Im Internet kursieren mittlerweile unzählige Interpretationen zu ▪
Peter
Bichsels
▪
Kurzgeschichte
▪»Die Tochter«,
die zum Teil von zumindest zweifelhafter Qualität sind. Manchmal
springen einem die Mängel geradezu ins Auge, vorausgesetzt man ist
kompetent genug zu sehen. Aber es gibt natürlich auch Fälle, die
nicht so offenkundig Mängel enthalten.
Wer nur auf der Suche nach der "schnellen Lösung" eines
Schreibproblems ist, muss jedenfalls aufpassen:
Denn, wer solche Interpretationen einfach per drag'nd drop kopiert und
plagiatiert, ist leicht zu überführen. Aber was eigentlich schwerer
wiegt, ist die Tatsache, dass jemand, der dies tut, offenbar nicht
in der Lage ist, die Qualität der Interpretationen zu beurteilen.
Ansonsten müssten ihr / ihm die Fehler und Mängel auffallen. Alles
zusammen zeugt von mangelnder Fachkompetenz, Schreibkompetenz und
Medienkompetenz des Plagiateurs.
Die nachfolgende Sammlung stellt Interpretationsaussagen zu ▪
Peter
Bichsels
▪
Kurzgeschichte
▪»Die Tochter« zusammen, die sich
im Internet finden.
Weil sie aus dem Zusammenhang gerissen und gleichzeitig überarbeitet
worden sind, nennen wir sie hier "Internetsplitter".
Die hier aufgezeigten Mängel sollen nicht zum Ausdruck bringen,
dass von den hier zitierten Texten insgesamt abzuraten ist,
sie haben eben ihre Vorzüge und Nachteile. So muss man sich, wenn
man sie insgesamt beurteilen will, natürlich auch das jeweilige
Ganze betrachten.
Vorsicht Abzocke!
Geld auszugeben für solche Interpretationen lohnt sich aber in
der Regel nicht, auch wenn ihre Autorinnen und Autoren
behaupten, sie hätten mit ihrer Arbeit eine gut bis sehr gute Note
bekommen. (Wer kann dies schließlich nachprüfen? Und: Was, wenn es
stimmt, die jeweilige Lehrkraft dazu bewogen hat, eine solche Note
zu geben, steht eben auch in den Sternen!)
Hervorhebungen im Text durch teachSam
1."Im Kontrast zu dem Esstisch oder der Küche steht Monikas
Zimmer. Es ist für die damalige Zeit, nach dem 2. Weltkrieg als die
meisten Kriegsschäden schon behoben wurden, sehr modern
eingerichtet. In ihm findet sich zum Beispiel: "ein Plattenspieler"
und "ein Hocker aus marokkanischem Leder" (Zeile 10; 12). Diese
Gegenstände beschreiben ebenso, wie die Stadt
die Weitläufigkeit und
die Distanzierung zu ihrem Elternhaus. Zudem wird dies durch die
zahlreichen städtischen Attributen hervorgehoben."
"Das Ehepaar redet in ihrem Dialog oft aneinander vorbei, was darauf
schließen lässt, dass sie nicht gezielt aufeinander eingehen und
sich nicht korrekt verständigen (vgl. Zeile 32–40). Die Geschichte
wird von einem neutralen, sowie auktorialen Erzähler erzählt. Der
auktoriale Erzähler wird verwendet, um die Tochter zu beschreiben.
Der neutrale Erzähler wird hingegen verwendet, um die Geschichte zu
beginnen, dadurch erhält der Leser ein Blick von außen und wird zum
Beobachter. "
https://lyrik.antikoerperchen.de/die-tochter-peter-bichsel,text,674.html
Fragen und Probleme:
-
Was ist wohl
gemeint, wenn von der damaligen Zeit gesprochen wird?
-
Was soll
bedeuten, wenn von zahlreichen städtischen Attributen die Rede
ist?
-
Das Ehepaar redet
aneinander vorbei. Das lässt also darauf schließen, dass sie
aneinander vorbeireden? Sprechen Vater und Mutter eine andere
Sprache oder warum können sie sich nicht "korrekt verständigen"?
-
Warum wird die
Analyse der Erzählperspektive ohne Textbezug vorgenommen?
2.
"Die Kurzgeschichte eröffnet eine schillernde
Thematik bzw. Themenvielfalt, wobei sich die Geschichte grob unter
dem Begriff 'Kommunikationsprobleme (in der Familie)' zusammenfassen
lässt. Dabei stehen die Kommunikationsprobleme zwischen den
Generationen bzw. anders ausgedrückt der Generationskonflikt im
Vordergrund.""Danach folgen Angaben zu Monika. Der Leser erfährt,
dass sie in der Stadt arbeitet, sie mit dem Zug zur Arbeit fährt und
die Bahnverbindungen schlecht sind. Anschließend wird das
Personalpronomen »sie« aus dem Eingangssatz schrittweise näher
bestimmt. Der dritte Satz spezifiziert »sie« durch die Apposition
»er und seine Frau« näher. In Zeile 2-4 erhält der Leser dann die
zusätzliche Information, dass »sie«, seit Monika in der Stadt
arbeitet, d. h. seit einem Jahr, das Abendessen eine Stunde später
zu sich nehmen: »[...] Früher hatten sie eine Stunde eher gegessen.
Jetzt warteten sie täglich eine Stunde am gedeckten Tisch [...]«. In
Zeile 5 werden »sie« dann als Eltern von Monika bestimmt, da nun die
Begriffe »Vater« und »Mutter« gewählt werden. Diese sitzen täglich
ab halb sieben in ihrer gewohnten Sitzordnung am gedeckten Tisch und
warten auf die Heimkehr ihrer Tochter."
Janina Schnormeier (Autor), 2009, Analyse und
Interpretation der Kurzgeschichte „Die Tochter“ von Peter Bichsel
mit Unterrichtsentwurf für eine 10. Klassenstufe, München, GRIN
Verlag,
https://www.grin.com/document/155115
Fragen und Probleme:
-
Was soll die
Bemerkung von der angeblich schillernden Thematik, welche die
Kurzgeschichte "eröffnet"?
-
"Grob"
zusammengefasst unter einem Begriff oder als Thema?
-
Welchen Sinn für
die Interpretation soll die ausführliche Untersuchung des
Personalpronomens "sie" machen?
3.
"In der Kurzgeschichte »Die Tochter« von Peter Bichsel wird
ein treusorgendes Ehepaar vorgestellt, das auf seine erwachsen
gewordene Tochter wartet.""Aus den oben genannten Gründen komme
ich außerdem zu dem Entschluss, dass das Verhältnis zwischen den
Eltern und der Tochter fremdartig ist. Ich kann mir aber nicht
vorstellen das es schon immer so fremdartig gewesen ist ich denke,
dass es für alle eine neue Situation ist an die sich alle erst
gewöhnen müssen. "
https://e-hausaufgaben.de/Hausaufgaben/D1568-Interpretation-Die-Tochter-von-Peter-Bichsel.php
Fragen und Probleme:
-
Wo steht, dass
das Ehepaar "treusorgend" ist? Wird es vorgestellt oder in der
Geschichte dargestellt?
-
Warten, warten
... warum eigentlich?
-
Was ist
eigentlich ein fremdartiges Verhältnis?
-
Schon mal etwas
von Zeichensetzung gehört?
4.
"In der Kurzgeschichte »Die Tochter« von Peter Bichsel wird
ein treusorgendes Ehepaar vorgestellt, das auf seine erwachsen
gewordene Tochter wartet. Während das Ehepaar in der Küche ist,
kreisen ihre Gedanken um ihre Tochter. Dabei stellen sie fest, dass
Monika groß geworden ist und doch sehr der Schwester des Vaters
ähnelt. (vgl. Z. 12/13)"
https://www.abipur.de/referate/stat/669508903.html
Fragen und Probleme:
-
Wo steht, dass
das Ehepaar "treusorgend" ist? Wird es vorgestellt oder in der
Geschichte dargestellt?
-
Erst warten sie
auf ihre erwachsen gewordene Tochter, dann stellen sie fest,
dass Monika (?) groß geworden ist?
-
Was soll an
dieser Stelle eigentlich der Hinweis, dass die Eltern
feststellen, dass sie doch sehr der Schwester des Vaters ähnle?
5. Drei Seiten für 2,99 Euro, angeblich 13 Punkte
"Die Kurzgeschichte »Die Tochter« von Peter Bichsel erschien 1964
handelt von Monika, einer jungen Frau, die in der Stadt arbeitet.
Ihre Eltern beschreiben dabei sie und wie sie sich ihr Leben
vorstellen.
Eine Deutungshypothese ist, dass sich hierbei die Lebensweisen von
Monika und ihren Eltern stark unterscheiden: Sie lebt eher
fortschrittlich, während ihre Eltern eine traditionelle Lebensweise
führen. Bezogen auf eine historische Einordnung, lässt sich auch die
Handlung dieser Geschichte vermutlich in die 60er-Jahre einordnen.
Es handelt sich in dieser Geschichte um einen personalen Erzähler,
der die Sichtweise der beiden Elternteile wiedergibt. Da nur
Vermutungen über das Leben Monikas angestellt werden, ist es
unwahrscheinlich, dass es sich um einen auktorialen Erzähler
handelt.
Dies zeigt, dass die Verbindung zwischen Eltern und Tochter schwach
und kaum vorhanden ist."
"All diese kostspieligen Einrichtungsgegenstände sind Zeichen für
einen hohen Lebensstandard, was durch eine Aufzählung verstärkt
wird."
"In der letzten Passage (vgl. Z. 30-38) lässt sich wörtliche Rede
wiederfinden, die aus einem Dialog zwischen den beiden Elternteilen
stammt. Auch diese Unterhaltung dreht sich um ihre Tochter (vgl. Z.
30 ff.).
Beide reden sehr positiv von ihr und rechtfertigen negative
Gesichtspunkte (»Andere Mädchen rauchen auch« Z. 33).
Wieder lehnt Monika ein Gespräch zu ihren Eltern ab, was ebenfalls
zeigt, dass sie von ihren Eltern abrückt (vgl. Z. 35)."
https://www.hausarbeiten.de/document/447062
Fragen und Probleme:
-
Handelt die
Geschichte wirklich von einer jungen Frau, die in der Stadt
arbeitet?
-
Was soll das
heißen, wenn gesagt wird: "Ihre Eltern beschreiben sie dabei"?
-
Die
Deutungshypothese kann sich nicht darauf beschränken, dass beide
Parteien unterschiedlich sind, sondern sollte sich daran
ausrichten, was sich daraus ergibt.
-
Wodurch wird denn
gezeigt, dass "die Verbindung zwischen Eltern und Tochter
schwach und kaum vorhanden ist"? In welchem Zusammenhang steht
eigentlich dieses Aussage?
-
Was wird "durch
eine Aufzählung" verstärkt?
-
Geht's noch
komplizierter? "In der letzten Passage ... aus einem Dialog
zwischen den beiden Elternteilen stammt."
-
"Beide reden sehr
positiv von ihr" - nur was sagen sie denn?
-
"Wieder lehnt
Monika ein Gespräch zu ihren Eltern ab" - "zu ihren Eltern?"
Lehnt sie ab oder macht sie etwas anderes?
6.
"Peter Bichsel schrieb in der auktorialen Erzählebene,
da
er zwischen dem Leser und den handelnden Personen vermittelt. Da die
erzählte Zeit kürzer ist als die Erzählzeit, hat der Text einen zeitraffenden Effekt. "
https://www.lerntippsammlung.de/Interpretation-Die-Tochter.html
Fragen und Probleme:
-
Zeitraffung:
Erzählte Zeit > Erzählzeit!
-
Erzählperspektive
falsch und ohne den Ansatz, die eigenen Behauptungen am Text zu
belegen.
7.
"Die Mutter bittet die Tochter, etwas auf französisch zu sagen, der
Vater entsprach diesem Wunsch, doch sie wusste nicht was sie sagen
solle. Die Eltern sind so verzweifelt, dass sie sich bereits
Kommunikation in einer aller Voraussicht nach fremden und für sie
unverständlichen Sprache wünschen – doch nicht einmal diesem Wunsch
kann Monika erfüllen."Anatoli Bauer,
https://uni-24.de/bichsel-peter-die-tochter-beispiel-interpretation-einer-kurzgeschichte-tz21/
Fragen und Probleme:
8.
"Die zwei verschiedenen Lebenswelten werden vom Autor sehr
unterschiedlich, bzw. mit sehr großem Abstand zueinander
beschrieben. "
https://www.prüfung-ratgeber.de/2013/05/die-tochter-peter-bichsel-interpretation/
Fragen und Probleme:
9.
"Inhaltsangabe:
In der Geschichte geht es um ein wohl älteres Ehepaar, das jeden
Abend auf die auswärts arbeitende Tochter mit dem Abendessen wartet.
Die Zeit wird gefüllt mit dem Versuch, sich vorzustellen, wie die
Tochter als »Bürofräulein« in einer Großstadt arbeitet, deutlich
wird, dass das für die Eltern eine fremde Welt ist, mit der sie
nicht ganz mithalten können. Interessant ist, dass die Tochter zwar
viele Erwartungen der Eltern erfüllt, was das äußere
Erscheinungsbild angeht, aber erstaunlicherweise weder erzählen
kann, was sie eigentlich in der Stadt so macht, noch etwas in der
angeblich von ihr beherrschten französischen Sprache zu bieten hat.
Über allem hängt schon die Ahnung der weiteren Entwicklung, die die
Tochter ganz aus dem Elternhaus herausführen wird."
Helmut Tornsdorf,
https://www.endlich-durchblick.de/die-besten-kurzgeschichten-kurz-vorgestellt/bichsel-peter-die-tochter/
Fragen und Probleme:
10.
"Der Text ist aus der Sicht des allwissenden Erzählers
geschrieben, der sich
beliebig in die Gedanken der beiden Personen am Tisch
hineinversetzen kann.
Als Hauptstilmittel des Textes fungiert die erlebte Rede, mit der
viele Gedanken
des zweiten Abschnitts dargestellt werden. Durch sie wird die
Einteilung und
Zuordnung der Gedanken kompliziert, aber dafür hat der Autor
erreicht, dass der
Leser sich sehr gut in die Wartesituation und die Gedanken der
Eltern hineinversetzen kann. So kann man oft sehr schwer trennen zwischen
Informationen, die
der allwissende Erzähler dem Leser gibt, und Gedanken, die durch
erlebte Rede
dargestellt werden. Am Anfang des zweiten Abschnitts kann man im
Prinzip nur
begründet vermuten, dass hier Gedanken der Mutter beschrieben werden
sollen."
Peter Schlaile,
https://peter.schlaile.de/cheats/schule/tochter.txt
Fragen und Probleme:
-
An welcher Stelle
des Textes zeigt sich, dass der Erzähler sich beliebig in die
Gedanken der beiden Personen hineinversetzen kann?
-
Erlebte Rede als
"Stilmittel"? Wo kann die Darbietungsform also solche begründet
nachgewiesen werden?
-
"Am Anfang des
zweiten Abschnitts kann man im Prinzip nur begründet vermuten" -
Was soll das eigentlich heißen:
11. Zwei Seiten für 3,30 Euro, volle Punktzahl nach Bewertung durch die
Redaktion?
"Die Geschichte nimmt nur wenig Zeit in Anspruch durch die
genauen, detailreichen Beschreibungen wird eher zeitdehnend erzählt,
die Langeweile des Wartens wird so auch für den Erzähler spürbar,
denn es geschieht in dieser Geschichte rein gar nichts. Die
Geschichte spielt am Abend, der Abend ist meist eine Zeit, wo etwas
zu Ende geht, eine Zeit des Abschieds. Die Eltern vertreiben sich
sich ihre Zeit mit Erinnerungen und kurzen Gesprächen. Auch in
räumlicher Hinsicht gibt es keine Bewegung, die Eltern sitzen nur in
der Küche herum."
Stephen H.,
https://dokumente-online.com/textinterpretation-zu-die-tochter-von-peter-bichsel.html
Fragen und Probleme:
-
"Die Geschichte nimmt nur wenig Zeit in Anspruch durch die
genauen, detailreichen Beschreibungen wird eher zeitdehnend
erzählt": Was bedeutet "nur wenig Zeit in Anspruch"?
-
Wird die
Langeweile für den Erzähler oder den Leser spürbar?
-
Stimmt das mit
dem zeitdehnenden Erzählen?
-
In der Geschichte
geschieht "rein gar nichts"?
-
"Überinterpretiert": "Die Geschichte spielt am Abend, der Abend ist meist eine Zeit, wo etwas
zu Ende geht, eine Zeit des Abschieds.
-
"Auch in
räumlicher Hinsicht gibt es keine Bewegung" - Was soll die
Bemerkung?
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023