→Schematheorie)
Es zeigt sich damit, was
Beicken (21999, S.47) zusammenfassend betont: "Die Verhaftung
als Störfaktor beeinträchtigt K.s Wahrnehmungsfähigkeit (er erkennt die drei
Bankkollegen nicht. Seine Bewusstseinskontrolle ist gemindert, er verliert
leicht die Beherrschung und sein »normalvernünftiges« Denken ist
verunsichert trotz des Versuchs, im konventionellen Verhalten einen Halt zu
finden. Unterhalb dieser Anpassungsweisen zeigt sich durchweg Ambivalenz und
Unentschiedenheit. In der Bekleidungsszene wird K.s Überbewertung des
Äußerlichen durch sein penibles Befolgen gesellschaftlicher Rituale
deutlich. K.s Sozialverhalten, sein Bestehen auf korrekten
Umgangsformen (rücksichtlose
Leute) und Rollendenken (ebenbürtige Menschen), sein
Statusbewusstsein (untergeordnete Beamte), seine Herablassung (geistige
Beschränktheit) und sein Dünkel (vernünftige Menschen) ergeben das Bild
einer scheinhaften überangepassten Existenz.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.02.2014
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